Atheist
Track By Track zu "Jupiter"
Special
Für viele unerwartet, für manche so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Qualität des aktuellen ATHEIST-Albums „Jupiter“. Im Folgenden lest ihr ein paar persönliche Worte zu den einzelnen Songs und erhaltet eventuell den einen oder anderen Gedankenanstoß, worauf man beim Hören achten kann oder sollte…
„Second To Sun“
…beginnt mit einem furiosen Einstiegspart. ATHEIST eröffnen ihr Album mit einem Paukenschlag an Technik und bringen gleich eine geniale Idee zum tragen, die anpeitschen und Schwung in die Bude bringt. Diese Verzögerungen, die den Part, das gesamte Lied und somit auch das Album sofort antreiben und dem Hörer gleich den ersten Rausch bescheren, bis es zum eigentlichen Song kommt, sind schlichtweg wahnsinnig genial konzipiert. ATHEIST zeigen die Faust! „Second To Sun“ ist treibend, macht Druck und zeigt Aggressivität, die viele sicherlich so nicht mehr von der Band erwartet hätten. Höhepunkt des Stückes sind meiner Meinung nach unter anderem die irre geschrienen Textzeilen im Mittelteil, die jeweils nach einem Stopp, bzw. Break kommen, wenn Kelly Shaefer das Wort „Sun“ schön lang kreischt.
„They called it god, I say the sun!“
„Fictitious Glide“
Mit vertracktem Drumming und harten und dennoch gefühlvoll arrangierten Gitarrenparts trumpft das Stück auf und dürfte nach der eingängigen Donnerfaust des Albums für alle Fans von „Unquestionable Presence“ die erste Offenbarung darstellen. In der Mitte des Songs geben ATHEIST richtig Gas und bieten sicher nicht nur für junge Musiker eine kleine Lehrstunde in Sachen Dynamik und Melodie in Kombination mit Schnelligkeit (beachtet das Gitarrensolo!) und dennoch einer Griffigkeit, die man in dieser Form nicht unbedingt von ATHEIST erwartet hätte.
„The agenda is clear“
„Fraudulent Cloth“
Das Stück schlägt in dieselbe Kerbe wie der Vorgänger, lässt aufgrund der häufigen Speedparts allerdings auch einen kleinen Seitenblick auf „Piece Of Time“ zu. Drummer Steve Flynn unterstützt wunderbar die anspruchsvollen Riffs und ergänzt mit seinem dynamisch attraktiven Spiel die restlichen Instrumente perfekt. Es ist immer wieder klasse zu hören, wie es den Musikern scheinbar spielerisch gelingt, zwischen fließenden Parts und verspielter Frickelei einen fast schon unmerklichen Übergang zu erschaffen.
„A predator, a little child, you hypocrite, you beast!“
„Live And Live Again“
Gleich zu Beginn macht der majestätische Death-Metal-Lauf die Marschrichtung des Songs klar. Es wird dunkler und schwerer. Der Lauf kommt vor allem während des Refrains stark zur Geltung und verleiht dem Lied eine erhabene Note. In der Mitte des Songs kommt dann noch eine Verspielthweit zum Zug, die ich persönlich mit ihrem letzten Album „Elements“ verbinde, bevor das Ende des Liedes wieder mit dem Monsterlauf abgerundet wird.
„I did, I am, I will Live Again!“
„Faux King Christ“
…ist wohl durch die vielen verspielten Teile und der insgesamt gedrosselten Geschwindigkeit am ehesten mit „Elements“ in Verbindung zu bringen. Schnelle, melodische Gitarren, ein rollender Bass und unmetallisches, in den Hauptteilen des Songs sogar jazziges Drumming, das mit südamerikanischem Flair, man könnte sagen einer Art Samba-Note, versehen ist. Für viele Metaller dürfte die während des erwähnten Samba-Parts verwendete Kuhglocke, die „brasilianisch“-rhythmisch geschlagen wird, eine Abschreckung darstellen, aufgeschlossene Progger und „Elements“-Fans werden sich hier ein drittes Ei in den Sack freuen.
„Just fear in disguise of Jesus Faux King Christ!“
„Tortoise The Titan“
In der Mitte des Albums haben ATHEIST nach meinem Empfinden mit „Faux King Christ“ und eben „Tortoise The Titan“ die stärksten Songs auf „Jupiter“ untergebracht. Hier dominieren schnelle, verwinkelte Parts und stellenweise treibendes Drumming. Der Bass wummert den Boden glatt und Kelly Shaefer kreischt dazu seine vorzüglich passenden Vocals. Besonders die Mischung aus treibenden Midtempoparts und schnellen Eruptionen macht das Lied so interessant. Die Fills und Breaks sind erneut von einem anderen Stern und man findet hier in diesem Track Anteile aus allen vorigen Alben ATHEISTs.
„Slow down!“
„When The Beast“
…startet mit einem leicht düsteren Death-Metal-Lauf, der mit einer vorzüglichen Bass-Performance glänzt, gleitet dann über in einen schrägen Gitarrenpart, der erneut von Flynns außerordentlich gelungenem Drumming passend ergänzt wird. Wenn Shaefer dann noch den Namen des Liedes langgezogen hinzukräht, hat das Stück seinen Zenit erreicht. Auffallend und schön zu hören sind die formidablen und präzise gespielten Fills, die von Gitarre, Bass und Schlagzeug gleichzeitig gezockt werden. In diesem Momenten merkt man eindrucksvoll, wie perfekt eingespielt die Burschen sind und auch, dass die beiden Neuen, Jonathan Thompson (Gitarre, Bass) und Chris Baker (Gitarre), zu 100% ins Team passen und den Spirit ATHEISTs einwandfrei bedienen.
„Have you heard the sound of my roar?“
„Third Person“
…bildet den runden Abschluss des Albums. Das Stück beginnt verspielt, startet dann schnell durch, treibt und prescht stets nach vorne und die vier Musiker zeigen noch einmal Zähne. Hier kommt zwischendurch erneut besonders der Bass zur Geltung, der schön deutlich seine pumpenden und auch filigranen Linien zum Besten gibt. Zum Ende hin geben die Musiker nochmal alles und zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Wie „Jupiter“ mit einem Fausthieb startet, so endet es auch; einfach perfekt.
„In my veins not a quitter“
Wir können also nur noch hoffen, dass sich die Truppe aus Sarasota/Florida das nächste Mal auf die hier gezeigten Stärken besinnt und das macht, was sie bisher immer gemacht haben: Ihre Diskografie um eine weitere musikalische Perle bereichern.
Kelly Shaefer – Gesang, Gitarre
Jonathan Thompson – Gitarre, Bass
Chris Baker – Gitarre
Steve Flynn – Schlagzeug
Veröffentlichung:
Europa – 8. November 2010
U.S.A. – 9. November 2010
Aufgenommen in den LedBelly studios in Atlanta, Georgia mit Matt Washburn.
Gemixt in den Audio Hammer Studios von Jason Suecof (TRIVIUM, CHIMAIRA, DEVILDRIVER).
Das Coverartwork stammt von Eliran Kantor (TESTAMENT, ANACRUSIS, SIGH, GWAR).
Label: Season of Mist
Cat#: SOM 208 / SOM 208D
Als LP, CD und Ltd. CD im Digipak erhältlich.
Barcode: 8 22603 92082 6
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Stile | Progressive Death Metal, Technical Death Metal |
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