20 deutsche Metal-Alben, die man kennen sollte

Special

Eine Frage, die man sich sicherlich des Öfteren mal gestellt hat ist, welche Länder denn nun die besten Metal-Bands zu bieten haben. Neben England, den USA und den skandinavischen Ländern, darf auch das „Land der Dichter und Denker“ nicht ungenannt bleiben. Bands wie HELLOWEEN, KREATOR, RAMMSTEIN und die SCORPIONS haben Metal-Geschichte geschrieben und stehen ihrer internationalen Konkurrenz in nichts nach. Aber wie stand es schon in der Bibel: Der Prophet im eigenen Lande ist nichts wert. Da müssen wir natürlich missionarisch eingreifen und bereiten euch zwanzig deutsche Metal-Alben auf, die (wie der Titel schon sagt) zur metallischen Allgemeinbildung gehören.

20 deutsche Metal-Alben: ATLANTEAN KODEX – The Golden Bough (2010)

Ohne hier geschmackliche Diskussionen lostreten zu wollen, möchte ich ATLANTEAN KODEX gerne mit einem guten Whisky vergleichen. Genretechnisch sprechen sie einen sowohl durch ein malerisches und episches Etikett an, als auch durch einen dunklen und schweren (schleppend doomigen) Farbton. Das Ganze wirkt im ersten Moment noch holzig und raffiniert, fließt aber geschmeidig die Kehle (bzw. die Gehörgänge) hinunter.

Mit zwei Alben in zwölf Jahren Bandgeschichte gehören die Bayern sicher nicht zu den Großproduzenten, aber wie in mancher Destillerie, so geht es auch bei ATLANTEAN KODEX eher um Qualität als Quantität. Letzterer widmen sie sich entsprechend mit sehr viel Sorgfalt, Geduld und Liebe zum Detail bzw. Lagerungszeit. Wer sich davon überzeugen will, der nehme sich ein bisschen Zeit, um „The Golden Bough“ zu genießen. Dazu vielleicht ein Whisky?

Alex Becker

20 deutsche Metal-Alben: AVANTASIA – The Metal Opera (2001)

„Warum muss EDGUY-Chef Tobias Sammet denn nun bitteschön eine Art Solo-Album veröffenlichen, und das Ganze dann auch noch großspurig als Metal Oper ankündigen?“ So dachten wir damals Anfang des neuen Jahrtausends und hatten schon größere Zweifel an diesem Projekt. Doch was uns der damals gerade mal 23 Jahre alte Bengel dann um die Ohren pfefferte, macht einen noch heute ziemlich sprachlos. Dieses symphonische Power-Metal-Werk hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren und trägt seinen hochtrabend klingenden Titel „The Metal Opera“ völlig zu recht. AVANTASIA avancierten damit aus dem Stand zu einem Projekt, dessen Wichtigkeit im Laufe der Jahre und Alben immer gewaltiger wurde. Angefangen vom Keeper-haften „Reach Out For The Light“, natürlich mit Michael Kiske am Mikro, bis hin zum monumentalen Abschluss „The Tower“ präsentiert sich das Ensemble auf einem erstaunlich gleichbleibend hohen Niveau, das man auch selber bei den folgenden Scheiben beileibe nicht immer erreichte.

Einzelne Highlights sollte man daher eigentlich auch gar nicht herauspicken, aber Songs wie der Midtempo-Kracher „Serpents In Paradise“, das balladeske „Farewell“, das epische „The Glory Of Rome“, die Band-Hymne „Avantasia“ oder natürlich das bombastisch-geniale „Sign Of The Cross“ sind ganz einfach zu stark, um an dieser Stelle unerwähnt zu bleiben. Und die Gästeliste liest sich mit Namen wie Sharon den Adel, Kai Hansen, Andre Matos, Timo Tolkki, David DeFeis, Bob Rock und dem bereits erwähnten Herrn Kiske wie ein Who-is-who. Neben der genialen Musik kreierte der gute Tobi dazu auch noch eine sehr interessante Fantasy-Story aus dem Mittelalter und bewies damit eindrucksvoll, welche Fähigkeiten in ihm stecken. Das ergibt alles in allem nichts weniger als eine Scheibe verdammt nah dran an der Perfektion.

Es ist und bleibt absolut bemerkenswert, wie aus der fixen Idee eines jungen Musikers aus Fulda ein auch international hoch angesehenes und erfolgreiches Projekt und letztendlich sogar ein Wacken -Headliner wurde. Und irgendwie hat man immer noch das Gefühl, dass AVANTASIA dieses Meisterwerk „The Metal Opera“ sogar nochmal toppen können.“

Christian Popp


20 deutsche Metal-Alben: BLIND GUARDIAN – Somewhere Far Beyond (1992)

Auf „Tales From The Twilight World“ (1990) hatten BLIND GUARDIAN angefangen, den reinen Speed Metal der ersten beiden Alben durch Power- und Epic-Metal-Motive zu ergänzen, auf „Imaginations From The Other Side“ (1995) hatten sie den Wandel zur episch-phantastischen Power-Metal-Kapelle endgültig vollzogen. „Somewhere Far Beyond“ von 1992 steht zwischen den beiden Alben und stellt sowas wie das Verbindungsstück zwischen den harten, schnellen und den epischen, melodischen BLIND GUARDIAN dar. Damit ist es eines, wenn nicht DAS BLIND GUARDIAN-Album mit den meisten Fans – klar, es hat ja auch für jeden was im Abenteurer-Rucksack. Fans der schnelleren, am Speed Metal orientierten Werke der Band kommen mit „Time What Is Time“, „Journey Through The Dark“, „Ashes To Ashes“ oder dem abschließenden Titeltrack genauso auf ihre Kosten wie Fans der eher epischen Fantasy-Ausrichtung, letztere zum Beispiel in Form von „Theatre Of Pain“, „The Quest For Tanelorn“ oder „The Bard’s Song – The Hobbit“. Dass das Album mit „The Bard’s Song – In The Forest“ quasi DEN Akustikhit der Band auf der Tracklist stehen hat, mit dem man selbst viele Mainstream-Damen zum Schmusen bekommt, muss sowieso nicht mehr erwähnt werden. „Somewhere Far Beyond“ ist ein Album voller Klassiker, ein Album, das die beiden Paradigmen des BLIND GUARDIAN-Sounds perfekt in Einklang bringt und dabei trotzdem nicht zweigeteilt klingt. Und jetzt alle: „Noooow you all knoooow / The baards aand their sooooongs“!

Stephan Möller


20 deutsche Metal-Alben: BLIND GUARDIAN – Nightfall In Middle-Earth (1998)

Mit „Nightfall In Middle-Earth“ haben BLIND GUARDIAN nicht nur eine akustische Inszenierung zum literarischen Meisterwerk „Der Herr der Ringe“ geschaffen, sondern auch genreübergreifend Fans und Kritiker begeistern können. Zahlreiche dieser Fans verbinden Dank dieses knapp 70-minütigen Eposes BLIND GUARDIAN genauso mit dem „Herrn der Ringe“ wie mit Peter Jackson oder Howard Shore.

Gleichzeitig kann man sich die Krefelder live nicht mehr ohne ihre Meilensteine „Nightfall“, „Mirror Mirror“ oder „Time Stands Still“ vorstellen.

Alex Becker


20 deutsche Metal-Alben: DIE APOKALYPTISCHEN REITER – Riders On The Storm (2006)

DIE APOKALYPTISCHEN REITER dürfen in dieser Aufzählung mit ihrem 2006er Werk „Riders On The Storm“ nicht fehlen. Ihre Fähigkeit den Metal bunter zu machen und gleichzeitig keinen Deut Härte einzubüßen, ist weiterhin einzigartig. Wo andere Kapellen mit planlosem Geflöte und nervigen Dudelsackgedudel tauben Ohres ihr Ziel verfehlten, trafen DIE APOKALYPTISCHEN REITER mit Doublebass und kernigen Gitarrenriffs blind ins Schwarze. Mit „Friede Sei Mit Dir“, „Riders On The Storm“, „Revolution“ und „Himmelskind“ bewaffnet, eroberten sich die Thüringer völlig zurecht mit „Riders On The Storm“ ihre bis dato höchste Chartplatzierung. Und dann ist da noch der „Seemann“, der Song, den irgendwie alle mögen und der live garantiert für gute Stimmung sorgt. Ein Song, der Freiheit interpretiert und gute Laune in Kübel ausschüttet.

Bei aller musikalischen Komplexität, die sich aufgrund der Mischung von Black-, Death-, Thrash-, Power Metal und Folk zwangsläufig ergibt, ist die Botschaft der APOKALYPTISCHEN REITER einfach und klingt am Ende intuitiv und ungehemmt. Wer Songs wie „Revolution“ oder „Himmelskind“ aber ganz genau anhört, bemerkt den kleinen aber feinen Unterschied und hört die investierte Arbeit in jeder Note. Die Texte sind bis ins kleinste Detail pointiert, die musikalischen Fähigkeiten überragend, das Zusammenspiel beispielhaft, der Sound perfekt. Unser damaliger Rezensent Sir G. (ein Schelm, wer Böses denkt) fügte der Review damals folgenden, passenden (aber aufgrund des herangezogenen Schuhwerks als Vergleichsgröße auch irgendwie befremdlichen) Vergleich an: „Es ist mit Sicherheit der “Manolo Blahnik” in der Diskografie der APOKALYPTISCHEN REITER und man darf sich bereits auf die Liveumsetzung freuen. Zugreifen!“. Dem kann auch 2017 nicht widersprochen werden.

Nadine Schmidt


20 deutsche Metal-Alben: HEAVEN SHALL BURN – Antigone (2004)

Mit ihrem dritten Studioalbum „Antigone“ debütierten HEAVEN SHALL BURN 2004 bei Century Media Records und begannen einen Aufstieg, an dessen vorläufigem Höhepunkt sie heute zu den wichtigsten und erfolgreichsten deutschen Extreme-Metal-Exporten zählen und den germanischen Metalcore-Thron für sich beanspruchen dürfen. Dabei war schon das mit Live-Klassikern wie „The Weapon They Fear“ und „Voice Of The Voiceless“ gespickte „Antigone“ nur noch bedingt dem Genre zuzuordnen. Dafür haben HEAVEN SHALL BURN den Death Metal immer schon viel zu sehr geliebt. „Antigone“ war die Blaupause für die oft mit BOLT THROWER verglichene „Wall of Sound“, die zusammen mit den einprägsamen Leadgitarren und den erbarmungslosen Shouts von Sänger Marcus Bischoff bis heute jedem HSB-Release einen klaren Wiedererkennungswert beschert.

Tobias Kreutzer

20 deutsche Metal-Alben: HEAVEN SHALL BURN – Iconoclast (Part I: The Final Resistance) (2008)

Iconoclast“ von 2008 ist das Hitalbum von HEAVEN SHALL BURN und in den Augen vieler auch die bis dato stimmigste und beste Veröffentlichung der Bandgeschichte. „Endzeit“ bricht nach dem zu diesem Zeitpunkt schon fast zum Inventar gewordenen Intro von Ólafur Arnalds mit einer Urgewalt über den Hörer herein, die das Doppel im Grunde auf direktem Weg in den Modern-Metal-Kanon katapultierte. Mit „Murderers Of All Murderers“, „Forlorn Skies“ und natürlich dem EDGE-OF-SANITY-Cover „Black Tears“ folgt danach mit amtlicher Schlagzahl Bandklassiker auf Bandklassiker. Mit „A Dying Ember“ und „Against All Lies“ finden sich dazwischen weitere hochklassige Albumtracks. Füllmaterial sucht man auf „Iconoclast“ vergebens. Mit ihrem Konzeptalbum über die 123 antiken Gotteskrieger erreichten HEAVEN SHALL BURN 2008 neue Bekanntheitssphären. Die Zeit der kleinen Clubs war erst einmal vorbei. Die der überzeugenden Alben aber noch längst nicht.

Tobias Kreutzer

20 deutsche Metal-Alben: HELLOWEEN – Keeper Of The Seven Keys Part I (1987)

1985 konnten die Hamburger mit dem schnelleren „Walls Of Jericho“ ein erstes Ausrufezeichen setzen. Da Kai Hansen (heute bei GAMMA RAY) sich der Doppelbelastung als Sänger und Gitarrist damals nicht mehr gewachsen fühlte, holte man Michael Kiske (heute u.a. UNISONIC) für die Vocals. Obwohl dieses Line-Up nur bei den beiden „Keepers“-Alben Bestand hatte, gilt es als DIE HELLOWEEN-Besetzung, die sich bald ja auch fast wiedervereinigen wird. Der Grund dafür ist, dass man mit dem Doppelalbum den Speed Metal für melodischere Einflüsse öffnete und damit eine Blaupause für den Power Metal geliefert hatte. Tracks wie ‚Twilight Of The Gods‘ haben durch ihren hohen Gesang, Happy Metal-Gitarrenläufe und die hohe Geschwindigkeit einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nochmal seperat genannt werden muss das Epos ‚Halloween‘, welches den Hörer über 13 Minuten lang gebannt vor der Anlage sitzen lässt. „Keeper Of The Seven Keys Part One“ ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Power Metal.

Philipp Gravenhorst


20 deutsche Metal-Alben: HELLOWEEN – Keeper Of The Seven Keys Part II (1988)

Eigentlich wollten die Hamburger Kürbisköpfe ein Doppelalbum machen. Doch das Label Noise Records war wenig begeistert von dieser Idee, weswegen sie das Material auf zwei Veröffentlichungen verteilten. So verwundert es auch nicht, dass sich keine großen Unterschiede erkennbar machen. Das belegen u.a. ‚Eagle Fly Free‘ (Happy Metal par excellence), ‚March Of Time‘ (liebäugelt mit Speed Metal) oder der überragende, epische Titeltrack.  Die Fortsetzung gilt als das erfolgreichere Alben. Nicht nur wegen den Hits ‚Dr. Stein‘ und ‚I Want Out‘ , die bei keinem Konzert der Band fehlen dürfen, sondern auch weil es mal den Gold-Status hatte. Dieser wurden den Kürbisköpfen aber wieder entzogen, nachdem herausgekommen ist, dass man die Auslandsverkäufe zu denen aus dem Inland gezählt hat. Doch das trübt den Eindruck, dass „Keepers Of The Seven Keys Part II“ (zusammen mit seinem Vorgänger) eines der wichtigsten und besten Power Metal-Alben aller Zeiten ist, nicht im geringsten.

Philipp Gravenhorst


20 deutsche Metal-Alben: KREATOR – Pleasure To Kill (1986)

1986 war ein gutes Jahr für Thrash Fans. Neben Klassikern aus den USA, wie „Reign in Blood“ oder „Master Of Puppets“, erschien auch aus Deutschland ein wegweisendes Album. Nach dem brachialen Erstlingswerk „Endless Pain“, legen KREATOR mit „Pleasure To Kill“ noch eine Schippe drauf. Der gnadenlose Titelsong mit seinem prägnanten Schlagzeug-Intro ist bis heute nicht aus dem Live-Set der Band wegzudenken. Das restliche Material fällt keinen Deut ab. Mit „Under The Guillotine“, „Ripping Corpse“ oder „Riot Of Violence“ reiht sich auf dem Album ein Bandklassiker an den anderen. So räudig war die Band nie wieder.

Dominik Rothe

20 deutsche Metal-Alben: KREATOR – Enemy Of God (2005)

Die 90er waren schwierig für KREATOR-Fans. Nach „Coma Of Souls“ wandte sich die Band Dark-Wave und Industrial-Experimenten zu. Zum Thrash fanden sie erst 2001 mit „Violent Revolution“ erfolgreich zurück. Zu alter Höchstform fanden die Essener aber erst beim Nachfolger „Enemy Of God“ zurück. Melodischer als in den 80ern, aber nicht weniger angepisst, zeigen sich Mille und Co. ab dem eröffnenden Titelsong. Der ist ein Statement, das sich gewaschen hat. Songs wie „Suicide Terrorist“ oder „Voices Of The Dead“ gehen als moderne Klassiker durch. „Enemy Of God“ katapultierte KREATOR wieder an die Thrash-Spitze, wo sie definitiv hingehören.

Dominik Rothe


20 deutsche Metal-Alben: LUNAR AURORA – Weltengänger (1998)

LUNAR AURORA war vielleicht nicht die erste deutsche Black-Metal-Band, aber eine der ersten, die nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte. Das lag zu einem guten Teil daran, dass sich die Protagonisten Aran, Whyrdh und später auch Sindar weniger um Vorbilder scherten, sondern vom Fleck weg versuchten, eigene Wege zu gehen. So blieb auch wenig Raum für den Gehörnten; stattdessen sind die Texte voller Naturmystizismus, der natürlich auch den vollen Mond umfasst. Dennoch: Die Texte sind auch deshalb gelungen, weil sie so klischeebefreit daherkommen.

Natürlich haben LUNAR AURORA mehr als ein empfehlenswertes Album hervorgebracht; aber gerade „Weltengänger“ klingt mehr noch als das ebenfalls starke „Of Stargates And Bloodstained Celestial Spheres“ (1999) wie aus einem Guss. Und es klingt herrlich untergründig: Da gibt es das zumeist rasende Black-Metal-Gerüst und obendrauf die so charakteristischen Keyboardtupfer. Soundtechnisch vielleicht nicht perfekt, aber ungemein stimmungsvoll. Und für die damalige Zeit ungemein avantgardistisch – wenngleich kein bisschen verkopft. Bester Stoff, um die Natur und die eignen Abgründe (am besten bei Nacht) neu zu erleben.

Eckart Maronde

20 deutsche Metal-Alben: MANTAR – Ode To The Flame (2016)

Nach ihrem Überraschungshit „Death By Burning“ legen MANTAR mit „Ode To The Flame“ nach. Erst wird mit tödlichem Ausgang gezündelt, dann die Flamme gepriesen. Das hat doch Methode. MANTAR lassen die Bude wahrhaftig brennen und servieren einen fetten Sound irgendwo zwischen dreckigem Doom, fauchendem Black Metal und rotzigem Rock. Die Hanseaten hauen auch auf Album Nummer 2 amtlich auf den dunklen Putz und das ohne Kompromisse. Live natürlich noch geiler, aber in konservierter Form schon eine ordentliche Hausnummer, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Michael Klaas


20 deutsche Metal-Alben: MORGOTH – Cursed (1991)

Anfang der Neunziger regierte der Tod noch vom Sauerland aus, genauer gesagt Meschede. Von dort kam die junge Band MORGOTH, und die war schon früh dabei, als es um gediegenen Death Metal ohne Firlefanz ging. Nach den zwei EPs „The Eternal Fall“ und „Resurrection Absurd“ veröffentlichte das Quintett um Blondschopf Marc Grewe im April 1991 endlich ihr bahnbrechendes Album „Cursed“. Bahnbrechend, weil es die Jungs verstanden, ihr noch jugendliches Temperament mit viel Erfahrung und Können in sieben (plus Intro und Coversong) zeitlos starke Songs fließen zu lassen, vor denen man auch heute noch den Hut ziehen muss.

Der Aufbau ist eher straight und die Riffs sind eher schlicht gesägt, aber trotzdem kann man den Songs eine gewisse Finesse nicht absprechen. Das liegt nicht zuletzt an Drummer Rüdiger Hennecke, der seine Rhythmen sehr variabel hält. Das Grunzmassaker wiederum, das Marc Grewe am Mikrofon veranstaltet, ist bei den Wildschweinrotten in der Umgebung von Meschede auch heute noch Gesprächsthema Nummer eins. Vor allem ist es aber die morbide Stimmung der Platte, die auch heute noch einen großen Reiz ausübt. Das ist mehr als nur ein Hauch der Unterwelt, der da Anfang der Neunziger durch die Musikgeschichte strömte.

Eckart Maronde


20 deutsche Metal-Alben: NOCTE OBDUCTA – Nektar 2 (2005)

Atmosphärisch, heavy, progressiv, lyrisch – in der deutschen Metal-Landschaft spätestens seit 2005 keine gegenseitigen Ausschlusskriterien mehr. Dem Nektar-Doppel aus den Jahren 2004 und 2005 sei Dank. Nach einem nicht immer straighten Werdegang als eine der wichtigsten deutschen Black-Metal-Kapellen der Nation ziehen NOCTE OBDUCTA diesmal alle Register, scheuen zwischen blanker Raserei und krummen Takten auch nicht vor poppigen Momenten zurück. Nicht umsonst gilt ‚Und Pan spielt die Flöte‘ bis heute als letzte trve Camping-Hymne der dosenbiergetränkten Festival-Zeltplätze der Nation.

Alex Klug


20 deutsche Metal-Alben: RAMMSTEIN – Mutter (2001)

Mutter“ von RAMMSTEIN ist auch 16 Jahre nach Erscheinen musikalisch, lyrisch und inhaltlich das beste Album der Berliner Band. Es weist ganz sicher die größte Hitdichte auf und ist auch deshalb die meistverkaufte Platte in der bisherigen Diskografie. Mit dem ironischen aber eindeutigen „Links 2 3 4“ zücken RAMMSTEIN den allseits gepriesene Spiegel an die Gesellschaft … ihr würdet es jederzeit wieder tun. „Sonne“ und „Mutter“ sind eindeutige Kritik an zu viel Fortschritt und damit verbundenen Risiken, Finger in die Wunde á la RAMMSTEIN. Zu „Feuer Frei“, „Rein Raus“ und „Zwitter“ schwingen RAMMSTEIN die eindeutig zweideutige Sex-Peitsche, allesamt gebettet auf rhythmischen Riffblöcken, die an Vehemenz nichts eingebüßt haben. Lediglich „Adios“ ist für RAMMSTEINsche Verhältnisse schon fast zu zackig geraten.

Muttertag wurde mit diesem Album von RAMMSTEIN einfach mal vorverlegt, die Medien schrien schon wegen einem auf dem Cover abgebildeten Fötus laut auf, 2001 polarisierten RAMMSTEIN noch extremer als heute. „Mutter“ ist definitiv ein Album, das man kennen muss, wenn man beim Thema RAMMSTEIN mitreden möchte.

Nadine Schmidt


20 deutsche Metal-Alben: SCORPIONS – Blackout (1982)

Unbestreitbar sind die SCORPIONS die größte Hard Rock-Band Deutschlands. Einen nicht unwesentlichen Anteil hat dieses Album daran. Dabei stand „Blackout“ zunächst unter einem schlechten Stern: Während der Aufnahmen verlor Klaus Meine seine Stimme und es war unklar, ob er diese je wieder erlangen würde. Doch auf dem achtem Studioalbum der Hannoveraner beseitigte er alle Zweifel und kam mit einer Glanzleistung zurück. Ziemlich hilfreich waren dabei die Songs: Die beiden Nummern ‚Blackout‘ und ‚No One Like You‘ (war im Erscheinungsjahr übrigens das meistgespielteste Lied im US-Radio) kennt wohl jeder Freund der härteren Musik. Dabei dürfen natürlich auch die restlichen Nummern nicht unterschlagen werden, denn die ganze Platte besteht aus Songmaterial erster Güte. Egal, ob die US-Rocker ‚Can’t Live Without You‘ und ‚Arizona‘, die Uptempo-Nummer ‚Now!‘, der schleppende Friedensappell ‚China White’… Man könnte (eher müsste) hier eigentlich die ganze Tracklist nennen. Diese neun Tracks schlagen auch heute noch wie eine Wucht ein und somit verdient „Blackout“ das Prädikat „Zeitlos“ vollkommen zurecht.

Philipp Gravenhorst


20 deutsche Metal-Alben: SECRETS OF THE MOON – Carved In Stigmata Wounds (2004)

Den einen oder anderen Leser mag es überraschen, in dieser Auflistung das Zweitwerk von SECRETS OF THE MOON zu finden. Aber betrachtet man das Ganze historisch, lässt sich dessen Wichtigkeit für die deutsche Black-Metal-Szene sicherlich nicht leugnen. Immerhin war „Carved In Stigmata Wounds“ das Album, auf dem die Osnabrücker vom noch recht ruppigen, deutlich von der alten Schule beeinflussten Black Metal weggingen und ihren Sound etwas technischer, teils gar progressiver gestalteten. Sicher, diese Wandlung vollzogen SECRETS OF THE MOON erst auf „Antithesis“ von 2006 in Gänze, aber auf „Carved In Stigmata Wounds“ legten sie die Grundsteine. Und damit haben sie eine Menge Bands beeinflusst – die spätere Ausrichtung von DARK FORTRESS jemand? Von FARSOT? SCHAMMASCH? Klare Sache: Was technisch anspruchsvollen, leicht vertrackten, dabei aber stets eingängigen Black Metal angeht, sind SECRETS OF THE MOON zumindest innerhalb der deutschen Szene Wegbereiter, und „Carved In Stigmata Wounds“ ist das Album, mit dem sie den Grundstein legten.

Stephan Möller


20 deutsche Metal-Alben: SODOM – Agent Orange (1989)

Dass das dritte Album einer Band gewöhnlich das „Do-or-die“-Album darstellt, wirkt erstmal wie eine Plattitüde. Schaut man sich jedoch an, dass es so manches dritte Album zum Klassiker gebracht hat, scheint vielleicht doch was an dem alten Klischee dran zu sein. SODOM bestätigen die Regel auf jeden Fall, denn nachdem „Obsessed By Cruelty“ (1986) und „Persecution Mania“ (1987) die Weichen gestellt, den Bandnamen bekannt gemacht und das Fundament für den Kultstatus gelegt hatten, ist es 1989 „Agent Orange“, das SODOM endgültig ins Bewusstsein der breiten Metallermasse schießt. „Agent Orange“ ist für SODOM, was „Master Of Puppets“ für METALLICA, was „Reign In Blood“ für SLAYER (übrigens auch dritte Alben), und liest man sich die schiere Reihe an Klassikern durch, welche die Tracklist des Albums schmückt, dann weiß man, warum das der Fall ist. Der furiose Titeltrack, „Incest“, „Remember The Fallen“, „Baptism By Fire“ und natürlich das ultrakultige „Ausgebombt“ – was will man mehr? Sollte es da draußen tatsächlich Metalfans geben, die SODOM noch nicht kennen – „Agent Orange“ ist das Album, mit dem ihr die Band entdecken wollt!

Stephan Möller


20 deutsche Metal-Alben: SUBWAY TO SALLY – Nord Nord Ost (2005)

SUBWAY TO SALLY haben mit „Nord Nord Ost“ sicher eines ihrer bekanntesten Alben veröffentlicht, das, wie schon der Vorgänger „Engelskrieger“, stärker am Metal gebaut ist. Es enthält auch neben der Single „Sieben“ das Lied „Eisblumen“, dessen Cover von der gleichnamigen Band die Charts unsicher machte. Das aber nur so nebenbei. „Nord Nord Ost“ selbst kann jedenfalls mit eingängigen Songs, die mal mehr („Feuerland“), mal weniger heavy („Seemanslied“) daher kommen, punkten. Das Album bietet eine breite Palette an Songs, von zart bis hart, von Folk bis Heavy Metal, sodass für jeden etwas dabei sein sollte. Nur eines sollte man in jedem Falle unbedingt mitbringen: eine Abhärtung gegenüber Kitsch. Denn der ist ebenfalls im Überfluss vorhanden…

Michael Klaas

 

19.05.2017
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