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Zeitreise zum 25. Todestag von Kurt Donald Cobain
Special
Kurzer Rückblick zum Verständnis der damaligen Situation: NIRVANA spielten ihr letztes Konzert am 1. März in München, bevor Kurt bekanntlich wenige Tage später in Rom ins Koma fiel, Tage später wieder aufwachte und alle Tourdates zunächst in den April verschoben wurden. Was in Italien passierte, war den meisten Medien hier gerade eine kurze Meldung wert. Die Fans von Drummer Dave Grohl, Bassist Krist Novoselić und des 27-jährigen Frontmanns waren kurzfristig in Sorge, dann erleichtert. Ich freute mich also auf ein Interview vor der Show am 22. April in Hamburg.
Sonntag, 10. April 1994, norddeutsches Schmuddelwetter bei 7°C – das, was man einen trüben Tag im Frühling nennt. Wie ausgesprochen trüb er tatsächlich noch für mich werden sollte, stellte sich erst nach der Lektüre der Sonntagsausgabe der Bremer Tageszeitung heraus. „NIRVANA-Boss tot“ stand über einem kurzen Zehnzeiler auf der ersten Seite. Im Innenteil fand sich ein dpa-Bericht mit der Überschrift „Kurt Cobain von der US-Rockgruppe NIRVANA tot aufgefunden“ und darunter in großen Lettern „Polizei vermutet Selbstmord“, daneben eine bekanntes Pressefoto von Kurt aus dem Jahr 1993 in Schwarzweiß, grinsend und rauchend. So erfuhr ich vom Tod eines meiner Lieblingsmusiker, alleine an meinem Küchen-Bartisch stehend und mit einem Kloß im Hals in den Regen starrend.
Derweil versammelten sich in Seattle etwa 5.000 NIRVANA-Anhänger bei der Space Needle auf dem ehemaligen Weltausstellungsgelände, um sich von ihrem Idol zu verabschieden. Die Fernsehsender MTV und VIVA hatten nur noch ein Thema und sendeten quasi alles, was zu diesem Ereignis überhaupt zu senden war. Wieder und wieder lief der Auftritt von Courtney Love mit der 19 Monate alten gemeinsamen Tochter Frances Bean auf dem Arm. Love hatte Teile aus der Abschiedsbotschaft ihres Mannes auf Band gesprochen, spielte diese vor den Fans ab, unterbrach jedoch immer wieder mit Statements wie „Was für ein Arschloch!“ und forderte die Menge auf, ebenfalls im Chor „Arschloch!“ zu rufen, was zweifellos nicht bei allen ankam, die da heulend, verzweifelt und mit unzähligen Kurt- und NIRVANA-Devotionalien bestückt, geschockt trauerten. Die amerikanischen Medien rotierten bereits auf Hochtouren mit immer neuen Meldungen über Details, als sich ein NIRVANA-Fan nach der Teilnahme an der inoffiziellen Trauerfeier erschoss. Daraufhin machte sich geradezu eine Hysterie breit: Würden sich noch mehr Jugendliche das Leben nehmen, damit sie sich mit ihrem Idol verbunden fühlen und ihm so folgen? Bei einer eigens vom Musiksender MTV eingerichteten Krisen-Hotline für Suizidgefährdete sollen in den ersten 24 Stunden nach Bekanntwerden von Cobains Tod über 300 Anrufe eingegangen sein. In der Crisis Clinic in Seattle meldeten sich nach dem Bekanntwerden von Cobains Tod ebenfalls täglich 200-300 Leute. Unbestätigten Berichten zufolge gab es noch weitere Selbstmorde von Jugendlichen in den USA und Australien; der befürchtete Massensuizid blieb jedoch aus.
Autor: Susann Klose
Foto-Credit Titelbild: Charles Peterson und Universal Music
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111
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Toller Artikel!
Danke für die Einblicke. Ich war erst 8 und konnte das damals nicht mitkriegen. Aber nach all den Artikeln und Dokus zu Cobain, die ich in den letzten 20 Jahren aingesogen habe, war das hier endlich nochmal lesenswert und interessant.
Da kann ich mich anschließen: toller Artikel! Ich war zum Zeitpunkt von Cobains Tod 12 Jahre alt und habe die Sache zwar so am Rande mitbekommen, interessiert hat es mich damals aber wenig – ich wusste nicht mal wirklich, wer Kurt Cobain überhaupt war. Heutzutage schwer vorstellbar, aber so war das in den Zeiten vor dem Internet. Und obwohl ich einige Jahre später dann die drei „Haupt-Alben“ von Nirvana („Bleach“, „Nevermind“ und „In Utero“) besaß, wurde ich nie zum ganz großen Fan der Band. Aber dennoch: Der Artikel war eine interessante (und gut geschriebene) Reise zurück ins Jahr 1994.
Nirvana war damals ja für mich eher so eine Art Hassband*. Kurt und mich verbindet, dass sein Todestag auf meinem Geburtstag -da wurde ich 19- fällt. Wobei ich erst nicht geglaubt habe, dass er wirklich tot ist, da diese Gerüchte halt früher schon öfter im Umlauf waren. Keine Ahnung, wie oft der früher schon gestorben sein soll. Als es aber dann bestätigt wurde, war ich schon ein wenig bestürzt. Sei´s drum, 3 wichtige und gute Alben, eine schreckliche Ehefrau und ein immenses Erbe. Kurt war vielleicht nicht der beste Gitarrist, aber er wusste, wie man gute Lieder schreibt. Punk wurde immer glattpolierter, Hardcore war fast nur noch stumpes NYC-Gemoshe a la Biohazard und Nirvana als Aushängeschild des Grungerocks Zielschreibe Nr. 1. Verrückte Zeit, damals.
*Grunge war eben in aller Munde und man wurde dem damals echt überdrüssig. Da war es leicht, Nirvana zu verdammen. So ging´s nicht nur mir, sondern vielen anderen Leuten.
Ich war damals 27, wie Cobain auch.
Ich habe Nirvana anfangs gemocht, sie waren hart und dreckig genug, um sich vom teils polierten Metal der alten Helden abzusetzen. DeathMetal wurde gerade gross, und es war schwer für die Metal-Bands der 70er/80er sich zu behaupten. Das haben Priest und Maiden wohl auch so erkannt, und Halford sowie auch Dickinson versuchten es mit einem Mix von Metal und Grunge, naja….
Was jedoch übel nervte damals war der mediale Hype um Nirvana, das war unnormal, in wirklich jeder Gazette wurde Cobain abgefeiert, musikalisch konnte das mMn nicht begründet werden, Nirvana waren doch sehr limitiert in ihrem Kosmos wie ich fand.
Der offen zur Schau gestellte Drogenkonsum von Cobain wurde irgendwann einfach peinlich, kein Liveauftritt der nicht von einem torkelnden, lallenden, nölenden Cobain begleitet war, das war alles andere als „ok“.
Für mich war Nirvana sehr schnell verbrannt, und Cobains Selbstmord hat mich weder überrascht, noch schockiert, er war schon lange davor nicht mehr im Leben wie mir schien.
Nirvana wurden von der Industrie gefressen, verdaut und ausgekackt, und das trotz deren pausenlosen Protestes gegen all das haben Nirvana es zugelassen, dieser Widerspruch war mir zu gross, als das ich in der Band auch noch einen Vorreiter für Unabhängigkeit oder ähnliches erkennen konnte.
Ich meine es war Lemmy der damals sinngemäss über Cobain sagte; „wenn man nicht möchte das man den Arsch geleckt bekommt, sollte man diesen nicht zum Fenster raushalten“.
Und Miss Love war/ist sicherlich die grösste Nerv-Bratze, die in Jahrzehnten die Rock-Bühne malträtiert hat, was für ein Wrack.
Unterm Strich denke ich heute, das Cobain ein Heroinjunkie war, der wohl gerne sich tot sehen wollte, mit dem Talent, gute Rockmusik zu verfassen. Nicht mehr, nicht weniger.
Lustig übrigens, wie die Kommentatoren hier nach unten hin immer älter werden. Also, jetzt durch diesen Kommentar nicht mehr – aber zumindest bis dahin.
Du hast eben ein Zeitparadoxon erschaffen… Das kostet dich 2-3 Biere.
Das glaube ich nicht. Wenn dem so wäre, könnte ich diesen Satz hier ni