25 Jahre - 25 Alben - 25 Songs
Heute: Eckart Maronde

Special

25 Jahre metal.de. Das sind 25 Jahre, die jeder Redakteur unterschiedlich wahrgenommen hat und in denen unterschiedliche Alben wichtig waren. In dieser Serie geht es darum, sich für jedes Jahr auf ein Album festzulegen, welches für den Redakteur persönlich am wichtigsten war. Mit der Nennung eines Songs, der stellvertretend für das Album steht, ergibt sich dann eine Playlist. Am Ende des Jahres folgt die ultimative „25 Jahre metal.de Playlist“.

Eckart Maronde

Eckarts Playlist:

Die Gesamtplaylist aller Redakteure, die im Laufe des Jahres noch anwachsen wird:

1996 SACRAMENTUM – Far Away From The Sun

Welch ein Jahr, welche Platten! Stellvertretend für die vielen Sahnealben steht das Debüt des schwedischen Trios SACRAMENTUM: Kalt, verhallt, rasend, unirdisch und durchgehend stark. Was habe ich dieses Album geliebt. Auch heute noch erste Wahl, wenn es um melodischen Black/Death Metal geht.

Song: Obsolete Tears

Ansonsten rotier(t)en diese Jahrgangsplatten auf meinem Teller:
DARK FUNERAL – The Secrets Of The Black Arts
DIMMU BORGIR – Stormblåst
BORKNAGAR – Borknagar
AMORPHIS – Elegy

1997 IN THE WOODS… – Omnio

Die Norweger haben in ihrer Zugedrogtheit einfach mal die nordische Mythologie (und Baghwan!) beiseitegeschoben und sich anderen Themen geöffnet: der Lichtgeschwindigkeit beispielsweise, Trauerweiden, allem. Das Album war für mich damals Eskapismus de luxe und hat mir immer wieder aufs neue Gänsehaut beschert.

Song: 299 796 km/s

Nicht weniger erwähnenswert:
TIAMAT – A Deeper Kind Of Slumber
DIMMU BORGIR – Enthrone Darkness Triumphant
HADES – The Dawn Of The Dying Sun
TWIN OBSCENITY – Where Light Touches None

1998 …AND OCEANS – The Dynamic Gallery Of Thoughts

Rasender Black Metal mit vielen, vielen Keyboards. …AND OCEANS von der finnischen Westküste verbinden auf ihrem Debüt Vielseitigkeit, Abgedrehtheit, viele starke Songs. Und dann diese Synthiesounds…

Song: The Room Of Thousand Arts

Auch heute noch gerne gehört:
CARPATHIAN FOREST – Black Shining Leather
AETERNUS – …And So The Night Became

1999 :OF THE WAND AND THE MOON: – Nighttime Nightrhymes

Das Folk-Noir-Projekt des ehemaligen SATURNUS-Gitarristen Kim Larsen mit dem ersten Streich: Melancholisch, flüsternd, eingängig. Damals lief das Album bei mir fast in Dauerrotation, und auch heute noch gebe ich es mir in melancholischen Stunden.

Song: She With Whom Compar’d The Alpes Are Vallies

Weitere Ausnahmeplatten:
FINNTROLL – Midnattens Widunder
…AND OCEANS – The Symmetry Of I, The Circle Of O

2000 OBTAINED ENSLAVEMENT – The Shepherd And The Hounds Of Hell

Viele eingefleischte Black-Metaller hassen nachgewiesenermaßen dieses Album – sei es wegen des mittenarmen Sounds oder wegen des brutalen Coverartworks *zwinkerzwinker*. Und unzweifelhaft bedeutete das Album auch das Ende der Band, aber… ich habe es immer gemocht und aufgrund der wirklich durchdachten und vielseitigen Songs den vorherigen Alben vorgezogen. Und Sänger Pest lieferte halt auch eine Sahneleistung ab – bis zum Überdehnen seiner Stimmbänder.

Song: Millennium Beast (Awaiting the Feast)

Diese Scheiben liefen bei mir ebenfalls rauf und runter:
SATURNUS – Martyre
RAGNAROK – Diabolical Age

2001 WINDIR – 1184

Ein Album wie die Landschaft, in der es entstand: „1184“ ist eine Sternstunde des Sognametals. Bandkopf Valfar verbindet die Folklore seiner Heimat geschmeidig mit harschem und rasendem Black Metal. Herausgekommen ist ein Album voller Weite, Melodien, Gänsehautmomente. Essentieller Soundtrack in jedem Norwegenurlaub.

Song: 1184

2002 TENHI – Väre

Reduziert, schamanisch, finnisch: Ein Album für ruhige Stunden. Oder um ex-Schreiber Peth zu zitieren: „Sicherlich liegt in den Weiten Finnlands die Wiege dieser Musik, und auch wenn ich nicht in der Lage bin, diese inbrünstig aber dennoch unverfälscht vorgetragenen Texte zu verstehen, so beschwören TENHI durch ihre Musik etwas herauf, das jeder von uns in sich trägt […].“ Danke für die Worte.

Song: Katve

Ansonsten war 2002 ein gutes Death-Metal-Jahr:
BLOODBATH – Resurrection Through Carnage
DECAPITATED – Nihility
VADER – Revelations

2003 KRAFTWERK – Tour De France Soundtracks

Nach „Electric Café“ von 1986 das erste und bis jetzt das letzte Studioalbum der Electropioniere aus Düsseldorf (sieht man einmal von den Remixes ab). Die Sounds sind nach wie vor windschnittig, die Songs qualifizieren für das Gelbe Trikot. Einzig den Song „Doping“ sucht man hier vergebens. Bei aller Begeisterung für den Radsport höre ich mir das Album heute am liebsten vor Wind und Wetter geschützt beim Autofahren an.

Nicht minder empfehlenswert & eindrücklich:
WINDIR – Likferd
LAIBACH – WAT

2004 ENSIFERUM – Iron

Über die Jahre hinweg hat sich „Iron“ zu einem meiner absoluten Lieblinge gemausert. Die Scheibe besteht in allen Lebenslagen: Zu Hause auf der Anlage, beim DJ-Set mit dem Kollegen Klug oder während der Autofahrt, wenn man Metal-Novizen mit „LAI LAI HEI“ von den Vorzügen der besten Musik überhaupt überzeugen möchte.

Song: LAI LAI HEI

Skandinavien olé:
ENSLAVED – Isa
FINNTROLL – Nattfödd
MARDUK – Plague Angel

2005 THE BLACK LEAGUE – A Place Called Bad

Southern Rock ist jetzt nicht so mein Steckenpferd, aber wenn ex-SENTENCED-Frontmann Taneli Jarva mit seiner ungelenken, wodkagezeichneten Stimme den Gesang beisteuert, dann wird daraus doch etwas Besonderes. Der Mann könnte ja auch ein Telefonbuch vorlesen, und ich würde es mir anhören. Hier sind aber auch die Songs astrein.

Song: Same Ol‘ Fuckery

Comeback de luxe:
CANDLEMASS – Candlemass

2006 KALMAH – The Black Waltz


KALMAH gehen bei mir immer: Sie vereinen in ihrer Musik gekonntes Handwerk mit melodischer Raserei und garnieren das Ganze mit diesem Eigenbrötlerischen, Finnischen. Außerdem finden sich auf „The Black Waltz“ einige ihrer besten Songs.

Song: The Groan Of Wind

Schön, aber endgradig depri:
FUNERAL – From These Wounds

2007 TURISAS – The Varangian Way


Als ich die Finnen auf ihrer Tour zu „Varangian Way“ gesehen habe, war das für mich der Beweis, dass Metal doch noch begeistern kann: Eine Band, die vor Spielfreude strotzt, ein Sänger, der die Menge im Griff hat, und dann diese Songs… eine unwiderstehliche Reise zu den Rūs und darüber hinaus, eingepackt in durchaus vertrackte Songs, die sich aber vor allem durch ihre Gnade an tollen Melodien auszeichnen.

Dagegen muss sogar dieses Album einen kleinen Schritt zurückstehen:
ENSIFERUM – Victory Songs

2008 HAVOC UNIT – h.IV+ (Hoarse Industrial Viremia)

Kontrastprogramm: HAVOC UNIT (ehemals und jetzt wieder …AND OCEANS und FESTERDAY) hatten sich ganz dem Industrial Metal verschrieben, und zwar einer ziemlich krassen Variante. Da gab es auf „h.IV+ (Hoarse Industrial Viremia)“ nicht nur musikalisch ordentlich auf die Glocke, sondern auch textlich: Da wird „Humanitarian Vivisection“ gerne mal zu „The Fine Art Of Quality Time“. Kann ich mir dosiert zum Aggressionsabbau immer wieder geben.

Song: Generation Genocide [Humanitarian Vivisection]

2009 ORANSSI PAZUZU – Muukalainen puhuu


Wenn Black-Metal-Bands LSD nehmen: ORANSSI PAZUZU verbinden alte Syd-Barrett-PINK FLOYD mit Schwarzheimer-Ästhetik. Ex-Kollege Stendahl schrieb dazu einst im Mai: „[…] hier im Bauche des Riesenraumschiffs muss man hin und wieder auf Acid sein, oder? Immerhin geht es erst 2017 zur Erde zurück… Oder war das 2027? Falls überhaupt. Denn die Präsenz der Schwärze weitet sich aus, kriecht in die letzten Winkel, Flucht ausgeschlossen.“

Song: Korppi

Neue Namen, alte Hasen:
TRIBULATION – The Horror
OBSCURA – Cosmogenesis
WARBRINGER – Waking Into Nightmares
VOMITORY – Carnage Euphoria

2010 TROLL – Neo-Satanic Supremacy

Warum nicht mal die simple Schiene, wenn es um Melodic Black Metal geht? Ex-DIMMU BORGIR-Bassist Nagash veröffentlicht 2010 mit TROLL das Album, das seine ehemaligen Kollegen nicht mehr bringen dürfen: Mit eingängigen Songs statt verkopften Kompositionen, mit einfachen Synthies statt opulenter Orchestrierung, mit plakativen Texten über Satan statt über die Nachkommen der großen Apokalypse. Da heißt es dann „Alles für Satan“, „Zur Hölle mit allem“ und „Geh‘ in den Krieg“. Das macht auch nach einem Jahrzehnt noch deutlich mehr Spaß als das meiste, was DIMMU in den letzten zwanzig Jahren abgeliefert haben.

Song: Burn The Witch

Diese Scheiben liefen bei mir ebenfalls rauf und runter:
BARREN EARTH – Curse Of The Red River
AETERNAM – Disciples Of The Unseen
THROES OF DAWN – The Great Fleet Of Echoes
MAR DE GRISES – Streams Inwards

2011 SKÁLMÖLD – Baldur (Re-Release)

Auf einem der Sommerfestivals 2010 steckte mir jemand eine Demo-CD zu: Erst Wochen später kam ich dazu, mir die Scheibe anzuhören, war dann aber vom Fleck weg begeistert. Solch eine reife Leistung einer bislang unbekannten Band, die zudem noch kein Jahr zusammen spielt? Klar war: Wenn dieses Album nicht ein größeres Publikum erreicht, dann ist Viking Metal nicht mehr zu retten. Also musste schnellstens eine Rezension und am besten auch ein Interview für metal.de her. Gleichzeitig häuften sich die guten Meldungen aus dem Winterquartier von SKÁLMÖLD, und die Band konnte bald schon die Zweitauflage bei Napalm Records veröffentlichen – was mich an dieser Stelle in die komfortable Situation bringt, „Baldur“ ins Jahr 2011 schieben zu können.

Song: Kvaðning

Damals wie heute gerne gehört:
TURISAS – Stand Up And Fight
SIDEBLAST – Cocoon

 

2012 THE FIRSTBORN – Lions Among Men

Lyrics, die sich mit der buddhistischen Philosophie beschäftigten, komplexe Songstrukturen, die sich erst nach mehrmaligem Hören erschließen, der Einsatz einer Sitar, perkussive Elemente: THE FIRSTBORN waren eine musikalisch äußerst aufgeschlossene Band, und ihr Opus Magnum „Lions Among Men“ verwandelt sich mit zunehmender Spieldauer in einen mitreißenden Fluss. Die Musik ist zugleich zupackend, spannend, majestätisch, hypnotisch und fulminant. Da Frontmann Bruno Fernandes in den folgenden Jahren ziemlich ausgiebig als Tourmanager u.a. für MOONSPELL und AMORPHIS unterwegs war, dürfte mit einem Nachfolgealbum eher nicht mehr zu rechnen sein.

Song: Vajra Eyes

Doppelt abgefeiert:
MOONSPELL – Alpha Noir/Omega White

2013 GHOST – Infestissumam


Bei GHOST kann man eigentlich jedes Album nennen. Aber da ich GHOST schon in ihren jungen Jahren mehrfach live gesehen hatte, fällt die Wahl halt auf „Infestissumam“. Übrigens kann ich die Erinnerungen von Kollege Kreutzer an die gemeinsame Tour mit PARADISE LOST so nicht bestätigen, was vielleicht daran liegt, dass Mille einen Meter neben mir die Band hart abgefeiert hat. Guter Mann!

Song: Year Zero

Ebenfalls Kinder der Nacht:
TRIBULATION – The Formulas Of Death

2014 1349 – Massive Cauldron Of Chaos


Wer 1349 immer nur mit Black-Metal-Getrümmer in Verbindung bringt, hat definitiv „Massive Cauldron Of Chaos“ verpasst. Die Gitarrenspuren lassen nicht nur Gitarristen den Sabber aus den Mundwinkeln tropfen.

Song: Slaves

Auch schön:
SKÁLMÖLD – Með vættum
TUSMØRKE – Riset Bak Speilet
THE VINTAGE CARAVAN – Voyage

2015 DEATH HAWKS – Sun Future Moon


Wie lässig ist das denn bitte? Die finnische Band DEATH HAWKS katapultiert den Hörer mit ihrem loungigen „Sun Future Moon“ direkt zu einer Poolparty in den Sixties – volle Drogendröhnung inklusive.

Song: Hey Ya Sun Ra

Immer wieder gern gehört:
SVARTSOT – Vældet
CHRISTIAN STEIFFEN – Ferien vom Rock ’n‘ Roll
GHOST – Meliora

2016 BLUES PILLS – Lady In Gold


Der Titeltrack beschert mir immer noch Gänsehaut…

Song: Lady In Gold

Nicht weniger empfehlenswert & eindrücklich:
MESHUGGAH – The Violent Sleep of Reason
IN THE WOODS… – Pure

2017 JESS AND THE ANCIENT ONES – The Horse And Other Weird Tales

JATAO haben Ballast in Form von zwei Gitarristen abgeworfen: Herausgekommen ist mit „The Horse…“ ein Album, das ungeahnt beschwingt und leichtfüßig daherkommt. Für mich eine der besten Sixties-Platten (selbst wenn sie nicht aus den Sechzigern stammt).

Song: Minotaur

2018 ABORTED – TerrorVision

Wenn es mal amtliches Getrümmer braucht, sind ABORTED zur Stelle. Danke.

Song: Squalor Opera

Alte Hasen, neue Alben:
GHOST – Prequelle
SKÁLMÖLD – Sorgir

2019 VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Age Of Aquarius


Die Platte ist wirklich lässig: „Age Of Aquarius“ ist ein flüssig rockendes Doppelalbum mit schönen Melodien, ein paar ungewöhnlichen Sounds, angenehmem Gesang und einfach coolen Songs. Sorgt bei mir für ein wohliges Gefühl der Geborgenheit.

Song: For The Innocent

Gern gehört:
THE SLAYERKING – Tetragrammaton
THE HU – The Gereg

2020 WALTARI – Global Rock


WALTARI war eine meiner liebsten Bands in meinen Zwanzigern, die ich in den Neunzigern ziemlich häufig live gesehen habe. „Global Rock“ verbindet die liebgewonnenen Trademarks (a.k.a. Melodien, Kärtsys Gesang und die immer tanzbaren Rhythmen) mit ziemlich aktuellen Musiktrends. Die Songs sind dabei aber auch klasse.

Song: Postrock

Starkes Jahr:
PARADISE LOST – Obsidian
LORDI – Killection
ENSIFERUM – Thalassic
FINNTROLL – Vredesvävd
LIK – Misanthropic Breed

Bisher erschienen:

Björn Gieseler

Michael Klaas

Dominik Rothe

Jeanette Grönecke-Preuss

Jan Ole Möller

Oliver Di Iorio

Christian Plath

Alexander Santel

Tobias Kreutzer

Johannes Werner

Arne Glaser

Sven Lattemann

Jannik Kleemann

Markus Endres

Steffen Gruß

Quelle: Eckart Maronde
10.10.2021

- Dreaming in Red -

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