Babymetal
Am Stammtisch zu "Metal Resistance"
Special
BABYMETAL sind eine Band, die polarisiert. Sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. In der Redaktion von metal.de sieht das natürlich nicht anders aus. Bei uns gibt es ebenso Leute, die die Mädels gut finden, die ihnen nichts abgewinnen, oder die den Hype um die Japanerinnen absolut nicht nachvollziehen können. Aus diesem Anlass haben sich die Kollegen Kostudis, Lipp, Wischkowski, Schneider und Klaas zusammengesetzt und über das neue Album „Metal Resistance“ sowie die Band im allgemeinen diskutiert. Dabei hat sich eine Sache offenbart: BABYMETAL sind eine Band, die zwar reichlich Gesprächsstoff bietet – diesen allerdings mit der nötigen Substanz auszustatten, fällt mitunter schwer. Doch lest selbst:
Klaas: Sagt doch mal in zwei, drei kurzen Sätzen, was ihr vom neuen BABYMETAL-Album haltet.
Fabi: Ich finde das neue Album enttäuschend. Die vorige Platte war in meinen Augen um Längen besser. Viele Songs hatten dort Ohrwurmpotential, was mir beim neuen Album nicht so vorkommt. Ich höre das erste Album tatsächlich noch gelegentlich, das neue wird allerdings nicht oft den Weg in den Player finden.
Klaas: Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Scheibe überhaupt nicht an mich geht. Der Metal ist mir etwas zu gewöhnlich, wobei ich sagen muss, dass ich vom überdrehten “Awadama Fever” ganz angetan bin. Der Gesang ist für mich eigentlich so das Gewöhnungsbedürftigste daran. Ich muss dazu sagen, dass ich BABYMETAL bis jetzt gemieden habe, daher ist dies mein Erstkontakt.
Jenny: “Babymetal ” hat mich wirklich begeistert, und ich war ein wenig geschockt von dem, was ich da zu hören bekam. Im Gegensatz zur jetzigen “Metal Resistance”. Von ihr bin ich mehr als nur enttäuscht. Sie ist lahm, abgeschwächt und hat nicht mehr den “frischen Wind”, den ihr Vorgänger mit sich brachte.
Anton: Ich fand es tatsächlich gar nicht so übel, beim Erstkontakt. Bissl Melodien, Gedudel, bissl Standard-Geriffe und dazu eben die piepsigen Mädels. Ist nicht meine Baustelle, klingt alles ganz schön platt. Würde aber nicht von “Schrott” sprechen, wie das so viele tun.
Jan: Ehrlich gesagt, bin ich da schlicht nüchtern, mir geht das Album am Arsch vorbei. Die Frage, die sich mir allerdings stellt: Warum herrscht darum so viel Aufregung? Das ist ein bisschen Plastik, ein paar harte Gitarren und drei Mädels mit Kinderstimmchen, so what?
Fabi: Naja, ich denke, dass eben das den Reiz ausmacht. Drei kleine Mädels, die augenscheinlich absolut nichts mit Metal am Hut haben, lassen sich von einer Backing-Band harte Riffs auftischen und mischen das Ganze mit J-Pop. Das ist halt mal etwas anderes. Zumal die Hauptsängerin es im Grunde drauf hat.
Klaas: Die Frage ist halt, inwiefern das wirklich etwas Neues ist, oder ob sich da einfach ein paar Anzugträger zusammengesetzt haben, die dieses Konzept zusammengetüftelt und sich dann einfach ein paar namhafte Metal-Musiker eingeladen haben.
Fabi: Da kann man denke ich von ausgehen. In der Kami-Band spielen ja einige namhafte Musiker der japanischen Metal-Szene. Zumal BABYMETAL mit Sicherheit nicht so erfolgreich wären, wenn da nicht ein wenig Organisationstalent mit einspielen würde. Die Mädels kamen ja auch aus so einer Art Tanzgruppe namens Sakura Gakuin. Da ist es ja im Grunde naheliegend, dass sich Leute diese Mädels ausgesucht haben, um eben BABYMETAL zu gründen.
Jan: Und auch wenn das ein Kunstprodukt ist: Die für mich entscheidende Frage ist: Warum wird darum so viel Wirbel gemacht? Ich finds völlig uninteressant, aber dadurch auch schlicht egal. Oder wurde da irgendwem der Lolli geklaut?
Anton: Gegenfrage: Warum wird um EPICA so viel Wirbel gemacht? Oder anders gesagt: Wieso werden Bands, die genau dasselbe Geleier bieten, als “ernsthaft” akzeptiert – und BABYMETAL nicht? Gut, der Name ist halt auch reichlich…äh…
Jan: Wo wird denn um EPICA vergleichbarer Wirbel gemacht? Mir geht’s um zwei Punkte:
1. Warum so viel Lob und hach was total Neues
2. Warum so viel Aufregung und Hass – die Band ist überflüssig, point. Ist quasi der Drachenlord des Metal – nur mit dann doch mehr Substanz 😀
Also EPICA und BABYMETAL zu vergleichen, finde ich gewagt, auch wenn der symphonische Kram bei mir auf genauso taube Öhren stößt wie dieser Mini-Playbackshow-Metal.
Anton: Na gut, dann formuliere ich es so: Das ist nichts Neues. Standard-Riffs und Engelskehlchen. Das eine etwas klassischer, das andere düsterer, die nächste Truppe bisschen poppiger. Aber in meinen Augen alles die gleiche Soße.
Jan: Album wirklich gehört? Komm mal deinem journalistischem Auftrag nach und süffel nicht so viel!
Anton: Bis zum achten Song. Das muss für diese Sache hier reichen.
Jenny: Meines Wissens nach gibt es einige japanische Labels, die darauf fokussiert sind, nur mit den Musikern Geld zu machen, statt dass sich die Band frei entfalten kann. Nur ob es bei BABYMETAL auch so ist, wissen wohl nur die Mädels selber.
Klaas: Ich denke, wir sind uns weitestgehend einig, dass BABYMETAL streng genommen also nichts Außergewöhnliches sind, sehe ich das richtig?
Jenny: An sich würde ich auch sagen, dass es nichts Weltbewegendes ist. Sie haben mit ihrem Debüt ziemlich viel Wirbel gemacht. In meinen Augen war es sehr übertrieben.
Jan: Herr Klaas, ja, ich glaube seit damals NU PAGADI “die Welt eroberten”, bin ich da komplett ernüchtert – und was BABYMETAL machen, ist musikalisch sicher nicht der Rede wert – über den Rest kann man sachlich gesprochen aber durchaus diskutieren. Fragt sich, ob man das nicht eher als Kunstprodukt sehen sollte – also als Gesamtwerk.
Anton: Was meinst du mit Kunstprodukt?
Jan: Na, über ein Musical schimpft doch auch niemand? Da steckt aber auch ein Konzept und musikalischer Gedanke dahinter. Betrachtet man es aus der Warte, würde es Metal gar nicht betreffen usw.
Klaas: Jan, für mich liegt das Problem gar nicht beim Produkt selbst – und BABYMETAL sind zweifelsohne ein Produkt und kein Projekt, das aus musikalischem Schöpfergeist heraus entstanden ist. Eigentlich sind es letzten Endes doch all jene, die das Produkt am Ende kaufen, die das eigentliche Problem sind. Warum also kauft jemand BABYMETAL?
Fabi: Micha hat natürlich Recht. Dennoch stellt sich die Frage, warum BABYMETAL dann ganze Stadien füllen und Scharen an Fans an Land ziehen, wenn sie nichts Besonderes sind.
Anton: Weil sie die breite Masse ansprechen, schätze ich. Wobei: Haben die hier bei uns schon mal ein Stadion gefüllt? Das würde ich bezeifeln. In Japan, vielleicht.
Jenny: Vielleicht sieht die Masse etwas, was wir wohl nicht sehen oder sehen wollen. Bei den Japanern wundert es mich eigentlich schon gar nicht, dass sie auf BABYMETAL abfahren, nur bei uns im Westen kennt man so etwas gar nicht. Also: Was haben wir übersehen?
Jan: Das muss dir Fabi sagen, der hat die erste Platte doch abgefeiert. 😉
Fabi: Ey, die war ja auch nicht übel. Wenn man sich drauf eingelassen hat, blieben viele Songs im Ohr hängen.
Jenny: Ich finde das Debüt von den Mädels auch echt klasse. Nur sehe ich nicht, was daran den so stark übertriebenen Hype ausmacht.
Jan: @Klaas: Weil es eingängige Pop-Musik ist? Ich habe aber eine andere Theorie: Man kann damit so wunderbar den Leuten auf den Sack gehen und sich in einem neuen Extrem in der Außenseiterrolle fühlen. Siehs mal so: Du stößt deine Mama mit dunkler Kleidung vor den Kopp und den angehimmelten Metaller, der dich verschmäht hat, mit der Mucke – quasi die Emos des Jahres 2015 / 2016?
Fabi: Das denke ich persönlich nicht. Wenn man sich mal die “Attitüde” vieler Metalheads anschaut, würde doch niemand jemals vor seinen Kumpeln damit angeben, dass er BABYMETAL hört. Und ich denke auch nicht, dass bloße Pop-Fans BABYMETAL verehren. Dann stellt sich halt die Frage: Was sind das sonst für Leute, die die Band gut finden? Metaller? Normale Menschen, die darin einen Reiz sehen?
Jan: Dann schau mal in die Kommentarspalte oder bei Youtube. Da gibts irritierenderweise auch Metaller, die das toll finden. Wobei sich mir die Frage stellt, spielt das eine Rolle?
Klaas: Meiner Meinung nach liegt das Problem gar nicht bei BABYMETAL selbst, sondern – wie immer bei einem Hype – an der Community.
Anton: Ich denke auch. Dass es bei H&M Metal-Shirts zu kaufen gibt, ist auch so ein Phänomen. Metal ist irgendwie “in”. Zu hart sollte es dann aber doch nicht sein. Insofern passen BABYMETAL ja perfekt.
Fabi: Kann man da wirklich von einem Problem sprechen? Viele Leute finden die Band ätzend, das ist klar. Doch ist es nicht möglich, dass es Leute gibt, die die Musik WIRKLICH gut finden und diese auch nur aus eben diesem Anreiz hören? Ohne sich oder anderen damit etwas beweisen oder jemanden auf den Senkel gehen zu wollen?
Klaas: “Problem” ist vielleicht der falsche Ausdruck. Aber zumindest das eigentlich interessante und der Grund, warum BABYMETAL über die japanischen Grenzen hinaus so viel Aufmerksamkeit bekommen, ist doch sicher auch, dass sich die Leute die Köpfe darüber einschlagen, ob das überhaupt noch Metal ist. Einer der Leser hatte zur Review von “Metal Resistance” kommentiert: “Und zu denen die sagen das ist kein Metal sollte mal schauen wer in der „Support“ Band der Kami Band dabei ist. Das ist das „Who is Who“ der japanischen Metal Szene”, was meiner Meinung nach ein ziemlich oberflächliches Argument ist. Aber genau davon lebt dieser Hype.
Jan: Ich finde es eigentlich höchst amüsant. Wie etwas derart unwichtiges Leute in die Weißglut treibt. Ehrlich, bei so manchem Kommentar bin ich fast lachend vom Stuhl gekippt, wie man sich da so reinsteigern kann.
Fabi: @Klaas Das finde ich, ist auch einer der interessantesten Punkte daran. Da haben sich ja auch in unseren Kommentarspalten zwei Fronten gebildet. Die einen, die sagen, dass es BABYMETAL gar nicht geben dürfte – eben weil es kein Metal ist und nur Kommerz und am Reißbrett entworfen. Dann die andere Seite, die sagt, dass die Leute ihre Scheuklappen ablegen sollen und toleranter sein sollen. Das führt uns zur nächsten Frage. Was darf der Metal eigentlich? Gibt es Grenzen? Darf man diese überhaupt setzen oder ist das etwas völlig Subjektives?
Jenny: Steinigt mich bitte nicht, aber es erinnert mich sehr stark an die TOKIO HOTEL-Welle. Sie kamen aus dem nichts, alle haben sie hart abgefeiert und sie füllten unheimlich viele Stadien. Kurze Zeit später spaltete sich die Menge, und alle gingen sich an die Gurgel und nun hört man nichts mehr von denen. Vielleicht passiert es auch so mit BAYMETAL.
Jan: @Toni: H&M ist glaube ich dasselbe, da regen sich auch alle in lächerlicher Weise auf, als hätten sie nichts besseres zu tun. Mein Gott, früher hieß es von so vielen Seiten: Der Metal muss angesehener werden, er ist doch so viel besser, bla bla. Ich glaube das Problem liegt darin, dass sich einige Menschen komplett über ihre musikalische Leidenschaft definieren.
Jan: @Jenny: Naja TOKIO HOTEL wurden schon damals von Beginn an von vielen gehasst. Aber der Vergleich ist gar nicht so gewagt.
Jenny: So läuft es praktisch auch gerade mit BABYMETAL.
Fabi: TOKIO HOTEL haben halt auch die Leute genervt, schockiert und angekotzt. Damit kommen wir auf den Aspekt von eben zurück.
Klaas: Wir kommen gerade ein wenig vom Thema ab, oder? Fragen wir doch mal: WAS sehen die Fans in BABYMETAL? Abgesehen davon, dass es irgendwie schrullig ist und die Mädels “süß” sind (Geschmackssache).
Jenny: Ich denke auch mal, dass es damit zusammenhängt, dass sie noch sehr jung sind. Und es vielleicht in der japanischen “Metal-Szene” nicht so viele weibliche und junge Sängerinen gibt, die im Vordergrund stehen. Wie es im Underground aussieht, weiß ich nicht. Das könnte vielleicht sogar eine Rolle spielen. Auch ihre Bühnenshow scheint sehr spektakulär zu sein, samt ihrer Tänze und ihren niedlichen Kleidern. Und eben auch, dass sie nicht unbedingt von Tod und Verderben singen, sondern mal die Schokolade als Hauptthema nehmen.
Fabi: Ich denke, da müsste man jeden einzelnen Hörer befragen. Da wird wohl jeder seinen eigenen Antrieb haben. Ich kann nur für mich sprechen und ich finde, dass BABYMETAL einfach mal eine Abwechslung zum sonstigen Einerlei sind. Vielleicht ist die Musik nicht anspruchsvoll, vielleicht nicht weltbewegend oder meisterlich. Sie ist aber auf jeden Fall erfrischend und bietet Unterhaltungspotential auf eine andere Weise, als viele andere Metal-Platten. Ich würde mir die Alben auch nicht auf Dauerschleife anhören, dafür sind sie zu quietschig und aufgedreht, aber für zwischendurch? Warum nicht?
Anton: Metal, der nicht wehtut. Den man auch als Fachfremder seinem Kumpel mal im Auto vorspielen kann und sich einen Track lang über die lustigen Stimmen lustigmachen kann.
Klaas: Stimme Anton zu, aber solche harmlosen Bands gibt es ja zu Hauf. Vielleicht haben BABYMETAL einfach nur den Exotenbonus?
Jan:@Toni: Ich glaube mir fallen da eher Balladen ein, als dieser quirliege Haufen. Ich glaube mich würden selbst Freunde und Kollegen angucken, was ich mit dieser Kindermucke, die gut auf Bravo-Hits passen würde, will.
Anton: Vielleicht sind auch die “Kinder” an der “Kindermucke” der Clou? Die sind ja alle noch recht jung, ne? Vielleicht sind BABYMETAL in unserer Zeit einfach der perfekte Einstieg für die Kids.
Fabi: Dürften eigentlich alle um die 16, 17 sein. Ich denke, die Sängerin ist sogar volljährig.
Klaas: Und das Internet ist ja besessen von jungen Asiatinnen…
Fabi: @Anton: Dann stellt sich die Frage, warum auch viele Erwachsene BABYMETAL gut finden, wenn sie nur als Einstieg für die “Kids” fungieren.
Anton: Das sind deren Eltern. Ha! Ich habe es! Deswegen gehe da so viele hin! Die eine Hälfte sind die Kiddis, die andere die Erziehungsberechtigten, die mit zur Show müssen.
Jenny: HAHA! Du hast es erfasst!
Jan: @Fabi: Ich weiß nicht ob wir da alle Möglichkeiten erörtern sollten, warum Männer in den 40ern auf eine Teenie-Band stehen …
Fabi: Naja, du kannst aber auch nicht sagen, dass alle erwachsenen BABYMETAL-Hörer nur auf die Band stehen, weil sie auf die Mädels stehen. Damit stellst du ja eine riesige Gruppe unter Generalverdacht.
Jan: Mir ging es auch eher um den Diskussionspunkt an sich. Ich stelle hier niemanden unter Generalverdacht. Die Frage ist auch, macht es Sinn, das zu erörtern. Oder anders: Du bist ja auch keine 16 mehr: Was macht es denn für dich so faszinieren?
Klaas: @Fabi: Dann muss es aber irgendetwas geben, das diese Band abgesehen von ihrer Beschaffenheit ausmacht! Ist es diese überdreht japanische Art der “Ladies”, die viele als charmant wahrnehmen?
Fabi: @Jan: Ich habe nie behauptet, dass mich irgendetwas an der Band fasziniert. Ich finde ihr Auftreten selbst nichtmal so gediegen. Mir geht es halt wirklich um die Mucke. Die Mädels an sich sind mir eigentlich recht egal. @Klaas: Das kann natürlich ein Punkt sein. Aber das ist, wie eben schon erwähnt, ziemlich subjektiv. Ich kann ja hier nur für mich sprechen, und nicht als Vorsprecher aller BABYMETAL-Fans herhalten. 😛
Jan: Ich hab übrigens gerade noch mal reingehört. Ich versteh es nicht.
Fabi: Dann frag mal einen BABYMETAL-Fan nach ARCHGOAT oder MGLA. Die werden dir dasselbe erzählen. Wobei man das sicher auch nicht pauschalisieren kann.
Klaas: Okay, also lässt sich das, was viele an BABYMETAL… fasziniert, nicht eindeutig sagen. Wie relevant kann so eine Band dann sein? Kann sie mehr als ein Hype sein?
Jan: @Fabian: Ich erwarte ja nicht mal von euch, dass ihr die Mucke von ARCHGOAT oder MGLA versteht: Die Frage ist eher: Warum sind Babymetaller so angepisst, wenn man nicht schlicht einen Scheiß auf diese Mucke gibt?
Klaas: @Jan: Genau das ist eben das Schlimme daran: Nicht die Band, sondern die Community. Leute, die sich sofort angegriffen fühlen, wenn man offen sagt, wie scheiße man BABYMETAL findet.
Anton: Vielleicht ist es Rebellion? AC/DC….MOTÖRHEAD…METALLICA. Da hat jemand, der nach der Jahrtausendwende geboren wurde, gar keinen Bezug zu. Für alle 18-Jährigen stehen METALLICA für “Nothing Else Matters”. Ist so. Es muss also irgendwie etwas Neues her, an dem man sich festklammern kann, etwas, was auch jugendlich und frisch ist, irgendwie. Etwas, das als flächendeckende Identifikationsgrundlage herhalten kann.
Fabi: @Jan: Ey, ich finde ARCHGOAT und MGLA klasse. Da kannst du nicht von “euch” sprechen. 😛 Diese Frage kann ich dir allerdings auch nicht beantworten. Warum sind die “klassischen” Metaller von BABYMETAL so angepisst, anstatt einen Scheiß drauf zu geben?
Jan: @Fabi: Hast du doch gesehen 😀 Ich kann alles!
Jan: @Fabi: Bin ja auch kein klassischer Metaller, mir ist das alles viel zu albern. Aber da nähern wir uns der spannende Frage: Was darf Metal und was nicht?
Jenny: Vielleicht war der Erfolg auch nur erkauft von dem Label. Ist eine sehr gewagte Unterstellung meinerseits, könnte vielleicht sogar auch ganz anders sein.
Jan: @Jenny: Das war einfach gutes Marketing. Dass die Band kontrovers aufgenommen werden würde, sollte allen klar gewesen sein. Geschickt ausgespielt haben auch die diversen Hass-Kampagnen für einen Schub an Aufmerksamkeit gesorgt. Siese diese Therapiesitzung hier.
Klaas: Genau, was darf der Metal eigentlich? Wo fängt die Grenze des Geschmacks an, und wo hört sie auf?
Jenny: Ich denke, dass muss jeder für sich subjektiv entscheiden. Objektiv wäre es doch etwas schwer zu erfassen. Da muss man viel mehr auf die Musik eingehen und BABYMETAL haben ihr Können sehr gut unter Beweis gestellt.
Klaas: Aber soll BABYMETAL deswegen sein eigenes Genre werden?
Jenny: Nein, sollten sie nicht. Sonst müssten auch andere Bands die gehyped und gehasst werden ihr eigenes Genre bekommen. Ich denke mal, dass sie einfach einen Pop-Song vorgesetzt bekommen oder ihn selber geschrieben haben und daraus ,statt wie jede andere Britney Spears es fürs Radio produziert, einfach eine Metalband in den Hintergrund gepflanzt haben. Vielleicht ist es auch der Knackpunkt, warum man sie feiert und auch hasst, da sie vielleicht von ihren Texten nicht Metal genug sind.
Fabi: Manche Leser in unseren Kommentaren sprachen doch schon von einem neuen Genre. “Kawaii-Metal”. Und hey, es gibt ja mittlerweile einige Bands wie BABYMETAL. Siehe LADYBABY. Und die sind ja wohl noch abgedrehter.
Ich würde sagen, der Metal darf alles, was Spaß macht. Wenn die Musiker ausgefallene Elemente in ihre Musik integrieren wollen – warum nicht? Ob das Resultat dann im Endeffekt stimmig ist, steht auf einem anderen Blatt. Siehe zum Beispiel TENGGER CAVALRY. Die kombinieren Metal mit traditionellen mongolischen Instrumenten. Da schreit auch keiner nach. Wobei es bei der Band tierisch gut umgesetzt ist.
Anton: Allein die Frage ist ja eigentlich Humbug. Kunst – egal welcher Art – darf natürlich alles.
Jan: Stehe da neben Anton. Kunst darf alles und ich muss es mir nicht ansehen oder anhören. Mir geht dieser Quark ziemlich auf den Sack – wenn etwas gut ist, kann es von mir aus auch Synth-Pop sein, dann hör ich es mir an, weil es mir irgendwas gibt. DIe Frage ob BABYMETAL noch Metal ist, wäre sicher ein Diskussionspunkt, aber auch der wäre bei mir eher: Who Cares!?
Fabi: Das sehe ich genau so. In meinen Augen ist es auch nichts, worüber man sich echauffieren müsste.
Anton: Würde schon sagen, dass das Metal ist.
Fabi: Klar, wenn man sich anschaut, was mittlerweile alles als Metal oder Sparte vom Metal gilt. Da machen BABYMETAL den Kuchen auch nicht rund, finde ich.
Jan: Rein auf die Musik bezogen, könnte das aber auch gut als Pop durchgehen.
Anton: Pop? Nee…Es ist poppig. Aber es ist kein Pop. Weil wenn’s danach geht (Strophe – Refrain – Strophe – Refrain – Bridge/Solo – Refrain), dann sind AC/DC auch Pop.
Jan: Das wäre doch ein Diskussionspunkt: Sind AC/DC Pop? Aber so weit will ich’s nicht kommen lassen.
Anton: Hast du Angst vor der Antwort?
Fabi: Er hat Angst vor den Milzbrand-Briefen, die dann bei ihm eintrudeln. 😛
Fabi: Besser: Sind AC/DC BABYMETAL?
Klaas: Pop ist ein dehnbarer Begriff. @Fabi: Mit Axl Rose? Hm… Vielleicht.
Aber AC/DC sind ja nicht unser Thema. Noch nicht…
Jan: Ich gestehe: Ich habe keine AC/DC-CD hier und noch nicht mal auf dem iPod.
Klaas: Also muss man eigentlich nicht über BABYMETAL diskutieren können, oder? Es ist absolute Geschmackssache, für die einen Humbug, für die anderen eben großartig.
Jan: Bitte nicht die Mitte vergessen: Sie können einem auch einfach scheißegal sein.
Klaas: Das wären dann die, die sich nicht darum scheren 😉
Jan: Count me in.
Jan: Vielleicht noch mal kurz zusammenfassen, was das Ergebnis für jeden Einzelnen in dieser Diskussion ist?
Fabi: Also: BABYMETAL sind Metal, Kunst/Musik darf alles. Jeder darf die Band so gut oder kacke finden, wie er/sie möchte. Die Diskussionen um diese und andere Bands aus dem Sektor werden dennoch nicht versanden, mit Sicherheit nicht. Dass das komplette BABYMETAL-Projekt durchkonstruiert ist, steht außer Frage. Wer da jetzt die Fäden zieht, wird man als Außenstehender eh nie mitbekommen.
Jenny: BABYMETAL können begeistern und schocken, was zum Hype und Hate unter der Metal Gemeinde führt. Im Gesamtpaket scheinen die Mädels zu wissen, was sie machen und was sie damit bezwecken wollen: Sie wollen die Masse erreichen, und das haben sie. Mit ihren spektakulären Bühnenshows scheinen sie auch noch einmal extra zu punkten, genau wie mit ihrem niedlichen und jungen Aussehen. Es scheint nichts desto trotz ein heikles Thema zu sein und die Frage, die sich wohl mehr oder minder fast jeder stellt oder stellen wird: Wie lang hält der Hype um BABYMETAL an? Auch wenn vieles sehr gutes Marketing ist, wie Jan es erwähnt hat, scheint es bei allen zu fruchten. Egal, wie es fruchtet, aber es fruchtet.
Klaas: Sie sind und bleiben ein Reizthema. Oder eben nicht, für die, denen es gleichgültig ist. Es fällt mir tatsächlich schwer, abzuschätzen, warum BABYMETAL so in aller Munde ist. Abgesehen vom überdrehten Japano-Charme gibt es nicht viel, was mir da beim Hören hängen bleibt. Und dass die Band, die den Metal beisteuert, namhaft ist, halte ich für ein hanebüchenes Argument. Andere namhafte Musiker haben schon weit tiefer ins Klo gegriffen, Stichwort “Lulu”, Stichword “YES”.
Anton: Der Metal verändert sich. Das ist ein Fakt, der sich anhand solcher Phänomene wie BABYMETAL bemerkbar macht. Insgesamt ist Metal “salonfähriger” geworden, als eine Art Lifestyle. Und was mit TOKIO HOTEL begann, findet seine Fortsetzung vielleicht mit BABYMETAL. Dass sich die Hörer der heutigen Generation eben über diese Bands definieren. Ich halte das zumindest für eine berechtigte These.
Jan: Es mag sein, dass BABYMETAL in Reizthema sind, aber selbst für eine Diskussion bietet die Band schlussendlich wenig Substanz. Vermutlich sind wir alle zu “erwachsen” um uns dem Thema so leidenschaftlich zu widmen. Ich investiere meine Zeit auch ehrlich gesagt lieber in spannendere Bands, als in etwas, das mir schlicht nichts gibt. Spannender finde ich schlicht die Vermarktung – wobei auch das spätestens auf den zweiten Blick ersichtlich wird.
Klaas: Stimme zu, dass BABYMETAL einem einfach zu wenig geben, mit dem man arbeiten kann, oder über das man diskutieren kann. Das meiste kommt nun mal von der Community, die sich Schlammschlachten über ihre Meinungen liefert.
Fabi: Gut wäre es, wenn man einen Die-Hard-Fan und einen absoluten Kontra-BABYMETAL-Menschen hätte. Die könnten sich darüber leidenschaftlich unterhalten. Ich zähle mich zu beidem nicht.
Klaas: Warte nur mal auf die Kommentarsektion. 😉
Ihr seht, auch bei uns spalten sich die Meinungen zu BABYMETAL. Wie Kollege Klaas am Ende angemerkt hat: Ihr seid am Zug. Ihr seid herzlich eingeladen, in unserer Kommentarsektion mitzudiskutieren. Vielleicht findet ihr ja eine Antwort auf die noch offenen Fragen.