Abseits der Wege
Bent Knee

Special

Bent Knee

„Shiny Eyed Babies“ (2014)

Mit „Shiny Eyed Babies“ wandelt die Band auf deutlich vielfältigeren Pfaden und hat ihre musikalische Bandbreite um ein Vielfaches erweitert. Ist das Debüt noch atmosphärisch dicht und sperrig gewesen, so öffnen sich die Bostoner auf „Shiny Eyed Babies“ dem Hörer deutlich mehr. Die Vielfältigkeit der Einflüsse erreicht dabei ungeahnte Höhen, sodass diese sporadische Energie, die schon das Debüt ausgemacht hat, noch sporadischer wirkt. Allein die Bandbreite der Musik verleiht den einzelnen Tracks von „Shiny Eyed Babies“ ein enormes Maß an Tiefe, was für sich selbst schon beachtenswert ist.

Nach dem titelgebenden Intro brechen bei „Way Too Long“ sintflutartigen Gitarrenwände über den Hörer herein. Die Eruptionen sind derart heftig, dass man glatt von einem musikalischen Rückblick auf die heftigeren Momente des Debüts reden kann. Auch die gewaltige Orgelwand im Mittelteil zeugt davon. Doch mittendrin gibt sich die Band geradezu dezent mit filigranen Pizzicatos und pointierten Riffs von Ben Levin. „Dry“ steigert sich vom mysteriösen Art Rock langsam in diesen bombastischen Rocker. „Battle Creek“ ist eine eindringliche Ballade, die dank ihrer Dynamik unter die Haut geht. Den Evergreen „You Are My Sunshine“ hat die Band in einen dramatischen, mit Folk-Elementen gewürzten Kracher verwandelt, der sich wiederum zu einem gewaltigen Finale steigert. „Being Human“ ist der große Bombast-Rocker des Albums, der gleichzeitig die explizitesten Parallelen zum klassischen Prog enthält.

Hinzu kommt bei gleichbleibend düsteren Texten ein gewisser Pop-Appeal, der sich dann etwa bei Tracks wie „In God We Trust“, „Dead Horse“ und „Skin“ zeigt. Dadurch werden diese Songs natürlich nicht flacher, denn selbst bei diesen Titeln schlagen BENT KNEE musikalische Haken, die ihresgleichen suchen und die sich andere Bands kaum trauen würden. „Skin“ etwa wandelt sich vom peppigen Art-Rocker schlagartig zu einem avantgardistischen Klumpen, der in einem wunderbaren, jazzigen Pianopart aufgelöst wird. Und es klingt trotzdem wie aus einem Guss

Überflüssig ist natürlich zu erwähnen, dass die tadellose Spielweise der Band, die klare, kraftvolle Produktion und – erneut – der großartige, wandelbare Gesang von Courtney Swain ihr übriges tun, um „Shiny Eyed Babies“ zu einem herausragend hörbaren, aber auch zugänglichen Album zu machen. Jeder einzelne Track ist vollgestopft mit genug musikalischer Energie, um ein handelsübliches Album zu füllen. Kein Wunder also, dass der Band hiermit der Durchbruch gelungen ist.

Trackliste:

1. Shiny Eyed Babies
2. Way Too Long
3. Dry
4. In God We Trust
5. I’m Still here
6. Dead Horse
7. Battle Creek
8. Untitled
9. Sunshine
10. Democratic Chorale
11. Skin
12. Being Human
13. Toothsmile

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27.02.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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