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Zeitreise zum 25. Todestag von Kurt Donald Cobain
Special
Vor 25 Jahren steckte das Internet für die breite Öffentlichkeit noch in den Kinderschuhen. Journalisten schrieben ihre Artikel üblicherweise noch auf Schreibmaschinen und Papier, zeichneten Interviews mit Audiokassetten auf, Telefone waren noch verkabelt. Fotos mussten erst von Filmen entwickelt werden und überhaupt tickten die Uhren damals sprichwörtlich noch wesentlich langsamer. Dies alles erklärt, warum sich der Tod von Kurt Cobain nicht – wie es heute der Fall sein würde – innerhalb weniger Sekunden um den gesamten Erdball verbreitete. Laut diverser Medienberichte brach der Sänger, Songwriter und Gitarrist den Aufenthalt in einer Entzugsklinik in Kalifornien vorzeitig ab und blieb angeblich mehrere Tage verschwunden, bis ihn ein Elektriker am 8. April 1994 in besagtem Gebäude auf seinem Grundstück am Lake Washington Boulevard in Seattle fand. Fälschlicherweise wird jener Tag in diversen Berichten als Todestag angegeben, tatsächlich soll Cobain jedoch bereits am 5. April verstorben sein. Offizielle Todesursache: Suizid durch Kopfschuss mit einer Schrotflinte.
In diesem Special soll weder die komplette Bandgeschichte NIRVANAs noch das Leben und Sterben von Kurt Cobain zum hunderttausendsten Mal auf’s Neue erzählt werden. Wir alle kennen die Alben „Bleach„, „Nevermind„, „Incesticide“ und „In Utero“ und Welthits wie „Smells Like Teen Spirit“, „Come As You Are“ oder „Heart-Shaped Box“ sowie das legendäre MTV Unplugged Konzert. Unzählige Informationen über das Trio aus Seattle und die Vita Cobains findet man heute mit einem Klick detailliert im World Wide Web.
Auch möchte ich mir nicht anmaßen, etwas über die allgemeine Psyche, die damalige seelische Verfassung des häufig als ‚Godfather des Grunge‘ oder ‚Leaders der Generation X‘ betitelten Frontmanns, seine Ehe mit der HOLE-Sängerin und Gitarristin Courtney Love, seine Drogensucht oder sonst irgendetwas zu beurteilen. In dem seinerzeit vielfach veröffentlichten Brief, den Ermittlungsbeamte in der Nähe seiner Leiche fanden, schrieb Cobain, er wolle niemandem etwas vormachen. Ich habe Cobain leider nie persönlich kennengelernt und somit erspare ich mir und Euch hier an dieser Stelle jegliche Behauptungen oder Mutmaßungen. Vielmehr will ich Euch hier mitnehmen ins Jahr 1994, in dem viele unserer Leser entweder noch nicht geboren oder zu jung waren, um sich an die damalige Stimmung, die kollektive Trauer, den Hype sowie die Hysterie nach dem Tod Cobains zu erinnern.
Autor: Susann Klose
Foto-Credit Titelbild: Charles Peterson und Universal Music
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111
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Toller Artikel!
Danke für die Einblicke. Ich war erst 8 und konnte das damals nicht mitkriegen. Aber nach all den Artikeln und Dokus zu Cobain, die ich in den letzten 20 Jahren aingesogen habe, war das hier endlich nochmal lesenswert und interessant.
Da kann ich mich anschließen: toller Artikel! Ich war zum Zeitpunkt von Cobains Tod 12 Jahre alt und habe die Sache zwar so am Rande mitbekommen, interessiert hat es mich damals aber wenig – ich wusste nicht mal wirklich, wer Kurt Cobain überhaupt war. Heutzutage schwer vorstellbar, aber so war das in den Zeiten vor dem Internet. Und obwohl ich einige Jahre später dann die drei „Haupt-Alben“ von Nirvana („Bleach“, „Nevermind“ und „In Utero“) besaß, wurde ich nie zum ganz großen Fan der Band. Aber dennoch: Der Artikel war eine interessante (und gut geschriebene) Reise zurück ins Jahr 1994.
Nirvana war damals ja für mich eher so eine Art Hassband*. Kurt und mich verbindet, dass sein Todestag auf meinem Geburtstag -da wurde ich 19- fällt. Wobei ich erst nicht geglaubt habe, dass er wirklich tot ist, da diese Gerüchte halt früher schon öfter im Umlauf waren. Keine Ahnung, wie oft der früher schon gestorben sein soll. Als es aber dann bestätigt wurde, war ich schon ein wenig bestürzt. Sei´s drum, 3 wichtige und gute Alben, eine schreckliche Ehefrau und ein immenses Erbe. Kurt war vielleicht nicht der beste Gitarrist, aber er wusste, wie man gute Lieder schreibt. Punk wurde immer glattpolierter, Hardcore war fast nur noch stumpes NYC-Gemoshe a la Biohazard und Nirvana als Aushängeschild des Grungerocks Zielschreibe Nr. 1. Verrückte Zeit, damals.
*Grunge war eben in aller Munde und man wurde dem damals echt überdrüssig. Da war es leicht, Nirvana zu verdammen. So ging´s nicht nur mir, sondern vielen anderen Leuten.
Ich war damals 27, wie Cobain auch.
Ich habe Nirvana anfangs gemocht, sie waren hart und dreckig genug, um sich vom teils polierten Metal der alten Helden abzusetzen. DeathMetal wurde gerade gross, und es war schwer für die Metal-Bands der 70er/80er sich zu behaupten. Das haben Priest und Maiden wohl auch so erkannt, und Halford sowie auch Dickinson versuchten es mit einem Mix von Metal und Grunge, naja….
Was jedoch übel nervte damals war der mediale Hype um Nirvana, das war unnormal, in wirklich jeder Gazette wurde Cobain abgefeiert, musikalisch konnte das mMn nicht begründet werden, Nirvana waren doch sehr limitiert in ihrem Kosmos wie ich fand.
Der offen zur Schau gestellte Drogenkonsum von Cobain wurde irgendwann einfach peinlich, kein Liveauftritt der nicht von einem torkelnden, lallenden, nölenden Cobain begleitet war, das war alles andere als „ok“.
Für mich war Nirvana sehr schnell verbrannt, und Cobains Selbstmord hat mich weder überrascht, noch schockiert, er war schon lange davor nicht mehr im Leben wie mir schien.
Nirvana wurden von der Industrie gefressen, verdaut und ausgekackt, und das trotz deren pausenlosen Protestes gegen all das haben Nirvana es zugelassen, dieser Widerspruch war mir zu gross, als das ich in der Band auch noch einen Vorreiter für Unabhängigkeit oder ähnliches erkennen konnte.
Ich meine es war Lemmy der damals sinngemäss über Cobain sagte; „wenn man nicht möchte das man den Arsch geleckt bekommt, sollte man diesen nicht zum Fenster raushalten“.
Und Miss Love war/ist sicherlich die grösste Nerv-Bratze, die in Jahrzehnten die Rock-Bühne malträtiert hat, was für ein Wrack.
Unterm Strich denke ich heute, das Cobain ein Heroinjunkie war, der wohl gerne sich tot sehen wollte, mit dem Talent, gute Rockmusik zu verfassen. Nicht mehr, nicht weniger.
Lustig übrigens, wie die Kommentatoren hier nach unten hin immer älter werden. Also, jetzt durch diesen Kommentar nicht mehr – aber zumindest bis dahin.
Du hast eben ein Zeitparadoxon erschaffen… Das kostet dich 2-3 Biere.
Das glaube ich nicht. Wenn dem so wäre, könnte ich diesen Satz hier ni