AC/DC
Das meint die Redaktion zum neuen AC/DC-Album "Black Ice"

Special

Kaum eine andere Band hält seit mittlerweile über 30 Jahren so sehr an ihrem ureigenen Stil fest wie die Australier AC/DC. Natürlich stößt diese Eigenschaft nicht immer und überall auf Zustimmung. Die einen erwarten Innovation, die anderen Veränderung, den einen ist es zu langweilig, den nächsten zu ideenlos was die Rocker regelmäßig veranstalten. Fans und Anhänger der Band lieben jedoch genau diese Eigenwilligkeit, mit der AC/DC ihren Stil von Album zu Album neu ausreizen und sich nicht einen Millimeter darum scheren, was um sie herum passiert. Auch ihr aktuelles Album „Black Ice“ stellt dabei keine Ausnahme dar und somit trifft der Spruch „wo AC/DC drauf steht ist auch AC/DC drin“ einmal mehr zu. Im Folgenden sind vier weitere Meinungen aus der metal.de-Redaktion zu lesen…

Überwältigendes Comeback

Zu Lebzeiten bereits als Legende gehandelt, ist AC/DC eine der ganz wenigen Bands, die sich nahezu konstant einen beispiellosen Status erspielt haben, wie es bisher nur in Ansätzen Größen wie METALLICA oder BLACK SABBATH, beide mit mehr oder weniger trivial großen Durchhängern, erreichten. Dabei habe ich AC/DC in meiner Jugend immer als überschätzte Gruppierung betrachtet, deren Konzerte nicht weniger schweißtreibend oder minder langweilig waren, wie die der vielen anderen Bands, die ich in meinem Leben bereits gesehen habe. Und obwohl „Back In Black“ bereits vier Jahre auf dem Buckel hatte, bin ich erst 1984 auf genau dieses Album ganz bewusst aufmerksam geworden, so dass ich zugeben muss, dass mir Brian Johnson wesentlich „näher“ ist, als es Bon Scott jemals war. Es ist also nicht verwunderlich, dass ich mit den Werken nach 1980 sehr viel mehr anfangen kann, als mit dem durchaus großartigen „Highway To Hell“ oder „Powerage“ zum Beispiel.

Was hat sich also auf „Black Ice“, dem mittlerweile fünfzehnten Album der Australier im Jahre 2008 geändert? Nichts. Jedenfalls nicht wirklich etwas Wesentliches. AC/DC sind AC/DC, und gerade deshalb wird diese Band auch kaum neue Fans dazugewinnen oder – und das ist nicht zu unterschätzen – garantiert keine verlieren. Ganz im Gegenteil, viele kleine Details machen „Black Ice“ zu einem der besten AC/DC-Alben seit 1980. Sei es nun das extrem groovende „War Machine“, das nicht minder groovende „Decibel“, das etwas flotter gespielte „Spoilin‘ For A Fight“, der (geglückte) Versuch einer (Halb-)Ballade mit „Rock ‚N Roll Dream“ oder der fett rockende Titeltrack, AC/DC machen alles richtig und rocken ordentlich ab, so daß man sich der Einwirkung der Riffs und Refrains einfach nicht entziehen kann und schlichtweg mitrocken muss.

Damit ist „Black Ice“ – trotz eines fehlenden Überhits wie „Hells Bells“ oder „Thunderstruck“, auch wenn man vielleicht „Rock ‚N Roll Train“ in Ansätzen dazu zählen könnte – ein hervorragendes Album und nach acht Jahren Funkstille ein wirklich überwältigendes Comeback, das mich bzgl. der Bedeutung dieser Band für den Rock und die Musikgeschichte ganz allgemein keine Sekunde zweifeln lässt.

Jens 8 / 10

Kulthelden feiern sich selbst

Wenn zwei Legenden wie METALLICA und AC/DC ihre lang erwarteten neuen Alben fast zeitgleich veröffentlichen, fühlt man sich als Redakteur zu einem Vergleich regelrecht verpflichtet. Das aber eigentlich zu Unrecht, denn wie die Australier um die Young-Brüder und Brian Johnson auch acht Jahre nach „Stiff Upper Lip“ schnell beweisen, hat sich bei ihnen wieder mal nichts verändert. AC/DC ist auch mit „Black Ice“ dieselbe Band geblieben, die sie in der Form seit den 90ern ist, und scheint zu keiner Zeit an Spielfreude verloren zu haben. Da kann man als METALLICA-Fan nur neidisch werden.

Und so geht es auch im scheidenden Jahr 2008 wieder 55 Minuten lang um Rock, Roll, Räder, und generell alles was schwarz ist oder Titten hat. Als hätte die Band von dickem Blues noch nie was gehört, ist die Grundstimmung sehr positiv und setzt durchaus da an, wo die Singleauskopplung „Rock’n’Roll Train“ aufgehört hat. Außerdem ist auffällig, dass die erste Hälfte der Platte, gerade was die Gitarrenarbeit angeht, mitunter komplexer rifft als man es erwartet hätte, und deswegen auch erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Spätestens beim strunzdummen aber gottgroovenden „Wheels“ hört die erhöhte Gehirnschmalzplackerei aber wieder auf und entlässt in eingängige und trotzdem clevere Rocknummern, die man so bei sämtlichen AC/DC-Nachfolgebands vergeblich sucht. Dezent spaßig wirds auch mit der Nummer „Money Made“, die drei Minuten lang im stumpfsinnigen Arbeitstakt Fabrikware produziert und dann zum großen Finale das Refrainthema nochmal durch alle möglichen Tonlagen schickt. Mit dem Titeltrack endet die Platte dann in der verhältnismäßig typischsten AC/DC Nummer, die sich wie in alten Zeiten tief in Bluesskalen vergreift und damit auch alles richtig macht. Fan-Service wie er besser nicht sein könnte.

Etwas schizophren ist es doch, wenn man sich bei allen Rockplatten irgendwie ärgert, dass sie nichts neues machen und in längst verschollenen Jahrzehnten wühlen, und dann die neue AC/DC aus genau diesem Grund zu schätzen scheint. Aber was hier qualitativ geboten wird, lässt einfach nichts anderes als unbegrenztes Lob zu. So muss guter Bluesrock klingen, und nicht anders.

Joneleth 9 / 10

Die Australier sind müde geworden

Wenn man eine Legende ist, hat man den Vorteil, dass die Mehrheit der schreibenden Zunft das neue Album nicht wirklich objektiv beurteilt (als Beispiel sei hier mal die neue METALLICA angeführt). So steht dieser Tage die aktuelle Scheibe von Angus und seinen Stromkumpels zur Rezension an. Vorab sei zu sagen: Die acht Jahre zwischen dem letzten Album und „Black Ice“ zeigen vor allem eins: Die Australier sind müde geworden.

Das im Vorfeld veröffentlichte „Rock ‚N‘ Roll Train“ habe ich als Ausrutscher gewertet. Erschreckend zahnlos und wenig bissig wirkte der Song. Wenn man das Stück jetzt an die Seite des Restmaterials von „Black Ice“ stellt, muss man erkennen, dass der „Rock ‚N‘ Roll Train“ sogar noch einer der besten Songs der Scheibe ist. Die markanten Riffs die Angus früher zuhauf aus der Hüfte gezaubert hat, sind über die gesamte Albumdistanz nur in Ansätzen zu erkennen. Die Refrains sind nicht mehr packend genug und plätschern zwischenzeitlich beängstigend kraft- und bedeutungslos an einem vorbei (u.a. „Stormy May Day“ oder „Smash ‚N‘ Grab“). Auch Brian Johnson vermag mit seiner Stimme keine Spannung aufzubauen, geschweige denn den nötigen Druck zu erzeugen, den ein AC/DC-Song normalerweise aufweist. Zudem ist die Produktion alles andere als fett und, so schön eine klare Produktion auch manchmal ist, es fehlt mir die rotzige Attitüde, die die früheren Alben (sogar so Scheiben wie „Blow Your Video“) besaßen.

Wenn „Black Ice“ das Album eines Newcomers wäre, würde unter den meisten Reviews „nicht schlecht – nicht gut, hat noch Luft nach oben“ stehen. Da wir es hier aber mit verdienten Männern des Hard Rock zu tun haben, wird wohl in den meisten Fällen die rosa Brille aus der Schublade geholt werden. Um es mal blasphemisch auszudrücken: Schön, dass AC/DC ein neues Album gemacht haben. Schön, dass sie noch einmal auf Tour gehen. Danach aber bitte die Bühne für die fittere Konkurrenz (ROSE TATTOO) und die aufstrebenden Enkel (AIRBOURNE) frei machen und sich auf den wohlverdienten Ruhestand freuen.

Colin 5 / 10

Das Zeug zum Klassiker

Acht Jahre haben sie uns warten lassen, die Herren Johnson, Young, Young, Williams und Rudd. Da sind die Erwartungshaltungen natürlich hoch – wobei es natürlich schon ein wenig ungünstig ist, im Fall von AC/DC von „Erwartung“ zu reden. Was erwartet man denn? Nun ja, eben genau das, was AC/DC seit 1975 machen: erdigen Hard Rock mit geilen Mitgröhl-Refrains und fetten Riffs.

Ein erstes Durchhören der neuen Platte zeigt: AC/DC treffen mit voller Wucht die Erwartungen, machen genau das, was sie schon immer machen und sind dabei auch genau so gut, wie sie schon immer waren. AC/DC ist eine feste Größe, das Wort „Qualitätsschwankungen“ sollte man in diesem Zusammenhang nicht gebrauchen können, und wer jetzt, nach 33 Jahren Bandgeschichte, noch etwas anderes erwartet, hat den Schuss nicht gehört.
Ich kann meinen Kollegen Ingo und Sickman also nur absolut zustimmen, ihre Rezension trifft den Nagel auf den Kopf. Vom eröffnenden „Rock ’n‘ Roll Train“ bis hin zum abschließenden Titelsong ist „Black Ice“ eine Granate, die – genauso, wie jedes andere AC/DC-Album – das Zeug zum Klassiker hat.

Der Sound, die Songs, das Gesamtwerk – es gibt nicht wirklich etwas auf „Black Ice“, das man bemängeln könnte und so zücke ich die neun Punkte, die ich zu geben erwartet habe.

Death.angel 9 / 10

03.11.2008
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