ZZ Top - Double Down Live

Review

Nachdem es mehr als 30 Jahre keine Live-Aufnahmen gegeben hatte, kommt nun ein Jahr nach „Live From Texas“ die zweite Live-DVD von ZZ TOP in die Läden – und das gleich im Doppelpack.

Mit dem Auftritt in der Essener Grugahalle 1980 begann der endgültige Siegeszug des bärtigen Rocktrios in Europa. „Degüello“ hieß das aktuelle Album, die Band war in den jungen 30ern, frisch und knackig, und wagten mit dem Konzert im Rahmen des damals schon zur Institution gewordenen WDR Rockpalast den Sprung über den Atlantik. Es war 4 Uhr morgens, ZZ TOP waren die letzten, die auf die Bühne gingen – doch das hinderte die Texaner keineswegs daran, ein wahres Blues-Rock-Feuerwerk zu entfachen, und sie wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Die Kunde dieses Auftritts verbreitete sich rasch und sollte ZZ TOP künftig in alle Winkel Europas tragen.

Dieses legendäre, energiegeladene Konzert gibt es nun erstmals auf DVD, in einer Bild- und Tonqualität, die angesichts des Alters der Aufnahme mehr als zufriedenstellend ist.
Schon damals zeigte sich, worin die Stärke der Band lag: Sie brauchen keine spektakuläre Live-Show um zu überzeugen, sondern es sind die Entertainerqualitäten, die Billy Gibbons und Dusty Hill auf die Bühne bringen. Es sind die vielen kleinen Details ihrer Performance, die Liebe zu ihren Instrumenten, ihre Interaktion mit dem Publikum; wenn die beiden mitten im Spiel herumalbern und ihre unverwechselbaren ’signature moves‘.

Vielleicht nicht ganz so aufgekratzt wie damals, aber immer noch mit dem gleichen Herzblut dabei sind sie auch heute noch. Das konnte man bereits auf „Live From Texas“ beobachten, und so auch auf der zweiten „Double Down Live“-DVD. Erstmals ließ die Band einen Independent-Filmemacher an Bord des Tourtreks, mit dem sie letztes Jahr Europa bereisten. Jamie Burton Chamberlin war überall dabei, und seinem Kamerablick sollte nichts entgehen. Herausgekommen ist dabei ein gelungener Zusammenschnitt verschiedener Auftritte und dem „on the road“ geschehen ist. Ein echtes Roadmovie kann man es nicht nennen, weil man kein richtiges Gefühl für die unterschiedlichen Schauplätze ihrer Europatournee bekommt, dennoch ist der Film gespickt mit zahlreichen Backstage-Aufnahmen und kurzen Interviewsektionen. Die sind dann auch der einzige Schwachpunkt, der auf „Double Down“ zu beobachten ist. Leider hat man nicht daran gedacht, Untertitel einzubauen, was vor allem beim französischen Interviewer mit holprigem Akzent zum Tragen kommt. Zudem gibt es hier ein paar ziemlich abgestandene Fragen, z.B. wie sie auf den Namen „ZZ Top“ gekommen sind, und ob sie jemals gedacht hätten, mehr als 30 Jahre aktiv zu sein.
Bewundernswert finde ich da die Gelassenheit der drei Texaner, selbst diese bereits 1000fach gehörten Fragen seelenruhig zu beantworten. Mit der gleichen Coolness sind sie denn auch auf der Bühne zugange, wenn sie in Lederjacke und Jeans lässig umherschreiten, absolut souverän, dass man ihnen ohne Weiteres abnehmen würde, nach dem Konzert auf das schwere Bike zu steigen und über den Highway zur nächsten Venue zu brausen. Und immer wieder ist es beeindruckend, welche Kraft ein Schlagzeug, eine Gitarre und ein Bass alleine haben können. Songs wie „Just Got Paid“ sind einfach heavy!

ZZ TOP damals, ZZ TOP heute – „Double Down Live“ zeigt eine der dienstältesten Bands, die rein gar nichts von ihrer Magie verloren haben. Von wegen Rockopas oder Bluesrentner – sie können’s noch immer!

25.10.2009

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