André Schönfelder
Metal, Bier und Wurstsalat

Special

André Schönfelder

Um André Schönfelders Debütroman „Metal, Bier und Wurstsalat“ ausreichend zu umschreiben, bedarf es genau dreier Worte: Metal, Bier und Wurstsalat. Wurstsalat steht in der Rangfolge deutlich abgeschlagen. Dafür gibt es mehr als genug Metal und mehr Umgang mit Bier, als sogar ein Kaliber wie Charles Bukowski in einem Büchlein von 270 Seiten Umfang unterbringen konnte.

„Metal, Bier und Wurstsalat“ beschreibt (oft zu) anschaulich und mit deutlich autobiographischen Zügen einen Sommer im Leben des 19-jährigen Metalheads Simon Drews. Simon träumt mit seiner Thrash-Metal-Band SOCIETY OF SKELETONS (bemüht das Internet nicht, die Band gibt es nicht – schaut lieber bei CHAOS CONFERENCE) von all den Dingen, von denen jede Band vom Lande träumt: Majordeal, tausende von Fans, Merchandising, Groupies, ausgesuchtes Catering, Geld wie Heu und natürlich der obligatorische Wacken-Auftritt. Wie der größte Teil dieser Bands beschäftigen sich aber auch die vier Jungs von SOCIETY OF SKELETONS aus dem beschaulichen niedersächsischen Kaff Apen im Wesentlichen damit, die lokale Tanke zu plündern, dem örtlichen Pizzabringdienst Rekordumsätze zu bescheren und von vielen Dingen zu reden, aber relativ wenige davon auch umzusetzen.

Dabei ist der Roman vor allem eins: ein Ritt durch sämtliche Klischees, die Metal zu bieten hat. Bier, Whisky, Wodka, Pizza, Pommes, Kaffee, Kotzen, Zelten, Wacken, Sex, Schüchternheit, Blaumachen, Selbstüberschätzung, Jugendzentren, Eltern, Line-Up-Probleme und allen voran: SLAYER. Im Großen und Ganzen schreibt Schönfelder in seinem reichlich zweck- und spannungsfreien Büchlein ohne jede Scham von nicht enden wollenden Saufgelagen, dem morgendlichen fürchterlichen Kater und dem festen Vorhaben, nie wieder saufen zu wollen. Sodann folgt ein Saufgelage, der Kater usw. usf. Warum man über ein derart langweiliges Leben ein Buch schreiben muss, erschließt sich mir nicht. Sprachlich bleibt Schönfelder dabei auf umgangssprachlichem Niveau und zeigt die größte Kreativität dabei, Synonyme für das Wort „betrunken“ zu ersinnen.

Abgesehen von der sagenhaft langweiligen Story ist der Roman leider auch handwerklich kein Meisterwerk. Gute Ansätze für Spannungsbögen oder interessante, etwas tiefer gehende Nebenschauplätze (vor allem das gespannte Verhältnis zu den spießbürgerlichen Eltern, die Ablehnung eines konventionellen Lebensstils, unerfüllte jugendliche Schwärmereien oder schlicht die sich auflösende romantisierte Vorstellung eines Bandaufstiegs) bleiben höchstens angedeutet und versanden im Verlauf der einförmigen Handlung. Das ist schade, weil gerade hierin Potential für eine Reflektion steckt, das so leider völlig ungenutzt bleibt. Vielleicht ist aber gerade dieser schockierende Realismus des Autors Ziel und meine Sicht eine zu literaturwissenschaftliche.

Für mich ist „Metal, Bier und Wurstsalat“ eigentlich eine Milieustudie, die niemand lesen muss. Metaller nicht, weil es nichts Langweiligeres gibt, als über sein eigenes Leben zu lesen; und Nicht-Metaller nicht, weil das Buch bedauerlicherweise nicht dazu beitragen wird, für den Metal-Lebensstil zu werben.

04.10.2009

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