Alice Cooper
Der schockierend große Diskografie-Check
Special
Dada (1983)
Zu welchem Zeitpunkt in Alices Karriere entstand das Album?
Mitte 1983 nimmt ALICE COOPER das Album „DaDa“ auf und erfüllt damit seine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Warner Bros. Die haben nach seinen Eskapaden und dem ausbleibenden Erfolg keinerlei Interesse an einer weiteren Vertragsverlängerung. COOPERs körperliche Verfassung ist zudem kritisch und muss medizinisch überwacht werden; er ist stark unterernährt und leidet an einer Leberzirrhose.
„DaDa“ wird im September 1983 ohne nennenswerte Promotion veröffentlicht und wird im Anschluss auch nicht betourt. Zwei Tage nach der Veröffentlichung verlässt seine Ehefrau mit der zweijährigen Tochter das gemeinsame Anwesen und reicht die Scheidung ein. Im Laufe der kommenden Monate findet das Paar jedoch wieder zusammenzufinden und ALICE COOPER geht erfolgreich in seinen letzten Entzug. Er wird nicht mehr rückfällig und „DaDa“ bildet damit den Abschluss der drei Alben umfassenden Blackout-Reihe.
Welchen Stil hat das Album?
„DaDa“ ist tatsächlich so etwas wie der düstere Außenseiter in der Diskografie von ALICE COOPER. Im Vergleich zu den direkten Vorgängern wird erneut ein theatralischer Ansatz und ein Konzept verfolgt. Ein Großteil der üppigen Produktion entsteht dabei im Synthesizer und wird mit satten Gitarrenparts untermauert. Stilistisch pendelt sich die Platte irgendwo zwischen New- und Dark-Wave ein. Die Songs entfesseln hierbei eine angespannte, nahezu unheimliche Atmosphäre, die sich über das ganze Album legt. Inhaltlich geht es um einen jungen Mann aus desolaten Familienverhältnissen und seinem Vater, der Teil einer makabren Horrorgeschichte ist.
Wie findest du das Album in seiner Gesamtheit?
„DaDa“ ist ein waschechtes Konzeptalbum und hat somit eine besondere Stellung unter den sogenannten „Blackout“-Alben.
Während die beiden rockigen Nummern „Enough’s Enough“ und „No Man’s Land“ einen Charakter namens Sonny skizzieren, der vermeintlich aus der toxischen Beziehung zu seinem Vater flieht und einfach nur versucht über die Runden zu kommen, beginnt das Album ein klägliches Bild auf den amerikanischen Traum zu werfen. Sonny gibt sich in der orientalisch-angehauchten Nummer „Scarlet And Sheba“ erotischen Abenteuern hin und bekennt sich, in einer komplett überzeichneten Liebeserklärung an Amerika („I Love America“) zu Fernsehen, Baseball, Vorurteilen, Frauenfeindlichkeit und Krieg (um nur einiges zu nennen). Ein offenes Ende findet dieser Teil des Albums in der Gänsehaut-Ballade „Pass The Gun Around“ und mit dem vermeintlichen Selbstmord von Sonny.
Eine weitere parallel verlaufende Geschichte auf dem Album dreht sich um den gewalttätigen und psychisch labilen Vater („DaDa“). Im zart-schaurigen „Former Lee Warmer“ wird der gleichnamige Bruder des erwähnten Vaters vorgestellt. Dieser lebt scheinbar als eine Art untotes Wesen („Former Lee Warmer“ = formerly warmer) auf dem Dachboden, während der Vater abends zu einem unverschämt-funkigen Rhythmus nach Opfern sucht, die seinen Bruder ernähren sollen („Fresh Blood“).
Dies ist natürlich nur eine der möglichen Interpretation. Ein interessanter Aspekt dieses Albums ist tatsächlich, dass jede Deutung der Hintergrundgeschichte gleichermaßen richtig oder falsch sein kann. ALICE COOPER weiß dieses Rätsel selbst nicht zu entschlüsseln und attestiert, dass „DaDa“ ihm unheimlich ist. Es ist unfassbar spannend, welches Kopfkino dieses New-Wave-Abenteuer bei einem selbst auslösen kann. Nicht zuletzt deswegen zählt „DaDa“ zu den wiederentdeckten Kultalben unter den Fans und beinhaltet zudem, obwohl es zu der gescholtenen Blackout-Trilogie zählt, mit „Scarlet And Sheba“ und „Pass The Gun Around“ zwei Sahnestücke der Diskografie.
Welche Anspieltipps gibst du?
„Former Lee Warmer”, „Scarlet And Sheba“, „Fresh Blood“ „Pass The Gun Around“
Ist das Album sammlungswürdig?
Insofern man mit der stilistischen Ausrichtung etwas anfangen kann oder wenigstens bereit ist, sich darauf einzulassen, überrascht „DaDa“ mit einem frischen Sound und kreativen Ideen. Vor einem Kauf sollte jedoch unbedingt reingehört werden.
Oliver Slanina
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Stile | AOR, Classic Rock, Glam Rock, Hard Rock, Industrial Metal, Pop, Psychedelic Rock, Rockoper, Sleaze Rock |
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