As I Lay Dying
Das meint die Redaktion zu "Awakened"
Special
Ist AS I LAY DYING mit „Awakened“ mal wieder Besinnung auf ihre Stärken gelungen oder wiederholt sich der Fünfer langsam selbst? So ganz einig darüber ist man sich auch bei uns in der Redaktion nicht geworden. Aber lest selbst, wie unterschiedlich „Awakened“ wahrgenommen wird und warum es selbst bei den nicht so begeisterten Kollegen immerhin noch als solide davon kommt.
Ich gebe zu, dass ich nach den ersten paar Durchläufen von AS I LAY DYINGS neuem Album dazu geneigt habe, einen wütenden 4-Punkte-Verriss in die Tatstatur zu hauen. Die Gründe dafür haben sich auch nach einigen Wochen Geduld nicht gänzlich in Luft aufgelöst, aber ein wenig entspannter sehe ich die Sache mittlerweile doch. Vormachen müssen wir uns indes nichts: Von allen Alben, die die kalifornischen Szenevorreiter bisher veröffentlich haben, ist „Awakened“ das mit Abstand unspektakulärste. Die Ausbrüche nach oben und unten, die auf den Vorgängern noch anzutreffen waren, hat sich die Band mittlerweile komplett abgewöhnt und so ist jede der elf Nummern nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Es gibt keine wirklich durchgehend aggressive Nummer mehr, und der Ruhepol fehlt ebenso, dafür gibt es eine Reihe kalkulierter Metalcore-Hits nach Schema F, die allesamt mit gebrüllten Strophen und clean gesungenen Refrains aufwarten, was mitunter schon mal gehörig an den Nerven zehren kann. Geblieben, bzw. wieder verstärkt vertreten sind allerdings die Melodic Death-Anleihen, die man von der Band so zu schätzen weiß. Um die zu entdecken und wirklich zu schätzen zu lernen, muss man sich allerdings zum genauen Hinhören zwingen.
„Awakened“ hat eine Reihe guter Songs zu bieten und zeichnet sich vor Allem durch diverse Highlights aus. „Whispering Silence“ etwa erinnert an die stärksten Momente der Vergangenheit, und auch die Gitarrenleads und -soli beweisen dann trotz Allem, dass AS I LAY DYING eben keine Anfänger sind. Dennoch, und das ist die krasse Gegenseite, die die Punktzahl des Albums ziemlich drückt: Auf „Awakened“ gibt es absolut nichts essentiell Neues, und die Band scheint auch keine Ideen zu haben, wie man ihren mittlerweile etwas festgefahrenen Sound noch spannend aufpolieren kann. Innovation und Frische sind auf „Awakened“ komplett Fehlanzeige. Das muss nicht stören, kann aber, denn außer den (durchaus zahlreichen) Die-Hard-Fans, wird dieses Album keinen Menschen großartig jucken. „Awakened“ ist kein schlechtes neues Lebenszeichen, aber es besitzt keinen einzigen Moment, der einem Gänsehaut und Maulsperren beschert.
06/10 Punkte
(Heiko Eschenbach)
Fast zehn Jahre ist es jetzt her dass ich „Frail Words Collapse“, das Breakthrough-Album der Kalifornier von AS I LAY DYING, zum ersten mal in den Händen hielt und regelrecht weggeblasen wurde von dem damals so frischen, wütenden Sound. Drei weitere Studioalben, Best-Of-Platten, DVD’s, etliche Besetzungswechsel und eine regelrechte Explosion des Bekannteheitsgrades bis hin zu einer der bedeutendsten Bands im Modern Metal-Sektor sollten folgen, und jedes Mal war ich vor einem Release voller Vorfreude auf einen neuen Kracher. 2010 kam dann „The Powerless Rise“ und die Enttäuschung war groß: Breakdowns, Standard-Melodien und ein Sound wie er glatter nicht sein könnte machten das letzte Werk zu meinem persönlichen Tiefpunkt.
Zwei Jahre später denke ich „Schwamm drüber!“, mal sehen was mit dem neusten Werk „Awakened“ kommt , und ohne jede Erwartungshaltung wurde ich mehr als positiv überrascht. Ab dem Opener „Cauterize“ ist die ist diese brachiale Gewalt, die nicht zuletzt durch Tim Lambesis´ Ausnahme-Stimme bestimmt wird, in Einklang mit dicken Riffs und großartigen Melodien, endlich wieder da. Auf das verhasste Shout-Clean-Shout-Clean-Schema wird verzichtet, es wird viel Wert auf den individuellen Klang der Songs gelegt. So wie beim starken „A Greater Foundation“ zum Beispiel, wenn erst gegen Ende des Songs eine gesungene Melodie aufhorchen lässt, oder wenn sich Lambesis und Gilbert in „No Lungs To Breathe“ den Refrain teilen, langweilig wird einem nie. Die Melodien bleiben hängen und animieren ab der ersten Minute zum Mitsingen, und auch der Sound ist zu alter Härte zurück gekehrt. Müsste ich ein Referenzwerk aus der Band-Diskographie nennen, dem der Klang auf „Awakened“ am nächsten kommt, wäre es wohl „An Ocean Between Us“, ohne direkt vergleichen zu wollen, denn das neuste Werk klingt reifer und erwachsener als alle Alben zuvor. Ob das ruhigere „Whispering Silence“, das catchige „Wasted Words“ oder das brutale „Overcome“, ich kann einfach keinen Durchhänger finden. Nach acht starken Songs gibt es mit „Washed Away“ eine akustische Verschnaufpause, bevor mit „My Only Home“ und „Tear Out My Eyes“, das mit seinem Chor-Gesang am Anfang direkt mal für Gänsehaut sorgt, mal eben zwei der besten Tracks der Band überhaupt dargeboten werden. Ein von Anfang bis Ende starker Brocken, AS I LAY DYING stellen somit ganz klar das man tatsächlich erwacht ist, aus dem Schlaf des immergleichen Metalcore-Dunstes der noch auf „The Powerless Rise“ sein Unwesen trieb und schmettern mit „Awakened“ eines der für mich stärksten Core-Album des Jahres raus, das bei mir seit Wochen rauf und runter läuft ohne abgenutzt zu wirken. Starkes Ding!
8/10 Punkte
(Fabian Just)
Geschmack hin und her aber es dürfte unbestritten sein, dass AS I LAY DYING in den letzten Jahren etliche Fans dazugewonnen und sich zu einer bedeutenden Größe der Szene entwickelt haben. Mit „Beneath The Encasing Of Ashes“ machten sie sich im Underground bekannt, „Frail Words Collapse“ erregte erstmals Aufmerksamkeit und mit „Shadows Are Security“ haben sie ein größeres Publikum überzeugt. „An Ocean Between Us“ wurde dann aufgrund seines recht hohen Melodieanteils und seiner etwas gebändigten Energie eher kritisch aufgenommen und „The Powerless Rise“ zeigte die Band wiederum frisch erstarkt. Nun schieben sie „Awakened“ ins Rennen und führen ihr Erfolgsrezept konsequent fort.
Das Album zeigt AS I LAY DYING von ihrer besten Seite und vereint nicht nur alle eigenständig erworbenen QUalitäten der Band, sondern führt diese auf ein weiteres, gehobenes Level. Die Stücke sind saftig, ab und an mit extremen Zwischenparts bestückt, vordergründig allerdings mit einem enorm hohen Melodieanteil ausgestattet. Dieser etwas zurückgefahrene Härtegrad, besonders was die Geschwindigkeit angeht, sorgt allerdings nicht wie bei „An Ocean Between Us“ dafür, dass die Musik an Energie einbüßt, sondern vielmehr für den, ich nenne es mal gemäß der Musik AS I LAY DYINGs ganz modern, „catchy kick“. Ja, so könnte man es sagen. Die insgesamt etwas zurückgeschraubte Geschwindigkeit der Stücke wird also durch packende, gut ausgearbeitete Melodiebögen, aufeinander aufbauende Parts sowie klare Gesänge mit großem Wiedererkennungswert wettgmacht.
Aus meiner Sicht klangen die Jungs noch nie so eingängig und auch professionell (im positiven Sinne) wie auf „Awakened“. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass dies ihr bislang bestes Album ist; und das sage ich als jemand, der lieber mit der Blast-Keule schwingt als modern melodisches Gesäusel hört. Trotzdem: Hier stimmt nahezu alles, von der fetten Topproduktion bis hin zum Songwriting. AS I LAY DYING zeigen mit der Scheibe, dass sie noch viel Feuer und gute bis sehr gute Ideen haben. Ich bin gespannt, wie sich der Werdegang der Band noch entwickelt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie in einigen Jahren zu den ganz Großen gehören werden. Das Zeug dazu haben sie.
8/10 Punkte
(Matthias Olejnik)
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Stile | Melodic Death Metal, Metalcore |
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