Berni Meyer
Mandels Büro

Special

Berni Meyer

Berni Meyer ist kein fauler Mensch. Bislang hat ihn sein Tatendrang in die Chefredaktion von MTV und Viva Online geführt, und darüber hinaus produzierte er mit Markus Kavka „Kavka vs The Web“ auf Myspace, und dann spielt er noch in der Band THE GEBRUDER GRIM. Irgendwo dazwischen scheint er auch noch die Zeit gefunden zu haben, sich als freiberuflicher Autor zu versuchen. Herausgekommen ist „Mandels Büro“, ein Kriminalroman mitten in der Musikwelt.

Die beiden Musikjournalisten Max Mandel und Sigi Singer haben ihr Leben bis dato in der Redaktion des Rock’n’Roll Express verbracht. Als dieser aber Pleite ging und ein Erbe Max Mandel zum Eigentümer eines Detektivbüros macht, ergreifen die beiden die Chance und stellen ihr Leben auf den Kopf. Obwohl sie es nicht an die große Glocke hängen, wartet der erste Fall nicht lange auf die Zwei, und plötzlich finden sie sich mitten in einem Mordfall wieder, als ihr eigentliches Beschattungsopfer (der Sänger der Punk-Band DEMO, Leo Tilmann) ermordet wird. Nach kurzer Skepsis und dem Auftrag, einige verschollene Demosongs eben jenes Leo aufzuspüren, finden sich die beiden Protagonisten mitten zwischen den Stühlen wieder. Die Ex von Leo, ihr Anwalt, einige Rechtsextreme, die Plattenfirma und ein nicht leicht zu durchschauender Kommissar machen ihnen das Leben bis zuletzt schwer.

Berni Meyer erzählt mit viel Liebe zum Detail einen amüsanten Krimi, der mit vielen (leider am Ende tatsächlich zu vielen) Wendungen gespickt ist. Zwischenzeitlich ist man leicht dabei, den Überblick zu verlieren, wird aber schnell wieder auf die Fährte gelenkt. Dass das Ende dabei sowohl überraschend als auch nicht zweifelsfrei ist, gibt „Mandel’s Büro“ einen kleinen extra Bonus. Ebenso die ganzen kleinen, aber feinen Wahrheiten aus der Musikbranche. Bands, die untereinander Stress haben (das aber nie öffentlich zeigen), das Ärgernis mit der Umstellung auf digitale Promos und vielerlei mehr spaßiges Hintergrundwissen. Auch der Bezug von Sigi zum Metal bietet einen kleinen Reiz, denn SLAYER und IRON MAIDEN werden wohl selten in Romanen genannt. Trotz allem könnte „Mandel’s Büro“ einiges mehr, allein wenn Berni Meyer flüssiger formulieren würde und nicht jeden Namen mit einem Artikel versehen würde. Gerade letzteres machte mich nach 30 Seiten ziemlich wahnsinnig (immer „der Maneld“ „die Malleck“).

Nichtsdestotrotz mach „Mandel’s Büro“ Spaß, und das ist die Hauptsache. Die Charaktere sind interessant und mit allerhand Macken versehen, die sie mal unfreiwillig komisch, fast immer aber sympathisch halten. Wer eine Freude am Lesen kurzweiliger Krimis hat, der wird an Berni Meyer seine Freude finden. Hoffen wir, dass das Detektivbüro weiter geöffnet bleibt und das Duo in Zukunft noch schlagkräftiger zu Werke geht. Feines Buch für zwischendurch.

19.02.2012

Chefredakteur

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