Frankreich
Black Metal Special
Special
DEATHSPELL OMEGA
Die Band, die wohl die größte Aufmerksamkeit im extremen Untergrund und bei den (musikalischen) Vordenkern bekommen hat und gleichzeitig mit ihrem Komponierstil und Sound am meisten Einfluss auf heutige Bands aus dem Death- und Black Metal in Europa und mittlerweile auch Amerika hat(te), dürfte DEATHSPELL OMEGA sein. Kaum eine andere Band hatte einen ähnlich immersiven Sound, ein solch ausgeklügeltes Konzept, atmete solche Bösheit und erhob die Dissonanz, das Chaos und die Unvorhersehbarkeit zur neuen, unheiligen Trinität im neuen Black-Metal-Sound. Oft kopiert, selten, für einige Hardcorefans nie, erreicht. Diese Dissonanz inkorporieren längst nicht mehr nur französische Bands. Aber die Eigenheiten im Sound sind etwa bei isländischen Bands anders als beim französischen Black Metal.
Musikalisch recht produktiv, gibt sich die Band ansonsten nebulös. Ehemals gar keine Interviews, mittlerweile gibt es ganze zwei. Liveauftritte schließt sie kategorisch aus, zur Identität eines Großteils der Musiker findet man online keine Informationen. Einerseits soll angeblich hinter dem Mikro dabei der nicht unbekannte Mikko Aspa stehen. Im Falle DEATHSPELL OMEGAs aber kann ausgeschlossen werden, dass die Band selbst eine politische Agenda hat. Die philosophisch und theologisch anspruchsvollen Lyrics, die zudem auch eine beachtliche sprachliche Qualität aufweisen, unterscheiden sich deutlich von den sonstigen Betätigungsfeldern des indiskutablen Mikko Aspa. Vermutlich dient er der Band als rein instrumentelles Werkzeug.
In wiefern man die Musik also hören kann oder will, ganz abgesehen vom Kauf (und der finanziellen Unterstützung) durch Tonträger und Merch, muss jeder mit sich und seinem Gewissen ausmachen.
Weniger Persönlichkeiten, vielmehr lokale Gemeinschaften
Große französische Persönlichkeiten ähnlich zur polnischen Szene gibt es eher nicht. Auch hinsichtlich beinahe inzestuösen Bandgefügen oder Zusammenarbeit im Untergrund hinsichtlich Labelarbeit und Veranstaltungen ist die französische Szene nicht so aufgeteilt wie in Island oder Polen. Es gibt nicht DIE große Black-Metal-Band aus Frankreich, die den Stellenwert von etwa BEHEMOTH hätte. Auch prominente Köpfe sind eher rar gesät und in den Subgenres in Form mehrerer Bandbeteiligungen präsent. Stéphane Paut, besser bekannt als „Neige“, wäre etwa eine solche Persönlichkeit im Blackgaze. Der dürfte dem durchschnittlichen Metalhead, der vielleicht nicht gerade täglich Blackgaze hört, aber eher weniger ein Begriff sein als ein Nergal.
Leider ist auch onlineseitig oder in Form von Fanzines oder ähnlichem nicht sehr viel speziell über französischen Black Metal zu finden. Die Tapetrading-Szene in den Tagen vor dem Internet wird auch in Frankreich existiert haben, Aufzeichnungen historischer Art zu jener sind aber eher weniger zu finden. Auch die Geschichte des LLN (dem französischen „Inner Circle“) erschöpft sich auf ein paar Interviewaussagen, Bandbeziehungen, deren Familienverhältnisse der Bandbesetzungen einen Kreis ergeben und so weiter. Kennt man ja alles. Von daher kann ich hier leider auch mangels Insiderwissen oder Zugang nicht so ausführlich wie bei den vorigen Specials werden. Selbst in Interviews bleibt eine Band wie etwa AOSOTH meist äußerst wortkarg. Die Szene bleibt im allgemeinen eher unter sich, sowohl individuell als auch was Vernetzungen angeht. Natürlich gibt es einige Überschneidungen zwischen Projekten oder Freundschaften, aber nicht in dem Rahmen und der Größenordnung, wie es in Polen oder etwa Island (natürlich auch lokal bedingt) der Fall ist.
Labelseitig sieht es da anders aus. Season of Mist dürfte heute auch einer der ganz großen bekannten Namen sein, hat doch mittlerweile alles, was Rang und Namen im dunklen und extremen Metal hat, in dem Stall ein neues Zuhause gefunden. Von Black Metal hat man sich mittlerweile gelöst, es gibt auch Bands aus so unterschiedlichen Bereichen wie Sludge (HYBORIAN), Mathcore (THE DILLINGER ESCAPE PLAN), Deathgrind (BENIGHTED) und Proto-Folk (HEILUNG) auf dem Roster. Norma Evangelium Diaboli dürfte ebenfals für die meisten Düsterheimer ein Begriff sein (Zuhause von solchen Bands wie DRASTUS, ANTAEUS, FUNERAL MIST, TEITANBLOOD und mittlerweile sogar den Isländern MISÞYRMING), ebenso wie Les Acteurs de l’Ombre, die besonders in den letzten Jahre von sich Reden gemacht habe und wo heute mittlerweile etwa ARKHON INFAUSTUS und AU-DESSUS untergekommen sind. Wenn man den thematischen Überbau nun sehr weit auslegen will, könnte man natürlich noch die frankokanadischen Bands mit rein nehmen, aber das ist eher ein Thema für ein andermal, da insgesamt dann doch zu ausführlich werdend.
Zu den besten Bands aus Frankreich geht es hier: Klick mich.
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