Bandpoll 2015
Die Highlights und Lowlights des Jahres aus Sicht der Musiker - Teil II
Special
MADBALL
(beantwortet von Brian „Mitts“ Daniels)
Hard’n’Heavy – die besten Rock- und Metal-Alben 2015:
Der Grund, warum ich Musik mache, ist dass ich von IRON MAIDEN inspiriert wurde. Sie haben 2015 ein großartiges neues Album herausgebracht. „Book Of Souls“ hat ein bisschen Epik und klassische MAIDEN. Sehr willkommen. SLAYER sind mit „Repentless“ SLAYER geblieben. Großartiger Titel, großartiges Album. Und es hat zwar eine Zeit lang gedauert, bis ich mich mit GHOST angefreundet hatte, aber ihr neues Album „Meliora“ hat mich wirklich gepackt. Sie erinnern mich irgendwie an MERCIFUL FATE. Pure evil, mit einem cleveren Twist.
Auch Metaller hören manchmal nicht nur lautes Zeug – gab es Non-Rock- und Non-Metal-Alben, die du so geil fandst, dass sie sogar auf metal.de genannt werden müssen?
Eine meiner Lieblingsbands ist STRUNG OUT. Es ist schwer, sie zu kategorisieren. Sie mischen ein bisschen Pop Punk mit Speed Metal, und sie sind wirklich eigenständig. Ihre Veröffentlichung „Transmission.Alpha.Delta“ ist, meiner Meinung nach, die beste ihrer Karriere. Und natürlich muss ich den Godfathers of NYHC, AGNOSTIC FRONT, Tribut zollen. Mit ihren letzten paar Releases haben sie ihren Groove getroffen. Sie haben gelernt, Alben zu schreiben, die jede Epoche ihrer Geschichte abdecken. „The American Dream Died“ hat ein bisschen was von jedem Stil, den sie über die Jahre genutzt haben. Es ist ein Instant Classic, und eines ihrer besten Alben bisher.
Dein persönlicher Geheimtipp 2015 – welche Band hat keiner auf dem Schirm, obwohl sie jeder mal gehört haben sollte?
Eine neue Band aus Long Island, NY, genannt EXTINCTION A.D. Sie haben einen modernen Sound, spielen aber klassischen Thrash mit einer wirklich frischen Attitüde. Hört euch „Faithkiller“ an!!!
Was war 2015 Dein coolstes Liveerlebnis als Musiker?
Das Hellfest in Frankreich zu spielen. MADBALL und das Festival haben eine lange Geschichte, die bis zu ihren frühen Tagen zurückreicht, als es noch Fury Fest hieß, unser Publikum ist also zusammen mit dem Festival selbst gewachsen. Dieses Jahr haben wir dort am Samstag auf der WarZone-Bühne gespielt (großartiger Name für uns, als Hardcore-Band aus NYC). Das war großartig. Die ganze Energie eines intimen Club-Gigs, aber mit 20.000 Leuten. Super Zeit.
Und wer hat Dich als Zuschauer live so richtig weggefegt?
Die CRUMBSUCKERS auf dem Black’n’Blue Bowl in New York City zu sehen. Sie waren eine der klassischen Long Island-/New York-Crossover-Bands aus den Achtzigern, die mich wirklich inspiriert haben. Es war geil, sie wiedervereint zu sehen. Sie haben keinen einzigen Takt verhauen. Es klang genauso gut wie damals.
Und nun mal aus dem Nähkästchen: Die lustigste/skurrilste/bizarrste Tourbus-Geschichte 2015, bitte!
Die bizarrste Tourbus-Erfahrung für uns war, als wir neulich in Osteuropa unterwegs waren. Mitten in der Nacht, auf dem Weg aus der Slowakei nach Budapest, hat der Bus an einer Tankstelle gehalten, um zu tanken und weil der Fahrer eine kleine Pause brauchte. Irgendwann nutzte unser Sänger Freddy die Gelegenheit, seine Koje zu verlassen und drinnen auf die Toilette zu gehen. Alle anderen, Band und Crew, schliefen weiter. Aus irgendeinem Grund machte der Fahrer den Fehler, weiterzufahren, weil er glaubte, es seien noch alle im Bus. Freddy blieb zurück, auf einer Autobahn-Tankstelle in der Slowakei … ohne Geld und ohne Handy. Bedenkt außerdem, dass Freddy zwar mehr als eine Sprache beherrscht, Slowakisch aber keine davon ist. Ein Arbeiter an der Tankstelle ließ ihn freundlicherweise sein Telefon benutzen, aber er konnte niemanden erreichen.
In der Zwischenzeit bekam ein LKW-Fahrer, der auf dem Weg nach Slowenien war und durch Ungarn durchmusste, mit, was los war und war so freundlich, Freddy anzubieten, ihn mit nach Ungarn zu nehmen. Freddy überdachte die Situation und sagte … fuck it … nehm mich einfach nach Ungarn mit, irgendwo in die nähe von Budapest. Der Fahrer sprach kaum Englisch, aber sie bekamen es hin, auf der Fahrt eine Konversation zu halten. Der Typ brach über Funk eine Welle los, um unseren Bus zu finden. Keine Chance. Er ließ Freddy dann an einer weiteren Tankstelle außerhalb von Budapest raus – mittlerweile waren Stunden vergangen! Der Fahrer konnte halt nicht in die Stadt fahren. Die Tankstellen-Crew war hier keineswegs freundlich und mochte Freddys Aussehen nicht – er war in Shorts und Hoodie und hatte glücklicherweise beschlossen, Sneaker anzuziehen statt in Flip Flops pinkeln zu gehen … bedenkt, dass all dies im Winter geschieht!
Freddy lief dann zu einem nahegelegenen Hotel, wo ein netter Typ am Empfang arbeitete, der nicht nur Englisch sprach, sondern ihm auch anbot, ihn zur „Venue“ zu fahren, die tatsächlich ein Schiff auf der Donau war, genannt A38. Er wurde am Morgen dorthin gefahren und war noch vor dem Bus da. Als er unseren Tourmanager aus der Venue heraus anrief, war dieser komplett geschockt, dass Freddy nicht im Bus war – wie auch jeder andere, wir lagen noch alle im Halbschlaf in unseren Kojen! Am Ende war alles gut und wir haben eine aufregende und einzigartige Tourstory zu erzählen … die Show lief ohne jedes Problem ab – Hardcore lebt in Budapest! Danke an den netten jungen Mann und den LKW-Fahrer, die Freddy geholfen haben.
Auch Musiker sind Menschen – was hat dich 2015 abgesehen von Mucke am meisten bewegt?
Die Terroranschläge in Paris. Es bewegt mich jedes Mal, wenn ich sehe, wie unschuldige Menschen getötet werden, egal wo auf der Welt. Aber das hier hat wirklich gesessen. MADBALL haben zwar nie im Bataclan gespielt, aber eine Menge unserer Freunde, und wir kennen diverse Leute, die in der Nacht im Club waren. Die Pariser Bevölkerung hat mich nachher tief beeindruckt, wie sie die nächsten paar Nächte draußen auf der Straße verbracht haben. Die Leute müssen bedenken, dass Terror Reaktion, nicht Aktion ist. Terroristen haben nur Erfolg, wenn die Öffentlichkeit auf angsterfüllte Weise auf ihre Aktionen reagiert. Ich werde niemals für irgendwen den Weise ändern, auf die ich lebe. Wenn ich durch die Hand eines Terroristen sterbe, dann sei es so. Aber ich werde immer frei leben.
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