Artwork-Künstler "Irrwisch Artdesign"
Blick hinter die Kulissen
Special
Irrwisch Artdesign im Interview mit metal.de
Hallo Alex, deine Tätigkeiten laufen unter dem Banner „Artdesign“. Was hat man sich darunter vorzustellen? Entsteht ein Großteil deiner Werke klassisch mit Zettel und Stift oder digital am Computer?
Der Beiname Artdesign wurde gewählt, um bewusst das Zusammenspiel aus reiner Kunst und Grafik Design hervorzuheben, da ich nicht einfach nur die visuellen Inhalte liefere, sondern es immer anstrebe das Ganze als Gesamtpaket mit guter Typografie und einem passenden Layout zu liefern. Mein Ziel ist es, die Illustrationen oder Fotos durch das grafische Drumherum zu erweitern, sodass alles Hand in Hand geht und einen stimmigen Gesamteindruck hinterlässt. Zum Beispiel überlege ich mir bereits bei den Skizzen für ein Cover immer ganz genau wo das Logo integriert wird, damit es am Ende ein Teil des Ganzen bildet. Im Idealfall gestalte ich auch noch das Logo und kreiere eine komplette visuelle Identity für meine Kunden, die sich über alles erstreckt.
Gab es einen besonderen Anlass, eine Art Initialzündung, für dein Verlangen nach künstlerischem Ausdruck oder hat sich das Interesse im Laufe der Zeit entwickelt?
Als Kinder zeichen wir doch alle, nur habe ich nie, wie die Meisten, irgendwann damit aufgehört. Ich wollte mich einfach immer schon kreativ ausdrücken und nachdem ich ein paar Jahre versucht hatte mich musikalisch zu verwirklichen, habe ich beschlossen, dass das nichts wird und mich voll auf die visuelle Kunst beschränkt. Ich habe dann ein Graphic Design Studium begonnen, welches ich letzes Jahr abgeschlossen habe. Das erste Artwork für ein Album habe ich 2010 für eine Band von Schulfreunden gemacht, wobei das in keinem Vergleich zu meinen jetzigen Arbeiten steht. Das Studium und ein paar Jahre Übung haben schon sehr viel gebracht und ich hoffe, diese Verbesserung auch in Zukunft immer weiter ausbauen zu können.
Gib uns bitte einmal einen Überblick, wofür deine Werke u.a. verwendet werden. Anders als viele Künstler bist du ja nicht nur auf beispielsweise Plattencover fokussiert.
Ich gebe mir selbst keine Vorgaben und mache worauf ich gerade Lust habe, wobei der Fokus schon auf den Musikartworks liegt. Der Rest sind meist private Spielereien die ich zwischendurch mache. Jedoch kann ich mir auch gut vorstellen, das ganze in Zukunft auch zu erweitern. Zum Beispiel arbeite ich gerade zusammen mit Albin Julius von DER BLUTHARSCH an einem Kinderbuch, welches ein Zusammenspiel aus Musik und Bildern werden soll, die gemeinsam eine Geschichte erzählen. Fraglich bleibt, wie kinderfreundlich das am Ende wirklich wird.
Es scheint, als ob viele deiner Werke insbesondere im Metalbereich Anklang bzw. „Abnehmer“ finden. Bist du neben dem Artdesign auch an Musik, insbesondere Metal, interessiert? Wo liegen deine persönlichen musikalischen Präferenzen?
Wie gesagt, wollte och früher gerne selbst Musik machen, hab das dann aber gelassen, weil mir der Ehrgeiz fehlte und ich lieber visuell arbeite. Jedoch liebe ich Musik über alles, nicht bloß Metal. In jedem Genre gibt es gute Musik. Privat höre ich neben Metal auch viel Psychedelic und Krautrock, Ambient, Industrial, Jazz, (Neo)Folk und vereinzelt auch Hip Hop. Ich möchte mich mit Irrwisch auch nicht auf ein Genre beschränken. Erlaubt ist, was gefällt! Momentan ist der Schwerpunkt meiner Kunden im Metal zu finden, weil ich früher hauptsächlich diese Musikrichtung gehört habe und sich das dann eben so ergab. Die Bandbreite wird sich in Zukunft sicher noch weiter öffnen. So bleibt es auch für mich spannend.
Du warst bereits für Bands wie FÄULNIS, HEXVESSEL, URFAUST, BOTANIST und HARAKIRI FOR THE SKY aktiv. Wie kommen die Kontakte zustande, immerhin sind bei den genannten Bands auch Künstler aus den Niederlanden, Skandinavien und den USA dabei?
URFAUST, BOTANIST und FÄULNIS habe ich einfach angeschrieben und so den Kontakt hergestellt. Der Rest entsteht dann mehr von selbst durch Mundpropaganda. Aber das klingt leichter, als es ist. Du suchst dir 30 Bands für die du gerne etwas machen würdest, schreibst diese an und bekommst von vielleicht fünf eine Antwort, wovon dann zwei wirklich mit dir arbeiten wollen. Das Schöne ist aber, dass ich mit fast allen meinen Kunden mittlerweile auch befreundet bin und sich der Kontakt auch über die Arbeit hinaus hält. Woher die Leute kommen ist doch im Zeitalter des Internets egal.
Lehnst du auch Arbeiten (mit bestimmten Bands) ab? Anders ausgedrückt: Musst du dich selbst mit der Band/dem Auftrag identifizieren können, um etwas zu entwerfen? Nimmst du auch Aufträge von Privatpersonen an?
Auf jeden Fall. Ich kann davon nicht leben und daher fokussiere ich mich ausschließlich auf Bands, die mir selbst gefallen. Das ist auch notwendig, um wirklich motiviert zu sein und somit gute Resultate zu erzielen. Die Lebenszeit ist einfach zu knapp, um mich für Musik herzugeben, die mir nicht gefällt. Das Wichtigste für mich ist dabei Spaß zu haben und wenn ich mich nicht mit der Musik identifizieren kann, kommen mir ohnehin keine guten Ideen.
Wie so oft, interessiert auch der Blick auf die Finanzen: Lohnt es sich für dich aus finanzieller Sicht?
Nein, wie gesagt, aber das ist mir auch nicht wichtig. Da arbeite ich lieber für eine Band, die mir gefällt und unterstütze sie, indem ich einen guten Preis mache, als dass ich mich für viel Geld quäle. Der Plan ist mit einem Job als regulärer Grafiker in einer Agentur meinen Unterhalt zu verdienen und die Musikartworks nebenbei unabhängig von den Fesseln des Geldes machen zu können. Das soll aber auch nicht heißen, dass ich komplett umsonst arbeite. Was nichts kostet, ist auch nichts wert!
Stehen deine Skizzen bzw. anderweitige Arbeiten, die nicht zwangsläufig im Auftrag entstanden sind, zum Verkauf oder behältst du alle Exemplare für dich?
Meine Skizzen bleiben bei mir. Originalwerke verkaufe ich an sich schon, nur bei den vielen digitalen Werken ist das schwer. Ich habe aber auch von diesen schon ein paar auf Leinwand drucken lassen und verkauft. Zwischendurch biete ich in meinem Onlineshop auch immer wieder mal Artprints oder Linolschnitte an. Leider finde ich aber nicht so viel Zeit für private Bilder, wie ich gerne hätte .
Auch wenn dir die Wahl sicherlich schwer fallen wird, aber besitzt du Lieblingswerke?
Nein, eigentlich gefallen mir, bis auf ein paar wenige, alle meine Arbeiten gut. Bei mir verhält sich das so, dass ich meine Arbeiten kurz nach der Fertigstellung immer eine zeitlang ziemlich schlecht finde und erst nach längerer Zeit mich wieder damit anfreunden kann. Das liegt an den vielen Kleinigkeiten, die einem während dem Entstehungsprozess auffallen und mit denen man unzufrieden ist. Außerdem schaffe ich es nie, dass meine Bilder so werden, wie ich sie mir vorab vorstelle. Das ist dann anfangs auch nicht förderlich, aber nachdem ein bisschen Zeit vergangen ist, verfliegt das wieder und ich kann die Bilder objektiv betrachten und bin meist zufrieden.
Hast du andere Künstler, die dich begeistern oder dir gar als Art Inspiration oder Vorbild dienen?
Als Jugendlicher hat mich Dalí wahnsinnig begeistert. Meine Matura in Bildnerische Erziehung habe ich über Günter Brus gemacht, den ich nach wie vor super finde. Mittlerweile inspirieren mich aber vor allem Künstler, die sich auf kein bestimmtes Medium beschränken und in vielen verschiedenen Bereichen tätig sind, wie zum Beispiel William S. Burroughs, Alejandro Jodorowsky, David Lynch oder Genesis P. Orridge. Dazu natürlich die alten Meister, aber es sind zu viele um hier alle nennen zu können. Als Inspiration dient mir aber nicht bloß visuelle Kunst sondern auch der Alltag – all die verrückten Dinge, die passieren oder was einem so durch den Kopf geht, wenn man Musik hört. Dabei entstehen immer sofort ganze Bilderwelten vor meinem inneren Auge, die ich dann als Ausgangslage für meine Arbeiten verwende. Zudem lese ich gerne und viel.
Gibt es schon Pläne für die Zukunft, über die du berichten könntest? Irgendwelche Projekte an denen du derzeit arbeitest?
Das Wichtigste ist erst einmal mein Masterstudium in Illustration, mit dem ich im September beginne. Nebenbei habe ich wie immer eine Menge kleiner und großer Aufträge. Zurzeit arbeite ich gerade an dem erwähnten Kinderbuch und dem neuen FÄULNIS sowie LOTUS THIEF-Album. Zu alledem hat sich Anfang des Jahres eine Art Kunstkollektiv gebildet, bei dem ich involviert bin. Das ganze läuft unter dem Namen „Kreis neuer dunkler Kunst“. Wir treffen uns regelmäßig tauschen uns aus, essen gut und arbeiten an gemeinsamen Projekten. Unlängst hatten wir unsere erste Ausstellung in Wien wo jeder ein paar seiner Werke präsentieren konnte. Jedoch wollen wir in Zukunft eher gemeinsam an einem großen Projekt/Thema arbeiten und als gemeinsames Werk ausstellen. Man darf also gespannt sein!
Das sind wir auf jeden Fall. Vielen Dank für deine Antworten. Du sagtest ja, dass sich dein Musikgeschmack in der Zwischenzeit stark erweitert hat. Könntest du uns zum Abschluss, bevor wir uns einige deiner Werke genauer anschauen, noch fünf Alben nennen, die aktuell immer wieder den Weg auf deinen Plattenteller finden?
Gerne, auch wenn es mir wieder schwer fällt mich auf fünf Alben zu reduzieren:
- ALUK TODOLO – „Voix“:
Hat ein bisschen gedauert bis ich mit dem neuen Album warm wurde, aber nachdem ich sie vor ein paar Wochen live gesehen habe, hat’s gefunkt. - BLACK WIDOW – „Return To The Sabbath“:
Das sind eigentlich die Demos von deren Debüt „Sacrifice“, jedoch finde ich diese um einiges gelungener, was nicht zuletzt an Kay Garretts Vocals liegt, die auf „Sacrifice“ leider nicht mehr zu hören sind. - HAWKWIND „Space Ritual“:
Ein ewiger Klassiker im Space Rock mehr braucht man dazu nicht zu sagen – ready for take off. - PHARAOH OVERLORD „Lunar Jetman“:
Die Band ist zwar generell sehr gut, aber mit diesem Werk haben sie sich selbst übertroffen. Allein schon der Opener „Rodent“ lässt dir das Hirn schmelzen! - SATAN’S SATYRS „Die Screaming“:
Klingt als würde Eric Cartman in einer Nazipunkband singen – schafft einfach immer gute Laune.
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Interessantes Interview. Mir hat sein Artwork für Amestigons Thier sehr gefallen. Aber im Bereich Black Metal bleibt für mich David Glomba/Teitan Arts als „Newcomer“ weiterhin unerreicht.