25 Jahre - 25 Alben - 25 Songs
Heute: Johannes Werner
Special
So ähnlich wie EMPERORs “Anthems To The Welkin At Dusk” prägte das Solodebüt von deren Zentralfigur IHSAHN lange meine Vorliebe für progressiven Extreme Metal. Das Schöne an “The Adversary” ist, dass es absolut nicht perfekt ist: Gerade Drum- und Gitarrensound klingen nicht wirklich ausproduziert. Umso beeindruckender ist die kreative Freiheit, die IHSAHN ausstrahlt. Es gibt Black Metal (“Citizen”), lupenreinen Prog (“Homecoming”), Achtziger-Metal (“Called By The Fire”) und Musical (“The Pain Is Still Mine”). Zudem finden sich auf dem Album mitunter die besten Texte aus Ihsahns Karriere.
Wichtiger Song: The Pain Is Still Mine
Auch noch:
Iron Maiden – A Matter Of Life And Death
Pharaoh – The Longest Night
Amorphis – Eclipse
2007: Primordial – To the Nameless Dead
Siehe MOONSORROW. Im Gegensatz zu den meisten, die unter dem “Pagan”-Label firmieren, sind PRIMORDIAL eine echte Metalband. Es gibt keine Trinkhörner, keine Trinklieder, keine Fellhosen und überhaupt nur Rock-‘n’-Roll-Instrumente. “To The Nameless Dead”, das bis heute unerreichte musikalische und textliche Highlight im Schaffen dieser Band, hat Züge von BLACK SABBATH zu Dio-Zeiten, klassischen BATHORY und alten METALLICA. Es macht die Tragödie einer Nation, wie schon beim Vorgänger, spürbar und zeigte eine eigenständige Band auf dem Zenit ihres Ideenreichtums. Danach rutschten die irren Iren leider immer häufiger ins Selbstzitat ab.
Wichtiger Song: Gallows Hymn
Auch noch:
Machine Head – The Blackening
Dark Tranquillity – Fiction
Shining – V: Halmstad
Tatsächlich waren die ersten vier TRIVIUM-Alben die Speerspitze der gefühlt öffzig Milliausend Metalcore-/NWOAHM-Truppen, die seinerzeit auf Roadrunner & Co. anfingen, nervig zu werden. Immer mit einem Bein in der Würdigung alter Klassiker stehend, stets variabel und über den Tellerrand schauend, erschufen TRIVIUM mit “Shogun” ihr Meisterwerk. Auch wenn ich es zunächst nicht verstanden habe, denn ich hatte auf eine Entwicklung weiter Richtung Bay-Area-Thrash, wie auf “The Crusade” gehofft. “Shogun” hingegen ist völlig zeitlos, relativiert auch heute noch obsolete Begriffe wie “modern” oder “oldschool” und schafft sich eine clevere Nische. Ein Album, das von vorn bis hinten aufregend ist und keine Abnutzungserscheinungen vorweisen kann.
Wichtiger Song: Shogun
Auch noch:
Dark Fortress – Eidolon
Russian Circles – Station
Ayreon – 01011001
2009: The Devil’s Blood – The Time Of No Time Evermore
Natürlich ist “The Time Of No Time Evermore” eines der einflussreichsten Rockalben seit der Jahrtausendwende überhaupt. Der Witz ist, Anno 2009 ging mir der Hype um diese Band so auf den Keks, dass ich sie geflissentlich ignorierte, um sie fast ein ganzes Jahrzehnt später für mich zu entdecken. Klar, dass Selim Lemouchi ein außergewöhnlicher Gitarrist war, konnte man zu keiner Zeit wirklich ignorieren. Die unfassbar vielen Epigonen, die Acid Rock spielten und dabei blutverschmiert den Teufel besangen, wurden damals nur unerträglich. Ändert aber nichts an der fehlerlosen Klasse dieses Albums.
Wichtiger Song: Angel’s Prayer
Auch noch:
Obscura – Cosmogenesis
Heathen – The Evolution Of Chaos
Katatonia – Night Is The New Day
2010: Triptykon – Eparistera Daimones
Wer kennt’s nicht: Jung sein, dumm sein und mit guten Freunden sinnlose Eifersüchteleien aufgrund irgendwelcher Liebschaften anzetteln. Die alles ummantelnde Dunkelheit von “Eparistera Daimones” passte perfekt wie nichts sonst zu dieser unrühmlichen Episode meiner späten Schulzeit. War natürlich Quark, über den man später gelacht hat; die Wirkung des TRIPTYKON-Debüts schmälerte sich dadurch aber nicht. Was Tom G. Warrior nach dem Ende von CELTIC FROST da gemeinsam mit ausschließlich großartigen Musiker*innen auf die Beine stellte, ist auch heute nicht von dieser Welt. Ein Moloch aus Finsternis, Depression und Weltschmerz, verpackt in großartigen Sound und ein – wie immer im Hause Warrior – ausgeklügeltes Gesamtkonzept. Moderner Klassiker in Formvollendung.
Wichtiger Song: A Thousand Lies
Auch noch:
The Ocean – Heliocentric
Enforcer – Diamonds
Blind Guardian – At The Edge Of Time
2011: In Solitude – The World. The Flesh. The Devil.
Im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends begann Heavy Metal wieder zunehmend spannend zu werden. Immer peinlicher werdende Pseudo-True-Metaller disqualifizierten sich durch schwache Alben und alberne Aussagen endgültig und der Underground bekam einen neuen Schub. Es gab vor allem aus Schweden massenhaft starke Alben von Bands wie RAM oder PORTRAIT. IN SOLITUDE gewannen aber mit ihrem zweiten Album, weil es nur ganz wenigen Bands je in dem Maße gelungen ist, traditionelle Tugenden mit hoher Eigenständigkeit zu verbinden, ohne auch nur im Ansatz “retro” zu sein.
Wichtiger Song: Serpents Are Rising
Auch noch:
Shining – VII: Född Förlorare
Dream Theater – A Dramatic Turn Of Events
Obscura – Omnivium
2012: Kreator – Phantom Antichrist
Grundsätzlich war jedes KREATOR-Album seit einschließlich “Violent Revolution” ein absoluter Volltreffer. Dass ihnen noch mal ein Album gelingen würde, bei dem wirklich jeder Song Klassiker-Potenzial besitzt und man bei so viel kompositorischer Brillanz kaum noch zum Atmen kommt, war nicht vorherzusehen. “Phantom Antichrist” hebt den ureigenen Thrash der Essener auf eine eigene Stufe, weil es extrem musikalisch ist und gleichzeitig die nötige Brutalität besitzt. Also wie “Master Of Puppets” quasi. Kleine Provokation am Rande. Nichtsdestotrotz kann die Genialität des sträflich unterbewerteten Lead-Gitarristen Sami Yli-Sirniö gar nicht genug hervorgehoben werden. “Phantom Antichrist” zeigt ihn und Urgestein Mille auf dem Zenit ihres ohnehin sehr guten Zusammenspiels.
Wichtiger Song: Textlich? Gehören alle in den Lehrplan. Musikalisch: The Few, The Proud, The Broken.
Auch noch:
Christian Mistress – Possession
Anathema – Weather Systems
Alcest – Les Voyages De L’Âme
2013: Tribulation – The Formulas Of Death
Die Schweden gehören zur internationalen A-Klasse, seitdem sie mit “The Children Of The Night” auf völlig natürliche Weise Death Metal, Heavy Metal und Oldschool Gothic zu einer schauerlich schönen Symbiose verrührten. “The Formulas Of Death”, das vor dem eben genannten Klassiker erschien deutete schon an, wohin die Reise gehen würde. Allerdings fanden sich anstelle der schmissigen Rhythmen und Fistbang-Beats seinerzeit noch progressive Strukturen, abwechslungsreiche Epen und leicht verkopftes Songwriting. Nichtsdestotrotz sind Kompositionen, Atmosphäre und Gesamtkonzept nicht weniger als brillant, weshalb “The Formulas Of Death” mein Lieblingsalbum der Shootingstars darstellt.
Wichtiger Song: Wanderer In The Outer Darkness
Auch noch:
Darkthrone – The Underground Resistance
Heaven Shall Burn – Veto
Vorum – Poisoned Void
2014: At The Gates – At War With Reality
Als jemand, der mit AT THE GATES aufgewachsen ist, sie aber erst nach ihrer Auflösung 1996 (denn da war ich vier Jahre alt) kennenlernte, hatte ich mir gewünscht, dass es zu diesem Album eigentlich nie kommen würde. Zu perfekt waren für mich “Slaughter Of The Soul” und “Terminal Spirit Disease”; zu überzeugt war ich, dass sie das nie wieder hinbekommen könnten. “At War With Reality” hat aber sämtliche Bedenken im Sturm dahin gefegt, da die Schlagkraft dieses Albums einem Orkan gleicht. Hit reiht sich an Hit, Tompa ist in der Form seines Lebens und das Album hat zudem einen den besten Gitarrensounds des gesamten Jahrzehnts. Das beste Reunion-Album aller Zeiten!
Wichtiger Song: Upon Pillars Of Dust
Auch noch:
Behemoth – The Satanist
Morbus Chron – Sweven
Triptykon – Melana Chasmata
Ein wunderbares, stimmungsvolles Album, das mir zur exakt richtigen Zeit begegnete, um mich zu beeindrucken. Eigentlich hatte ich die Platte blind einem Freund zum Geburtstag geschenkt, da er eh Fan war. Dann hörte ich doch noch mal rein und wurde es auch. John Baizley singt sich ins Herz und unter die Haut; das gesamte Album ist vom Trauma eines Tourbusunfalls, der zwei Bandkollegen die Karriere kostete, gezeichnet. Zum ersten Mal haben BARONESS eine richtig gute Produktion.
Wichtiger Song: Chlorine & Wine
Auch noch:
Leprous – The Congregation
Tribulation – The Children Of The Night
Enforcer – From Beyond
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Stile | Death Metal, Göteborg Death Metal, Melodic Death Metal |
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