Live-Kultur der Zukunft
Das meint die Redaktion
Special
Jürgen Fenske
Ich bin fast mein ganzes Leben lang leidenschaftlicher Konzertgänger gewesen. Mit zunehmendem Alter wurden die Konzerte immer kleiner. Faszinierte mich früher PINK FLOYD als Stadionshow, fühle ich mich mittlerweile in Locations wohl, in denen ich nur wenige Meter von der Bühne entfernt stehe. Die Situation von kleinen und nicht unbedingt kommerziell orientierten Clubs verfolge ich seit einigen Jahren. Die zunehmende Gentrifizierung in den Ballungszentren verdrängt Kulturstädten in die Randbezirke oder ganz.
Als der Aufruf kam, an einem Projekt zum möglichen Re-Start der Konzertbranche mitzuarbeiten, war für mich von Anfang an das Thema klar. Sehr interessant waren die Aussagen der Clubs aus Hamburg. Keine Location wollte sich zu unseren Fragen äußern. Ob hier, wie teilweise schon von den Redaktionskolleginnen und -kollegen gemutmaßt, eventuell die Auseinandersetzungen innerhalb der Clubszene um Große Freiheit 36 und Docks nachwirken? Lieber nichts sagen, als etwas, das ich in ein paar Monaten bereue, ist hier wohl die Maxime. Künstler, welche die Bühnen bald wieder bevölkern sollen, denken um: War im Sommer 2020 der Tenor „Wir spielen erst wieder live wenn alles ist, wie es war“ klangen 12 Monate später die Aussagen schon ganz anders: „Wir spielen unter den Bedingungen, die gelten“. An Sitzplatzkonzerte werden wir uns bis auf weiteres gewöhnen müssen.
Von den anderen Themenbereichen haben mich die Aussagen seitens des Party.San beeindruckt. Kampfgeist und Überlebenswillen waren immer Tugenden von Freigeistern. Noch wichtiger die Aussage, dass wir uns vom bisherigen Gesellschaftsmodell verabschieden sollten, wenn Livekonzerte zu einem Luxusgut werden. Ebenso sieht das Rockharz das Zusammenbringen von Menschen als eine seiner Hauptaufgaben an.
Überrascht hat mich das klare Statement des kulturpolitischen Sprechers der FDP in Nordrhein-Westfalen. Die Vermutung, dass die Cashcow gemolken wird, sieht der Politiker durchaus ähnlich und vermutet deutlich steigende Ticketpreise. Er sieht auf längere Dauer die Kultur als Luxusgut, falls die Kosten für Testen und Hygiene nicht eingefangen werden können.
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