Ahab
"The Giant" Listening Session
Special
Ihren unverwechselbaren Trademarks, den gutturalen Growls Daniel Drostes, dem schleppenden Riffing und den hypnotischen Melodien fügen AHAB anno 2012 ein starkes Gegenwicht hinzu, das die Songs sehr abwechslungsreich macht, sie aber dennoch unverkennbar nach AHAB klingen lässt. So kommt – wenn ich richtig mitgezählt habe – keiner der Songs ausschließlich mit dem markanten Gurgeln Drostes aus. In „Aeons Elapse“ macht er mit kehligem Cleangesang das langsame Abdriften des darbenden Charakters im Text in den Wahnsinn fast spürbar. Vom eindringlichen Flüstern, über heroischen Gesang bis zum konspirativen Beschwörungsgemurmel offenbart er eine vorher nicht gekannte Bandbreite. Da braucht es schon einen Herbrand Larsen (ENSLAVED, ex-AUDREY HORNE), um dem einen passenden Partner an die Seite zu stellen. Den haben AHAB mit drei Flaschen Cognac bestochen, beim Titeltrack und bei „Antarctica The Polymorphess“ mitzuwirken, was den beiden Songs eine weitere Dimension verleiht, die ihnen gut zu Gesicht steht.
Wer Herbrands Stimme kennt, kann sich vorstellen, dass seine Passagen mit Funeral Doom nichts zu tun haben. Generell ist das AHAB ureigene donnernde Tosen nicht mehr Dreh- und Angelpunkt der Songs. Es wird heute viel dosierter eingesetzt. Dem massiven, riffing-orientierten Bums steht ein mindestens ebenbürtiger Teil an cleanen, lead-konzentrierten Passagen gegenüber, die die Songs oft fragil wirken und an Post Rock erinnern lassen. „Time’s Like Molten Lead“ oder „Further South“ sind Beispiele dafür, dass Bands wie EARTH einigen Einfluss auf die Songwriter gehabt haben.
Im Sog der Eindrücke findet man kaum Zeit, sich zu erheben und sich an der Bar im oberen Stock ein neues Bier zu holen. Der Kontrast könnte kaum krasser ausfallen. Über die schmale Treppe bahnt man sich seinen Weg aus dem verrauchten Bauch des Kap ins Erdgeschoss. Out of the dark, into gleißendes Sonnenlicht, in dem sich die Einkäufer und Spaziergänger aalen. Stillende Mütter und junges Hipstervolk nippen an ihren Chai Lattes und grünen Tees, während der schmale Abstieg ins Untergeschoss fies mäanderndes Dröhnen ausspuckt wie ein gefährlich gurgelndes Leck unter Deck. Die Musik hat man oben abgestellt. Sie hat keine Chance gegen das unheilvolle Grollen von unten.
Doch zurück zum Album. Die Napalm’sche Produktpolitik sieht sechs reguläre Albumtracks vor, die zusammen bereits für über eine Stunde Spielzeit gut sind. Die Erstauflage (erstmals im Digipak) wird limitiert sein und einen Bonussong enthalten, erwähntes „Time’s Like Molten Lead“, den man unbedingt mitnehmen sollte. Der Song vertont seinen Titel mit langen Passagen zweistimmiger Leads, erinnert dabei immer wieder an EARTH und steigert sich gegen Ende hin zum traditionellen AHAB-Song.
Neben der limitierten Erstauflage wird es „The Giant“ auch auf Vinyl geben. Das schwarze Gold trägt neben dem Digi-Bonus-Song noch einen weiteren Track, „Evening Star“, ein musikalisch inszeniertes Gedicht von Edgar Allan Poe. Mutmaßlich in seiner ursprünglichen Versform belassen, rezitiert Daniel Droste das Werk mit verschwörerisch murmelndem Sprechgesang, während AHAB drum herum ein imposantes Stück Musik aufziehen. Zusammen mit „Time’s Like Molten Lead“ hievt er die Gesamtspielzeit von „The Giant“ auf über 80 Minuten, die einem während der Listening Session aber wie ein Bruchteil vorkommen. Und das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass AHAB mit dem Album etwas richtig gemacht haben.
„The Giant“ erscheint am 25. Mai 2012 auf Napalm Records.
AHAB – The Giant Tracklist
- Further South
- Aeons Elapse
- Deliverance (Shouting At The Dead)
- Antarctica The Polymorphess
- Fathoms Deep Below
- The Giant
- Time’s Like Molten Lead (nur auf dem limitierten Digipak und auf Vinyl enthalten)
- Evening Start (Vinyl-only Bonustrack)
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Stile | Funeral Doom Metal, Post-Metal |
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