Behemoth
Behemoth - Devil's Conquistadors

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Behemoth

Wie hat es ein Freund neulich so treffend gesagt: BEHEMOTH sind dieser Tage (oder besser Jahre) omnipräsent. Das gilt nicht nur für Nergals Gesicht in den polnischen Mainstream-Medien, sondern ist vor allem ihrem großartigen zehnten Album „The Satanist“ sowie ihrer ununterbrochenen Live-Präsenz geschuldet – den ganzen April über ist die Formation wieder einmal quer durch Europa unterwegs, und einige Sommerfestivals stehen auch schon auf dem Kalender. Ob so viel BEHEMOTH nun etwas Gutes ist oder eher nicht, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten – von Lobeshymnen und Begeisterungsstürmen bis hin zu schlimmsten Befürchtungen, jetzt könne es mit der Band nur noch bergab gehen, oder selbiges sei schon passiert, hört man so ziemlich alles. Eigentlich gar kein schlechter Zeitpunkt, um mit „Behemoth – Devil’s Conquistadors“ noch einmal zu den Anfängen der Band zurückzugehen und den langen Weg von einer Schülercombo zu einem der wichtigsten Vertreter ihres Genres Revue passieren zu
lassen.

Die schon 2012 auf polnisch und nun am 24. Februar diesen Jahres über Metal Blade erschienene englischsprachige Biographie der polnischen Black/Death-Helden BEHEMOTH stammt von Lukasz Dunaj, der inzwischen auch ein bisher nur auf polnisch zu lesendes Buch über RAMMSTEIN verfasst hat. Auf 490 Seiten breitet er eine eigentlich ganz klassische Bandgeschichte aus, die sich vor allem auf das einzig verbliebene
Gründungsmitglied Nergal fokussiert, was angesichts der zahlreichen Line-up-Wechsel im Laufe des inzwischen über zwanzigjährigen Bestehens von BEHEMOTH auch nur logisch ist. Was aber nicht heißt, dass niemand anderes zu Wort kommt, im Gegenteil. Aber erstmal zu den Äußerlichkeiten. Hier gibt es keine (bösen) Überraschungen; wie man es sich von einem solchen Buch wünscht kommt es in düsterem Schwarzweiß daher, dazu gibt es passende Graphikelemente und von peinlich bis beeindruckend einen Haufen Photos (deren Qualität manchmal, vielleicht den Originalen geschuldet, etwas zu wünschen übrig läßt). Die Seitengestaltung ist sehr gelungen und abwechslungsreich, immer wieder mit handschriftlichen Passagen, Flyern und stets beschrifteten, teils seitenfüllenden Abbildungen vom Geschehen auf und hinter der Bühne aufgelockert.

Wenn man sich dann durch die fast 500 Seiten gelesen hat, was schneller geht, als man im ersten Moment vielleicht vermutet, stellt man fest, dass sich „Behemoth – Devil’s Conquistadors“ nicht nur zum Durchblättern wunderbar eignet. Dunaj nimmt seinen Leser mit zu den ganz frühen Tagen, in denen ein neugieriger, zielstrebiger Adam Darski über seinen älteren Bruder mit Hard Rock in Kontakt kommt und mit zwei anderen Adams (Baal und Desecrator) erste Gehversuche mit einer eigenen Band macht. Im Vorwort erklärt der Autor, sich nicht auf Klatschgeschichten, sondern nur auf für BEHEMOTH relevante Begebenheiten konzentrieren zu wollen. Dies gelingt ihm auch sehr gut, erfreulicherweise ohne die persönlichen, skurrilen und manchmal sehr witzigen kleinen Geschichten wegzulassen, die zum Leben der Protagonisten und zu jeder Bandhistorie einfach dazugehören. So erfährt man von schmerzhaften Verbrennungen bei ersten Feuerspuckversuchen und dass Darskis Vater auch mal umgedrehte Kreuze
an die Wand nagelt.

Akribisch hangelt Dunaj sich an der Bandbiographie entlang, alle wichtigen Ereignisse und Veröffentlichungen werden im Detail besprochen. Und dazu liefert er eigentlich nur den groben Rahmen, die eigentliche Geschichte erzählen die ehemaligen und aktuellen Mitglieder von BEHEMOTH in Interviewauszügen selbst, was dem Buch eine große Lebendigkeit verleiht. Zwischen die rein biographischen Kapitel streut der Autor diverse ausführliche Interviews, die nicht nur den Werdegang der polnischen Truppe genauer beleuchten, sondern auch spannende Einblicke in die extreme Musikszene des Landes in den frühen Neunzigern, in
Kämpfe und Entwicklungen innerhalb der Formation sowie in den kreativen Prozeß, welcher zu bisher zehn Alben geführt hat, geben. So berichtet Rob Darken (GRAVELAND), über dessen Äußerungen man sich mal nicht aufregen muss, von Querelen innerhalb der jungen polnischen Black Metal-Szene, Tomasz Krajewski (Pagan Records) ist stolz, seinerzeit BEHEMOTH auf den Weg gebracht zu haben, und Havoc und Novy, die ungefähr zur gleichen Zeit in Behemoth spielen, berichten, warum sie ungefähr aus den gleichen Gründen im selben Jahr hingeschmissen haben. Abgerundet wird das Ganze durch eine ausführliche Diskographie (inklusive Videographie und Releases der aktuellen BEHEMOTH-Besetzung außerhalb der Band) mit Kommentaren der Musiker zu fast allen Veröffentlichungen.

Kurz gesagt, besser hätte man es kaum machen können. Der biographische Teil endet mit Nergals Worten: „We are in a place from which we can look around and say with quiet pride: “ Und genau diesen Eindruck machen BEHEMOTH dieser Tage. Man darf gespannt sein, wohin der Weg von hier aus führt.

Hardcover, 490 Seiten

Verlag: Metal Blade Records

Sprache: Englisch

ISBN-13: 978-0975280782

Behemoth

Galerie mit 24 Bildern: Behemoth - Party.San Metal Open Air 2024
13.03.2015

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