Bison B.C.
Interview mit James Farwell und Dan And

Special

Wie unterschiedlich verschiedene Musiker in einem gemeinsamen Bandgefüge sein können, zeigen die einzelnen Songbeschreibungen der beiden kanadischen Masterminds von BISON B.C. James Farwell und Dan And. Während Gitarrist Dan über seine beiden Songs, die er zum Album „Dark Ages“ beigesteuert hat, endlos philosophieren kann, hält sich Fronter James vornehm zurück und konzentriert sich auf den wesentlichen Inhalt. Worum es textlich in „Dark Ages“ geht, könnt ihr also folgend nachlesen. (Die beiden letzten Songs „Fear Cave“ und „Wendigo 3 (Let Him Burn) wurden von Dan kommentiert, der Rest von James.)

Stressed Elephant
In „Stressed Elephant“ geht es um den Verfall des modernen Lebens. Wenn das Friedliche zur Gewalt wird, weil die Umstände außer Kontrolle geraten. Es ist schwierig zu beschreiben. Unser Leben ist sehr stressig, was uns oft dazu bewegt, uns gegen Mitmenschen und die Natur zu wenden. Wörtlich gesprochen muss man sich vorstellen, welches Chaos ein gestresster Elefant verursachen kann, wenn er sich entscheidet, es der Welt auf seine Art zurückzugeben.

Melody, This Is For You
Habt ihr jemals einen Song so geliebt, dass ihr dachtet, davon sterben zu müssen? Der Song dreht sich um die Liebe zur Musik. Verschiedene Erinnerungen vermischen sich mit dem Rhythmus, den Menschen und Gefühlen. Ja, ich sagte Gefühle…

Take The Next Exit
Bei diesem Song geht es ums Aufgeben und seine Folgen. Quasi Ende und Neuanfang in einem. Man muss sich von seiner Angst selbst befreien, nicht immer gleich aufgeben. Es geht um Bescheidenheit und die Sehnsucht, sein eigenes Leben zu beenden.

Two-Day Booze
In „Two-Day Booze“ geht es um unsere Stadt Vancouver, die ich gleichzeitig liebe und hasse. Die Idee, dass sich etwas so schnell entwickelt, ist eine schöne und gute Vorstellung, aber nur zu einem bestimmten, kurzen Zeitpunkt. Auf die lange Sicht kann ein solcher Übereifer auch einiges zerstören. Das Ganze trifft eben auch irgendwie auf Vancouver zu.

Die Of Devotion
Textlich geht es dabei um die Liebe zu etwas Bestimmtem, obwohl man genau weiß, dass sie einem nicht gut tut. Grundsätzlich bedeutet das die Liebe zu den falschen Menschen, Alkohol, Drogen oder ähnlichen Dingen. Im Endeffekt behandeln wir damit das menschliche, unvollständige Sein.

Fear Cave
James und ich unterscheiden uns in punkto Songwriting sehr. Er schreibt ausschweifende, zusammenhängende Texte, während ich nur ein paar kurze Ideen aufschreibe und sie irgendwie zusammensetze. Mit dem Song habe ich mich mehr als ein Jahr herum gequält. Das Tempo war ursprünglich viel einheitlicher, was mich aber sofort total gelangweilt hat. Deswegen habe ich bei einem Teil die Geschwindigkeit gedrosselt und ein paar Mönchsgesänge eingebaut, der nächste Part wurde dann umso schneller eingespielt. Die zweite Hälfte des Songs hat sich mit der Zeit auch sehr verändert. Denselben Riff über sieben Minuten zu spielen, würde mich verrückt machen. Wir sind ja nicht FU MANCHU!

Die Lyrics drehen sich um das Verlorensein in der Dunkelheit, während man versucht das Licht zu finden. Es geht um fragwürdige Entscheidungen der sofortigen Befriedigung zuliebe, obwohl man genau weiß, dass und wie man richtig handeln könnte. „Fear Cave“ ist grundsätzlich ein Slang-Begriff für einen bösen, schamvollen Kater. Viele verschiedene Ereignisse inspirierten mich dazu, diesen Song zu machen. Diese Ereignisse führten mich auch zu einem Menschen, der mir zeigte, wie ich ein besserer Mensch werden kann. Und das nicht nur zu dessen eigenem Nutzen, sondern auch für mich persönlich. Es macht einem Angst, wenn man selbst Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen muss. Es ist relativ einfach in einer Welt voller Lügen und Betrug zu leben, aber am Ende des Tages fühlt es sich tausend Mal besser an, wenn man ehrlich und verantwortungsbewusst lebt. Außerdem sind diese Kater dann nicht mehr allzu oft vorhanden, aber alte Gewohnheiten lassen sich bekanntlich schwer austreiben…

Wendigo 3 (Let Him Burn)
Für diesen Song habe ich noch viel länger gebraucht, aber ich quälte mich immer wieder mit den Arrangements herum. Das gemeinsame Gitarren/Klavier-Intro bzw. –Outro spukte schon seit Längerem in meinem Kopf herum, aber ich wollte auf die richtige Stimmung warten, um einen genialen Song daraus zu machen. Die Geschichte „Wendigo“ ist mit dem dritten Teil abgeschlossen worden. Der letzte Teil ist in einem anderen Takt geschrieben als die ersten beiden Songs (C, G, C, F, A, D statt D, G, C, F, A, D), aber der akustische Part endet gleich wie „Wendigo Part I“. Der Song war ursprünglich noch viel länger, aber ich war nicht wirklich glücklich damit und Jesse Gander (Produzent aller unserer CDs) hat mir geholfen, den Song besser zu arrangieren und das Unnötige auszusortieren. Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist, dass wir solch lange Songs schreiben, aber es wird immer schwieriger, bestimmte Parts einfach zu streichen.

Ich liebe Doppelalben, wenn genügend Material vorhanden ist. Trotzdem ist es aber immer eine Art von Arschtritt, wenn man eine neue Platte einlegen muss, um die Story weiterzuhören. Wir wollten das verhindern, aber trotzdem versuchen, dass die meisten unserer Songs lang werden und alles da ist, was wir unter unserer Musik verstehen, ohne das Ganze irgendwie sinnlos auszudehnen. Vielleicht glaubt ihr es nicht, aber wir sind sehr schnell gelangweilt
Als ich den ersten Teil von „Wendigo“ geschrieben habe, war ich mir sicher, dass die Geschichte noch weiter gehen muss. Die Story musste in meinem Verstand fertig geschrieben werden. Glaubt es oder nicht, ich schreibe meine Texte wie fiktionale Storys, obwohl sie trotzdem auf dem richtigen Leben basieren. Ich schreibe nichts über fantastische Kreaturen oder irgendwelche ferne Länder, aber ich habe einfach nicht die Fähigkeit mich so auszudrücken wie James es tut…

07.04.2010
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