Breakdown Of Sanity
"Selbst ist die Band" - das BREAKDOWN OF SANITY-Bandportrait

Special

2007 gründete sich in der Schweizer Hauptstadt eine neue, kleine Metalcore-Formation, erstmal nur bestehend aus Sänger Carlo Knöpfel und Songwriter / Gitarrist Oliver (Oly) Stingel, welche zusammen erste Ideen in Form von Demo-Tracks komponierten und auf Myspace veröffentlichten. Das Spaßprojekt erweckte in den beiden schon bald darauf den Wunsch sich zu einer kompletten, livetauglichen Band zu vervollständigen. Aus diesem Ziel hinaus stießen Bassist César Gonin, welcher bereits in früheren Projekten mit Stingel zusammen musizierte, Gitarrist Sandro Keusen und Drummer Thomas Rindlisbacher aus Thun zur Gruppe dazu – allesamt leidenschaftliche Musiker mit eigenen Projekten. BREAKDOWN OF SANITY war nun vorläufig komplett und bereit für die Bühnen der Schweiz: Mit einer Hand voll Metalcore-Songs und ungebändigtem Elan wurden die ersten Shows gespielt und die ersten begeisterten Fans gewonnen. Zurecht, denn zu diesem Zeitpunkt erahnte noch keiner der fünf Jungs das Ausmaß ihres Wirkens, welches schon bald die Schweizer Metal-Szene prägen sollte. 2009 erschien dann das erste in Eigenregie produzierte Release der Band in Form einer Demo-LP namens „The Last Sunset“ (TLS), welches erstmals die Aufmerksamkeit der Schweizer Metal-Szene auf die Band lenkte…

Erzählt doch mal aus euren Anfängen: „The Last Sunset“ – wie viel Aufwand steckt in einem Album, wenn man sich alles selbst erarbeiten muss? Oder hattet ihr Unterstützung?

BoS: „Im Vergleich zu „Coexistence“ (dem kommenden Album; Anm. der Red.), mit Limited Editions, Flaggen, verschiedenen Vertriebskanälen undundund, war der Aufwand bei TLS eher gering, da dieses Album eigentlich aus Myspace-Demos entstanden ist – und auch nur zum Schauen, ob noch andere Leute diese Musik mögen. Aber man musste sich natürlich erst einmal alles beibringen. Also z.B. Oly hat sich zahlreiche Nächte mit Drum-Plug-Ins, Kompressoren, CD-Codes, Druckdaten, etc. um die Ohren gehauen, um zu diesem ersten Resultat zu gelangen. Und von Album zu Album wurde der Aufwand dann immer größer, was meiner Meinung nach auch hör- und sichtbar ist! Also alles in allem steckt eine Heiden-Arbeit in so einem Album. Aber für uns ist das ok, da wir gerne viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt investieren, um für uns das bestmögliche Resultat herausholen zu können.“

2009 verließ Sandro Keusen die Band, und Christoph Gygax übernahm als neues Mitglied dessen Posten. In dieser Formation veröffentlichte BREAKDOWN OF SANITY 2011 ihr zweites Release namens „Mirrors“ als weitere DIY (Do It Yourself)-Produktion.

DIY – was bedeutet das für euch und BREAKDOWN OF SANITY?

BoS: „Für uns heißt das im Grunde genommen „Freiheit“ oder „Unabhängigkeit“. Also kein Zeit- oder Kostendruck von einem Label, Studio oder sonst irgendjemanden. Wir können selber entscheiden, was wir tun, und gerade bezüglich Recording/Album-Produktion können wir solange daran arbeiten, bis wir zufrieden sind! Für uns ist das ein großes Privileg.“

Was war Grund, warum ihr selbst alles in der Hand behaltet und diesen Ansatz wählt? Spielt auch die Art der Musik, die ihr macht, dabei eine Rolle, bzw. seht ihr euch in der Tradition der frühen Hardcore-Punk-Szene?

BoS:  „DIY hat grundsätzlich nichts mit der Art der Musik zu tun, obwohl man gerade in der Metal-Szene viele Bands oder Musiker antrifft, welche diesem Prinzip folgen. Auch mit Traditionen hat dies bei uns eigentlich nichts zu tun. Dass das Know-how für Recording, über Mixing/Mastering bis hin zu Grafik  band-intern vorhanden ist, und die Tatsache, dass es bis anhin bestens funktioniert hat, sind bei uns die Hauptgründe, dass wir das Meiste selbst in der Hand behalten.“

Die Entwicklung nach „Mirrors“ hatte es in sich: Innerhalb weniger Monate vervielfachte sich die Fanbase der Band, die Resonanz zum neu erschienenen Album war überwältigend. Denn die Art des kompromisslosen Songwritings in Kombination mit der rohen Produktion hatte einfach seinen Charme.

Breakdown Of Sanity – With Full Force 2016

Seht ihr eigentlich eine ideologische Verwandtschaft zu anderen Bands, die euren heutzutage ungewohnten Ansatz teilen oder nachvollziehen können? Oder seht ihr das bewusst als Alleinstellungsmerkmal?

BoS:  „Bezüglich dem DIY-Prinzip würde ich bei uns weder eine Verwandtschaft zu anderen Bands, noch eine Alleinstellung feststellen. Für uns ist das kein fixes Schema oder eine Religion. Es funktioniert und passt für unsere Band einfach sehr gut. Manche Bands machen es ebenfalls so, andere nicht.“

Der Erfolg von „Mirrors“ eröffnete der Band das Tor zur internationalen Bühne, wo die ersten erfolgreichen Auslandshows, und 2011 dann die erste internationale DIY-Tour durchgezogen wurde. Die „Payback Tour“ dauerte drei Wochen und führten die Jungs durch halb Europa. Einige Zeit später wurde der Band klar dass es langsam aber sicher an der Zeit ist, sich Unterstützung zu holen. So begann eine Zusammenarbeit mit Kingstar Booking und der ITM Agency.

War eine gewisse „Selbstprofessionalisierung“ im Laufe der Zeit nötig? Und wenn ja: Wie sah diese aus?

BoS: „Unbedingt! Als die Shows und Touren immer größer wurden, mussten wir automatisch beginnen, das ganze professioneller anzugehen. Zum Einen durch das Beiziehen von Management und Booking, und zum Anderen auch in Sachen Material/Technik, Medien, interne Planung, etc. Das wichtigste dabei war die interne Aufgabenverteilung. Nebst dem Instrument hat jeder seine eigenen Kernaufgaben und kümmert sich um irgendetwas. Und sei es auch nur das Organisieren von Spassgetränken im Backstage oder so! (lacht)“

Ehrlich: Würdet ihr ein solches Vorgehen auch anderen Bands empfehlen können?

BoS: „Wenn das Know-how, die Zeit und vor allem die Lust dazu da ist, auf jeden Fall. Außer der Freizeit, den anderen Hobbys und den Freuden hat man nichts zu verlieren, wenn man Stunden und Tage zu Hause bei geschlossenen Markisen vor dem PC verbringt… (lacht) Nein, Spaß beiseite; Erfolg ist so oder so nie garantiert, warum es also nicht versuchen! Man sollte aber auch ehrlich genug mit sich selbst sein, und erkennen, wenn es nicht mehr klappt.“

BREAKDOWN OF SANITY über den Musikmarkt und das kommende Album „Coexistence“ – auf Seite 2…

2013 veröffentlichten BREAKDOWN OF SANITY den Nachfolger von „Mirrors“: Die DIY-LP „Perception“ beinhaltete völlig neue Elemente, ausgefeiltere Songstrukturen und einen insgesamt reiferen Sound.

Ihr habt also nie daran gedacht, unter ein Labeldach zu schlüpfen? Angebote wird es doch bestimmt gegeben haben – und sicherlich könnt ihr euch ein paar Freiheiten herausnehmen?

BoS:  „Das ist richtig, es gab einige Angebote (jedenfalls bei „Perception“ und nun bei „Coexistence“). Wir haben aber schon immer über Labels nachgedacht, die Vor- und Nachteile diskutiert und uns gefragt, ob wir das machen wollen/sollen. In unserer momentanen Situation haben wir uns aber dagegen entschieden. Wir haben ohne Label schon so einiges erreicht und sind doch auch ein bisschen Stolz darauf. (lacht) Und wir sind gespannt, was da noch alles drin liegen kann ohne Label, aber man weiß ja nie…“

Während der Vorgänger primär durch markante Breakdowns, harte Riffs und Growls dominierte, brachte „Perception“ eine völlig neue musikalische Facette ans Licht. Neue, emotionale Elemente wurden mit altbewährten vermischt und somit eine komplexere Grundstimmung erzeugt. Diese Soundfusion war nicht zuletzt auf die engere Zusammenarbeit zwischen Stingel und Gygax zurückzuführen.

Alles selber machen bedeutet aber sicherlich auch eine große Belastung neben Bandalltag und kreativem Schaffen, oder? Wie meistert ihr das?

BoS: „Und WIE!! Da alle „nebst“ der Band 80-100% am Arbeiten sind, ist die Belastung enorm! Am Anfang hielt sich alles in noch Grenzen, man war jung und konnte ab und zu mit 2h Schlaf gut überleben! (lacht) Aber mit der Zeit hat dieses „Hobby“ immer größere Dimensionen angenommen und wir mussten immer besser schauen, dass wir das noch alles meistern können. Irgendwann haben wir dann auch das Management und das Booking ausgelagert, und arbeiten in diesen Bereichen nun mit Profis zusammen. Es hat uns einerseits viel Arbeit abgenommen, und andererseits können die das einfach auch viel besser als wir! (lacht)“

Die Szene reagierte durchwegs begeistert auf das Release, was der Band ab da immer mehr Auftritte auf renommierten Festivals und Tours – darunter mehrere Progression Tours von Impericon – bescherte. Nach diversen europäischen Trips an der Seite von Szenegrössen wie THE GHOST INSIDE, ARCHITECTS, CALIBAN und vielen weiteren, folgte Im Herbst 2015 eine zweiwöchige Headliner Tour durch Europa, welche durch ihren Erfolg das Standing der DIY-Band weiter festigte. Als Support Acts wurden VITJA und CLAWERFIELD verpflichtet.

Musstet ihr eigentlich auch Rückschläge auf eurem Weg einstecken? Bisher wirkt eure Entwicklung eher direkt nach oben…

BoS:  „Rückschläge gab und gibt es auf jeden Fall immer wieder. Ich denke, die hat jede Band, was manchmal auch seine guten Seiten hat. Rückschläge holen einen immer wieder auf den Boden und motivieren dazu, noch mehr an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Auch wenn die Entwicklung vielleicht nach oben zeigt, verläuft doch der Weg dazu manchmal im Zickzack! Mann, das war schon fast poetisch! (lacht)“

Wie seht ihr eigentlich den aktuellen Musikmarkt – insbesondere im Metal und Hardcorebereich? Welchen Stellenwert hat der einzelne Künstler, welchen seine Arbeit in Zeiten von Internet und Spotify?

BoS: „Rein quantitativ sehe ich den Markt momentan „gut gesättigt“…(lacht)! Es gibt enorm viele Bands und es ist mittlerweile schwierig aus der Masse herauszustechen, vor allem, wenn man das nur mit seiner Musik machen will. Bezüglich des Stellenwerts bin ich zweigeteilter Meinung: Zum Einen ist es schön zu sehen, dass gerade im Metal-/Hardcorebereich die Musik als solches oft noch sehr geschätzt wird und im Mittelpunkt steht – im Gegensatz zu gewissen anderen Stilrichtungen…! (lacht) Zum anderen macht leider die Entwicklung unserer Zeit auch in dieser Szene keinen Halt, und man wird plötzlich über Aussehen, Kleider, Verhalten an Konzerten (wer haut am meisten Leute im Pit um?!) usw. be- und verurteilt. Diese Entwicklung passt mir persönlich gar nicht. Mit dem Konsumieren von Musik im Internet an sich habe ich jedoch kein Problem. Das hat vielen Bands (und nicht zuletzt uns) enorm geholfen.“

Nach einer 3-jährigen Phase des Songwritings und Recordings, folgt nun am 09.September 2016 das neue Album der Band: „Coexistence“. Die Spannung und die Erwartungen sind verständlicherweise enorm hoch, doch die Band ist sich der Qualität ihres Neulings sicher: „“Coexistence“ wird völlig neue Seiten unserer Musik zum Vorschein bringen. Die Platte bietet so viel Abwechslung und neue Elemente dass man regelrecht in eine eigene, ganz spezielle Welt abtaucht. Insgesamt ist die CD wütender als Ihr Vorgänger, könnte man sagen. Aber stellenweise hat sie hankherum auch enormen Tiefgang“, so Stingel selbst über das neue Album. Live wird das neue Werk natürlich auch auf einer Europa-Tour vorgestellt.

Was bedeutet der Live-Auftritt für euch in diesem Zusammenhang eigentlich?

BoS: „Sehr viel. An Konzerten kannst du die Energie fühlen, welche durch deine Musik in den Leuten ausgelöst wird. Das ist immer wieder unglaublich! Für mich sind Auftritte vermutlich der Hauptgrund, weshalb ich mir das immer wieder antue – und nicht die Anzahl Klicks auf Youtube…! (lacht)“

Die Australier von DREAM ON, DREAMER und die Franzosen von NOVELISTS werden dabei supporten. Die Route führt die Eidgenossen durch Deutschland, Österreich, Holland, Belgien, Polen und Frankreich.

Breakdown Of Sanity – Coexistence

Am 09.September 2016 erscheint nun also „Coexistence“. Warum haltet ihr die Scheibe vor Veröffentlichung vollständig unzugänglich?

BoS: „Einer der Hauptgründe ist sicherlich das Minimieren vom Risiko eines Leaks! Klar, würden wir durch Pre-Listenings von Magazinen, Blogs und Presse zusätzlich Werbung erhalten, aber wir haben das band-intern so entschieden, denn gerade durch die Medien sickert einiges durch. Ein Review kann schließlich auch eine Woche nach dem Release geschehen… (lacht) Ein geleaktes Album ist meiner Meinung nach wirklich enorm mies der Band gegenüber! Du bist voller Spannung, Vorfreude, hast so viel Herzblut in das Ding investiert und möchtest am Tag X deinen Fans ein Geschenk machen, aber einige klauen dir das Geschenk und versauen dir diese Vorfreude… Das ist echt zum kotzen!“

Dennoch warten sicherlich viele Fans auf neues Material – von „Perception“ habt ihr immerhin über 20.000 Stück abgesetzt. Überrascht euch euer Erfolg eigentlich selbst?

BoS:  „Auf jeden Fall!! Das sind riesige Zahlen, mit denen wir nie gerechnet hatten. Es ist schön zu sehen, dass unsere Musik solch einen Anklang findet – an dieser Stelle ist doch mal ein riesiges Danke an alle angebracht!! (lacht)“

Freuen wir uns also auf „Coexistence“ – natürlich ausführlich gewürdigt bei uns auf metal.de!

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02.09.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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