Bloodbath
"Grand Morbid Funeral" auf dem Seziertisch

Special

Bloodbath

Mit ihrer neuen Schlachtplatte ist BLOODBATH wieder ein kleines Meisterwerk gelungen. So zumindest urteilt Kollege Peter Mildner in seiner Review zu „Grand Morbid Funeral“ . Aus diesem Grunde haben sich die Kollegen Christoph Meul, Jakob Volksdorf, Eckart Maronde, Tobias Kreutzer und Anton Kostudis des Albums angenommen und zerlegen es nun genüsslich in seine Einzelteile. Aber lest selbst…

Christoph: Hui, die könnte sogar der VALLENFYRE dieses Jahr in den Bestenlisten Konkurrenz machen.

Jakob: In seinem Sektor mausert sich „Grand Morbid Funeral“ in wenigen Minuten zu einem der Highlights des Jahres. Ohne großartigen Anlauf zündet die Scheibe bereits mit dem ersten Song – Volltreffer!

Anton: Fies, auf jeden Fall. Fettes Schlagzeugspiel, richtig fette Gitarren. Klingt insgesamt unglaublich charakteristisch. Das Teil versprüht einen ausgeprägten Charme, das steht fest.

Eckart: Ziemlich heftig, riffbetont und selbstbewusst.

Tobias: Danke, dass es diese Band gibt. Ein, zwei hervorstechende Songs hätten es sein dürfen. Aber das ist Meckern auf sehr hohem Niveau. Und man merkt, dass die Jungs das neben ihren Hauptbands machen – einfach weil sie Bock drauf haben und es können.

Christoph: Schwer zu sagen. Aber definitiv einige der vehementesten: „Let The Stillborn Come To Me“, „Famine Of God’s Word“, „Beyond Cremation“ oder „Infernal Necropsy“.

Jakob: Ganz eindeutig „Church Of Vastitas“. Grandioser, vergleichsweise langsamer, Stampfer, welcher durch ein stimmiges Intro, einen wahnsinnig zähen, doomigen, Hauptteil und ein Ende im düsteren Midtempo auch nach einiger Zeit lückenlos im Kopf verbleibt.

Eckart: Das doomige „Church Of Vastitas“, der knallige Opener „Let The Stillborn Come To Me“ und das fluffig geriffte „Mental Abortion“.

Tobias: Der schleppend-brutale Titeltrack. Hier passt Holmes Stimme wie die Faust in den in die schmerzverzerrte Zombiefratze. Meiner Meinung nach hätten BLOODBATH auf „Grand Morbid Funeral“ auch ruhig öfters ihre Midtempo-Qualitäten ausspielen können.

Anton: Die groovigen Parts in „Beyond Cremation“ sind saugeil. Mein Favorit ist allerdings „My Torturer“: zackig und rasend zu Beginn, mit coolen Drumparts versehen, dann wird kurz fies gewalzt. Der Schluss ist einfach nur göttlich. Richtig starker Song.

Christoph: Wie der einer Spätachtziger-Death-Metal-Platte. Und das war ja offenbar beabsichtigt.

Jakob: Ziemlich oldschoolig, typisch für Death-Metal-Produktionen der 80er/90er Jahre. Im Kontext erscheint diese Entscheidung jedoch sinnvoll. Ein beinahe perfektes Zusammenspiel aus Wort und Klang.

Eckart: Herrlich, die Gitarren sägen sich in die Gehörgänge, das Schlagzeug knallt, und alles zusammen ist ziemlich großräumig abgemischt – nicht mehr ganz so direkt wie früher, aber nicht minder brutal.

Tobias: Klasse. Knarzig und roh auf der einen Seite, transparent und angemessen drückend auf der anderen. Die Scheibe klingt nicht ganz so gewollt nach alter Schule wie das Debüt und genügt auch modernen Soundstandards. Dabei geht ihr aber nie das ab, was viele Extreme Metal-Platten dieser Tage missen lassen: Seele und einen eigenen Charakter.

Anton: Herausragend. Die allererste Gitarrensalve klatscht gleich mit ordentlich Pfeffer in die Visage. Superb ausbalanciert, das Ganze. Ein wenig mehr Kick auf die Bassdrum wäre auch nach meinem Geschmack gewesen. Egal, hier gibt es tatsächlich überhaupt nichts zu meckern.

Jakob: Nick Holmes brachte einige positive Veränderungen mit sich: aufgrund seines Gesangsstils kommen die düsteren, unheimlich starken Texte noch besser zum Ausdruck als je zuvor – ohne Abstriche bei Brutalität und Kompromisslosigkeit. Er verleiht der Band, als auch deren Musik, ein wahnsinniges, unvergleichbares Gesicht. Ohne Zweifel mein bisheriges Highlight in der BLOODBATH Diskographie.

Anton: „Nightmares Of Flesh“ ist nach wie vor mein Favorit. Das bedeutet aber nicht, dass die Neue schlecht ist. Es ist eine sehr gute Scheibe, verdammt düster und hier und da auch ein wenig verschachtelt. Und das sagt mir unterm Strich einfach einen Tacken weniger zu als die doch eher straighten Tägtren-Taten.

Eckart: Sicherlich ein Höhepunkt. Was im Vergleich zu früher ein wenig fehlt, sind die sich einschmeichelnden Melodien. Trotzdem bietet „Grand Morbid Funeral“ genügend Abwechslung und bleibt über das erste, zweite, dritte Hören interessant, so dass nicht immer nur „Resurrection Through Carnage“ auf dem Plattenteller landen müsste.

Tobias: Schwierig. Es lässt sich mit allem Recht sagen, dass BLOODBATH bis jetzt kein schlechtes oder auch nur durchschnittliches Album abgeliefert haben. „Grand Morbid Funeral“ ist da keine Ausnahme und muss sich doch hinter den beiden Åkerfeldt-Gastspielen „Resurrection Through Carnage“ (#1), „The Fathomless Mastery“(#2) und dem Tägtgren-Beitrag „Nightmares Made Flesh“ (#3) an hinterster Stelle einreihen. Wobei, es ist zumindest ein gemeinsamer dritter Platz.

Christoph: Überraschend gut. Dafür, dass er gut zwei Jahrzehnte aus der Übung war, wirkt sein Gesang erstaunlich zwingend, schön räudig und fies. Eigenständig. Klar, er klingt nicht mehr so ultrabrutal wie etwa auf den PARADISE LOST-Demos oder „Lost Paradise“, aber der Ansatz ist hier auch ein etwas anderer.

Jakob: Richtig gut, einfach nur richtig gut. Im Gegensatz zum „ausgeschiedenen“ Mikael Åkerfeldt kommt „Old Nick“ zwar eine ganze Ecke verständlicher daher, jedoch ohne an Brutalität und Aggression einzubüßen. Gutturale Variation auf dem höchsten Niveau.

Eckart: Ich mag seinen Gesang. Nicht nur, weil ihm das wohl niemand mehr zugetraut hätte, so ins Horn zu grunzen, sondern weil sich Old Nicks Gesang wirklich kernig anhört.

Tobias: Zugegeben, nach dem vorab veröffentlichten „Unite In Pain“ war ich etwas skeptisch was Nick Holmes‘ Growls angeht. Die alten Tage der Death Metal-PARADISE LOST sind ja nun auch schon ein gutes Stück her und irgendwie vermisste ich doch einiges an Brutalität. „Grand Morbid Funeral“ am Stück zu hören, belehrte mich jedoch sofort eines besseren. Lässt man sich erst einmal auf Nicks Old School-Ansatz ein, gewöhnt man sich recht schnell an den röchelnden Kadaver dort hinter dem Mikro. Dennoch: Gegen Åkerfeldt und Tägtgren kann Mr. Holmes nicht ankommen. Wenige können das.

Anton: Holmes hat definitiv eine einzigartige Stimme – mit der er im Verlauf der Scheibe auch gut arbeitet und variiert. Ich finde seinen Gesang, ehrlich gesagt, bemerkenswert gut. Nicht zuletzt ist es ja auch Holmes‘ außergewöhnliches Geröchel, das dieser Scheibe ihr markantes Flair verleiht.

Christoph: Leider etwas zu modern, eine Photoshop-Arbeit. Dafür dann aber doch noch recht stimmungsvoll.

Jakob: Düster und bedrohlich. Künstlerisch nicht sonderlich aus der Masse herausstechend. Im Zusammenspiel mit der Musik betrachtet jedoch hervorragend gewählt.

Eckart: Gelungen, durch die Reduziertheit in der Farbgebung und den verstörenden Blick. Was ich aber noch geiler finde, ist das Bandfoto.

Anton: Finde ich scheiße. Unstimmig, irgendwie. Wären Bandlogo und Albumtitel nicht auf dem Cover platziert, wäre es stimmungstechnisch ganz ok. So aber kommt irgendwie Unruhe in die Optik. Nicht mein Fall.

Tobias: Das Artwork gefällt mir sehr gut. Das kultige „Resurrection Through Carnage“-Design bleibt zwar unerreichbar, aber das Teil huldigt auf geschmackvolle Art und Weise klassischen Death Metal-Covers, ohne dabei zu gorig oder einfach nur hässlich zu sein.

Jakob: Definitiv. Ohne sich zu weit vom Ausgangspunkt zu entfernen, gelingt es der Band ein weiteres Mal, sämtliche Referenzen der involvierten Musiker (HYPOCHRISY, KATATONIA, PARADISE LOST) einfließen zu lassen. Mit Nick Holmes verpflichtete man einen der vermutlich Begabtesten seiner Sparte. Wenn „Grand Morbid Funeral“ einer Supergroup nicht gerecht wird, was dann?

Eckart: Ich finde schon. BLOODBATH besitzen eine eigene Identität, die über die Summe der einzelnen Bandmitglieder hinausgeht, und „Grand Morbid Funeral“ hat genügend Substanz, um diesem Status gerecht zu werden.

Anton: Startruppe hin oder her – sagen wir mal so: Es gab in der Vergangenheit sicherlich eine Menge Projekte mit „Starbeteiligung“, die sich letztlich als lauer Furz entpuppt haben. Das allerdings ist „Grand Morbid Funeral“ keinesfalls. Es ist ein starkes Album, das vor allem Indivualität und Atmosphäre besitzt.

Tobias: Definitiv. Das hier ist Death Metal auf allerhöchstem Niveau. Keine Weiterentwicklung des Genres zwar, aber so viel mehr als bloße, rückwärtsgewandte Hommage an alte Helden. Wer diese Band nicht mag, der mag auch keinen Death Metal.

18.11.2014
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