Accuser
Pre-Listening-Bericht zum neuen Album "Dependent Domination"
Special
Über die Stadt Siegen gibt es schlechte Witze („was ist schlimmer als verlieren?“) wie auch zutreffende Charakterisierungen (siehe Punkt „Schlimmer als verlieren“). Bei alldem wird allzu leicht vergessen, dass Siegen tatsächlich Originelles hervorgebracht hat, nämlich die Thrasher ACCU§ER, die seit nicht weniger als 25 Jahren in der deutschen Metalszene mitmischen und letztes Jahr ihr Comebackalbum „Agitation“ veröffentlicht haben. Erstaunlich schnell sind sie mit Studioalbum Nummer acht wieder am Start, „Dependent Domination“, das unter der Aufsicht von Martin Buchwalter und Frank Thoms im Gernhart Studio in Siegburg produziert wurde. metal.de hat für Euch vorab ein Ohr riskiert.
Ruhig beginnt „Dependent Domination“ mit dem Intro „Presentiment„, einem einminütigen Vorspiel, das einlullen möchte, bevor Frank Thoms und seine Mannen mit „Beneath Your Dignity“ den Dampfhammer hervorholen: Wirklich beeindruckend, wie heftig das Eingangsriff aus den Boxen drischt. Ein typischer ACCU§ER-Song, bei dem nach zwei Minuten das Tempo rausgenommen wird und ein längerer Soloteil einsetzt, bevor die Riffage variiert. Vielleicht hätte das Stück schon nach vier Minuten enden können, aber dann gibt es eben noch eine Zugabe.
Ähnlich heftig geht es mit „Torn To Pieces“ weiter: Sägendes Eingangsriff, das vom Uptemporhythmus aufgegriffen wird. Dazu Frank Thoms unverkennbar dominante Stimme mit dieser leicht deutschen Phrasierung – kennt man ja, liebt man ja.
Weiter geht es mit einem Achterbahnriff, das mit dem einsetzenden Drumming eine leicht dramatische Färbung bekommt: „Desolate Shape“ ist ein heftiger Midtempo-Groover – wobei die Betonung auf „heftig“ liegt.
Mit „Escape From The Oath“ zieht das Quartett aus Siegen das Tempo an: Stampfender Zweivierteltakt, dazu ein erstaunlich eingängiges Riff, und über allem thronen die sechs magischen Buchstaben: T-h-r-a-s-h. Klar, dass es nach zwei Minuten eine kurze Verschnaufpause gibt, auch wenn die durch die Gitarren evozierte Atmosphäre am ehesten Verzweiflung ausdrückt. Beim Soloteil wird’s nochmal richtig flott, bevor alles nochmal von vorne beginnt.
Keine Zeit zum Ausruhen bietet auch der Titeltrack „Dependent Domination“ auch wenn die Gitarren etwas melodischer agieren. Allerdings nicht ohne veritables Eindreschen auf die Saiten. Der Soloteil wiederum bringt sehr schöne zweistimmige Gitarrenläufe.
Etwas hakeliger und düsterer klingt zunächst „Mastering Punishment„. Beim Einsetzen des Gesangs wird das Riffing etwas straighter, nur um dann in der Bridge wieder Assoziationen an Verzweiflung und Verwirrung zu wecken.
„Death To The Traitor“ – und immer noch keine Verschnaufpause. Der Song mag etwas straighter sein, vielleicht auch etwas farbloser, aber dank der Gangshouts im Refrain kann man dem Track eine ziemliche Vehemenz nicht absprechen. Im Soloteil ist die Band hingegen bemüht, ein wenig Melodik einzuflechten.
Demgegenüber beginnt „As You Bleed“ mit rhythmischem Gitarrengeschredder, dem bald eine dezente Melodie zur Seite gestellt wird, während der Gesang ordentlich angepisst klingt. Nach knapp zwei Minuten setzt ein ungewöhnlicher Zwischenteil ein, den die Gitarristen rhythmisch auf den hohen Saiten bestreiten. Ungewöhnlich auch der düstere Ausklang auf den Akustikgitarren.
„The Cause Of All Evil“ verspricht viel, und es hält die volle Thrash-Breitseite bereit. Vielleicht nicht der beste Track auf „Dependent Domination“, aber zumindest hat er nette Gitarrensoli.
Bleibt aus Ausklang der Track „Behold & Beware„, der dezente Erinnerungen an die Endachtziger weckt, als Thrash Metal noch unerhört und gefährlich war. Auch hier herrscht wieder diese verzweifelte Stimmung vor, die eigentlich immer ein originärer Bestandteil dieses Genres war. Definitiv ein gelungener Rausschmeißer, nicht nur aufgrund der schicken Gitarrenleads zum Ende des Tracks.
Insgesamt ist „Dependent Domination“ also ein knüppelhartes Thrash-Album, das ACCU§ER-Fans zumindest in der Hinsicht zufriedenstellen sollte, dass es härtetechnisch nichts anbrennen lässt. Ob sich aus den elf Songs der eine oder andere Hit herauskristallisiert, wird sich noch zeigen. „Dependent Domination“ kommt am 15. Juli 2011 via Red Shift Records in die Läden.