Live-Kultur der Zukunft
Das meint die Redaktion
Special
Tobias Kreutzer
Zuvorderst: Hut ab! Aus allen in diesem redaktionellen Gemeinschaftsprojekt zusammengetragenen Statements spricht großes Reflektionsvermögen und eine grundsätzlich positive Kämpfer:innenmentalität. Ich selbst habe mich zu Beginn und inmitten der Pandemie als nicht existenziell Betroffener sondern lediglich als Musikfan mehrfach zu deutlich undifferenzierteren Tiraden und destruktiverem Denken hinreißen lassen. Es macht Mut, die pragmatische Leidenschaft der Betroffenen aus den verschiedenen Bereichen unmittelbar formuliert zu lesen – trotz der Umstände.
Denn klar ist auch: Der Spuk ist noch lange nicht vorbei und ich teile die Sorge vieler der Interviewten, dass das dicke Ende erst noch kommt. Die Veranstaltungsbranche ist in ihrer Grundsubstanz angegriffen und verliert ihre Basis in Form von abwandernden Bühnentechniker:innen, Live-Soundmischer:innen und Roadies. Tatsächlich beschäftigt mich dieser Trend, der sich aktuell vergleichbar zum Beispiel auch in der Gastronomie zeigt, wo plötzlich Kellner:innen und Köch:innen fehlen, noch mehr als die Situation der Musiker:innen selbst.
Ein großer Teil unserer Szene lebt nicht von der Musik allein. Metal und Punk sind weit über den Untergrund hinaus oft allenfalls finanzielles Zubrot. Kunst aus Leidenschaft wird auch weiterhin ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Es mag schwerer werden, aber da, wo Kunst so sehr Selbstzweck ist wie in dieser Szene, wird sie niemals sterben. Es wird an uns Fans sein, dieser Leidenschaft mit der vielbeschworenen Treue und Szene-Solidarität zusätzlichen Nährboden zu geben. In Zeiten kurzlebiger Playlist-Hypes und medialen Dauerfeuers kann die Verschworenheit und Verschrobenheit, ja, das anachronistische Wesen dieser unserer Szene am Ende den entscheidenden Vorteil beim großen Restart geben.
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