Blind Guardian
Der Bombast übernimmt

Special

Bild: Blind Guardian - Imaginations From The Other Side (Artwork)

Imaginations From The Other Side (1995)

Drei Jahre nehmen sich BLIND GUARDIAN, um den Nachfolger von „Somewhere Far Beyond“ fertigzustellen. Bereits der eröffnende Titelsong macht unmissverständlich klar, warum die Band führ ihre Verhältnisse ungewöhnlich lange braucht.

Imaginations From The Other Side“ startet mit einem über sieben Minuten langen Epos, das es in sich hat. Zahlreiche Breaks sorgen für einen klaren Spannungsaufbau, die Gitarren faszinieren mit verspielten Melodien. Hansi Kürsch singt derweil als ginge es um sein Leben. Spätestens wenn im Refrain die Chöre einsetzen, ist der Gänsehautfaktor auf 110 Prozent.

BLIND GUARDIAN lassen ein wenig Nostalgie zu

„I’m Alive“ schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe, fährt die Dynamik mit vermehrten Akustikgitarren zwischenzeitlich noch weiter runter. Damit bereiten BLIND GUARDIAN die folgende, unfassbar starke Ballade „A Past And Future Secret“ vor. Die schlägt mit ihren folkigen Elemente in ein ähnliche Kerbe wie „The Bard’S Song“ vom Vorgängeralbum. Durch die hier ebenfalls präsenten Chöre gewinnt der tragische Song aber zusätzlichen Bombast und verkommt nicht zu einem Abklatsch.

Das Riffing in „The Script For My Requiem“ ist anschließend einer der seltenen Momente, die noch an die Speed-Metal-Anfänge von BLIND GUARDIAN erinnern. Doch da sich der Bombast wie ein roter Faden durch das Album und damit auch diesen Song zieht, vermeidet die Band wieder, sich selbst zu kopieren.

So reiht sich auf „Imaginations From The Other Side“ ein BLIND GUARDIAN-Klassiker an den nächsten. Die Krefelder zeigt eine unglaubliche kompositorische Finesse und Sicherheit. Jeder einzelne Ton ist bis ins letzte Detail durchdacht, kein Gitarrenanschlag zufällig gesetzt. Unsterbliche Hymnen wie „Bright Eyes“ sind die Folge.

Ein Produzentenwechsel muss her

Spätestens mit „Somewhere Far Beyond“ hatten sich BLIND GUARDIAN und ihr Stammproduzent Kalle Trapp auseinandergelebt. Deshalb sitzt bei „Imaginations From The Other Side“ Flemming Rasmussen hinter den Reglern. Der ist vor allem für seine Arbeit an den METALLICA-Klassikern „Ride The Lightning„, „Master Of Puppets“ und „…And Justice For All“ bekannt.

Er schneidert der Band ihr bislang kräftigstes Sound-Korsett. Insbesondere Schlagzeug und Gitarren gewinnen deutlich an Druck dazu. Die Chöre wiederum mischt er nie zu weit in den Vordergrund. „Imaginations From The Other Side“ ist – trotz allen Bombasts – immer noch purer Metal. Mit dieser Platte definieren BLIND GUARDIAN ihren ganz eigenen Sound, der in den folgenden Jahren zahllose Nachahmer nach sich zog – und die Band vor die schwierige Aufgabe stellte, sich selbst zu toppen.

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09.04.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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