Alice Cooper
Der schockierend große Diskografie-Check

Special

Lace And Whiskey (1977)

Zu welchem Zeitpunkt in Alices Karriere entstand das Album?

„Lace And Whiskey“ wurde 1977 veröffentlicht und ist somit das dritte Soloalbum, das ALICE COOPER nach der Trennung der klassischen Line-ups aufgenommen hat. Zu diesem Zeitpunkt formen die restlichen Mitglieder der ursprünglichen Gruppe die Band THE BILLION DOLLAR BABIES und es kommt zu einem Buhlen um die Aufmerksamkeit der Fans. ALICE, der zu dieser Zeit bereits schwer alkoholabhängig ist, strebt nach zwei thematisch sehr ähnlichen Alben einen Wechsel seines Alter-Egos an. Es ist die Geburtsstunde der kurzlebigen Figur Maurice Escargot, eine überzeichnete Darstellung eines Privatermittlers im Stil des Film-noir.

Welchen Stil hat das Album?

Während besonders das Material des ersten Drittels musikalisch auf den beiden Vorgängeralben Platz gefunden hätte, entfernt sich das Album im weiteren Verlauf vom theatralischen Hard-Rock in eher seichte und poppige Gefilde. Der Stil bleibt dabei keineswegs konsistent. Es reichen sich Country-, Rockabilly-, Disko- und Popmusik im Wechsel die Hand.

Wie findest du das Album in seiner Gesamtheit?

Philip Marlowe und Sam Spade sind Archetypen privater Ermittler des Roman- und Film-noir. Genau diese Atmosphäre wird zu Beginn des Albums mit den Titeln „It’s Hot Tonight“ und „Lace and Whiskey“ grandios eingefangen. Es ist ALICE COOPERs Vorstellung und Vision eines Soundtracks für ein 40er-Jahre Detektiv-Abenteuer. Dabei handelt es sich leider nicht um ein konsequentes Konzeptalbum, sondern nur um eine Grundidee, ein Thema, dem das Album folgen soll. Die Figur des Privatermittlers Maurice Escargot hat keine tiefere Bedeutung für den Verlauf des Albums.

Bereits beim dritten Song („Road Rats“) gibt es Risse in dieser Grundidee und schon während der folgenden Nummer weiß man nicht mehr genau wohin die Reise gehen soll. Es handelt sich um den Song „Damned If You Do“, eine Honky-Tonk-Nummer, die wahrscheinlich gut zu einem Square-Dance Wettbewerb passen würde. Zwar waren ALICE-COOPER-Alben seit jeher stilistisch abwechslungsreich und Genregrenzen wurden gezielt aufgebrochen, aber hier ist dieser Bruch befremdlicher als je zuvor. Verbindende Elemente wie der gestochene Wortwitz oder eine lyrische Verflechtung fehlen weitestgehend. Mit „You And Me“, einer komplett überzuckerten Anschmacht-Ballade, präsentiert ALICE COOPER die seichteste Nummer seiner kompletten Diskografie. Spätestens damit ist die Schlacht gegen seine alten Weggefährten gewonnen. Der Song wird ein internationaler Erfolg.

Weitere Lieder wie  etwa die Diskonummer „(No More) Love At Your Convenience“ finden zwar ihren Weg in das erdachte Thema zurück, können aber nicht wirklich überzeugen. Im Gegensatz dazu punktet „King Of The Silver Screen“ als pfiffige Hommage an den Zauber der Kinofilme der 40er und 50er-Jahre und endet mit einem Schulterschluss zum Transvestitismus. Abschließend bleibt „Lace And Whiskey“ zwar ein abwechslungsreiches Album, aber man muss es sich ein wenig schön hören. Die Zeit dafür wird jedoch nur der interessierte Fan investieren wollen.

Welche Anspieltipps gibst du?

„It’s Hot Tonight”, „Lace and Whiskey”, „King of the Silver Screen”

Ist das Album sammlungswürdig?

Obwohl es um einige der Songs tatsächlich schade ist, muss attestiert werden, dass dieses Album eher den Komplettisten und interessierten Fans vorbehalten ist.

Oliver Slanina

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05.03.2021

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