Bathory
Der große Diskografie-Check

Special

Blood Fire Death (1988)

Bathory - Blood Fire Death

“Blood Fire Death” ist ein solches Album, das synonymisch für den Sound der Band steht, die es intoniert hat. Wenn jemand BATHORY ruft, meint er oder sie oft “Blood Fire Death” und umgekehrt. Quorthon kehrte dem Satanischen vorerst den Rücken zu mit der Begründung, es sei hierzu alles gesagt. Nur noch vereinzelt tauchen satanische Referenzen in „Blood Fire Death“ auf – dazu gleich. Er wandte sich stattdessen mehr der nordischen Mythologie zu, was sich bereits mit einem Blick auf das Cover andeutet. Dieses wird durch das Gemälde “Åsgårdsreien” von Peter Nicolai Arbo geziert und vermittelt den Eindruck von Epik, der sich innerhalb des Albums verfestigen sollte.

Der bereits dem Vorgänger “Under The Sign Of The Black Mark” unterstellte MANOWAR-Einfluss wird weiterhin seinem Schlagzeuger Paul Lundberg zugeschrieben. Zumindest, wenn man Quorthons eigener Aussage in Interviews Glauben schenkt. Ebenfalls weiterhin mysteriös ist das Bandgefüge und wie stabil es letzten Endes wirklich gewesen ist. Es gibt neben Quorthon nur zwei Namen, die als Bandmitglieder aufgeführt sind: Vvornth und Kothaar.

Was hingegen nicht in Frage steht, ist, welchen Einfluss auf den Metal “Blood Fire Death” haben wird. Dieser geht sogar über das rein Musikalische hinaus. Die Abkehr vom satanistischen Kern und hin zum Bezug zur nordischen Mythologie unterliegt laut eigener Aussage keinem orthodoxen Motiv, sondern ist vollzogen worden, da der lyrische Bezug zum Satanismus für BATHORY ausgeschöpft worden sei. Eine Überbleibsel dessen findet sich dennoch auf dem Song “Dies Irae” wieder. Doch mit diesem Schritt legt Quorthon einen der Grundsteine für das, was später als Viking Metal bekannt werden wird.

Zwischen Black Metal und Viking Metal

Doch dieser Begriff ist schon damals bei “Blood Fire Death” musikalisch nicht eindeutig definiert, sondern steckt lediglich die zentrale Thematik ab. Das Intro “Oden Ride Over Nordland” führt den Hörer in diese Thematik ein und bereitet ihn auf die eröffnenden Töne von “A Fine Day To Die” vor. Musikalisch zeigt sich BATHORY hier vielfältig, aggressiv nach vorne preschend hier, erhaben und majestätisch marschierend da. Typischerweise bleibt die Produktion rau und kalt, was sich in mehrerlei Hinsicht auszahlt. Die akustischen Intros der epochalen Monumentaltracks “A Fine Day To Die” und “Blood Fire Death” hallen mystisch und ominös durch den Äther, während die abrasiven Gitarren jenseits dessen dank der Produktion sägen können, was das Zeug hält.

Und gesägt wird hier eine Menge fernab der unbestrittenen Schlüsselstücke. “The Golden Walls Of Heaven” und “Dies Irae” preschen mit unbändig thrashigem Furor nach vorne und werden zusätzlich durch heißblütige Gitarrensolos aufgepeppt. “Pace Til Death” und “Holocaust” tun es ihnen gleich, beide aber mit jeweils nur etwas mehr als drei Minuten wesentlich prägnanter gehalten. Härte zeichnet auch “For All Those Who Died” aus, doch hier geht BATHORY etwas vom Gas, um mehr drückende Midtempo-Grooves sprechen zu lassen.

Doch drum herum spielt sich das eigentliche, große Kino ab. “A Fine Day To Die” baut sich langsam aus seinem mystischen Intro heraus auf und mündet in einen massiven Stampfer. Dessen triolischer Rhythmus wird später mehr oder weniger zum typischen Wikinger-Schritt, der Bilder von einem marschierenden Heer heraufbeschwört – ein Klischee, das hier noch in seiner rohen, urtümlichen Pracht erscheint. “Blood Fire Death” zielt ebenfalls darauf ab, gestaltet sich kompositorisch aber deutlich komplexer und vielschichtiger. Einem echten, gedichteten Epos gleich durchlebt der dieser Track eine Vielzahl von Motiven, die dramaturgisch ineinander verwoben worden sind, und bringt das Album so zu seinem titelgebenden Höhepunkt.

Und das ist es – “Blood Fire Death”: Ein Album, dessen Einfluss bis heute zu spüren ist, dessen Leidenschaft und Magie nach wie vor Nacheiferer in Form von Bands wie HAVUKRUUNU findet und das gleichsam nordische Mythologie und kriegerischen Zorn in sich vereint, so als wollte man damit in den Krieg ziehen, ja: selbigen damit führen. Aufgrund des rauen Klangs ist es kein auf Anhieb zugängliches Werk, aber es würde mit einer klaren, modernen Produktion einfach nicht funktionieren. Der ruppige Sound gehört einfach dazu, er verpasst den epischen Songs eine gewisse Ehrlichkeit und unterfüttert die thrashigen Tracks mit reichlich Aggression. Und das im Gesamten macht die Erfahrung von “Blood Fire Death” schlichtweg einzigartig. Es wird aus verdammt gutem Grunde als das essentielle BATHORY-Album angesehen. (MK)

Sammlungswürdig: Dumme Frage.
Wichtige Songs: Vorne geht’s los, hinten hört’s auf.

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Quelle: metal.de
07.06.2020

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