ZZ Top - A Tribute From Friends

Review

Billy Gibbons, Dusty Hill, Frank Beard – ZZ TOP. Mehr als 40 Jahre Rockgeschichte, an der man selbst auf der Überholspur nicht vorbeikommt. Die bärtigen Herren haben sich in all den Jahrzehnten ins kollektive Gedächtnis gespielt und unzählige Musiker bewusst und unbewusst inspiriert. Einigen Bands liegen die Texaner so sehr am Herzen, dass sie ihnen mit einem Coversong Tribut zollen – ein schöneres Bekenntnis kann es kaum geben.

„A Tribute From Friends“ ist bereits das vierte Album seiner Art, doch während bei den Vorgängern der stilistische Fokus vor allem auf Country- und Blues-Interpretationen lag, präsentieren ZZ TOP nun eine Schar recht unterschiedlicher Freunde. Hier geben z. B. Mick Fleetwood, John McVie, Steven Tyler und Jonny Lang als THE M.O.B. ihr Stelldichein, aber auch Bands wie FILTER, COHEED AND CAMBRIA oder DUFF McKAGAN’s LOADED. Die Auswahl der Songs bietet freilich keine Überraschungen, finden sich hier doch die Hits der Hits der Hits, die auch bereits auf den anderen Coveralben zu finden waren. Allerdings nutzen hier die beteiligten Bands ihre Freiräume und Eigenarten am großzügigsten aus.

FILTER z.B. verwandeln „Gimme All Your Lovin'“ in eine schmissige Industrial-Rock-Nummer, die dadurch fast zu ihrem eigenen Song wird. MASTODON überraschen mit einer erstaunlich leichtfüßigen Variante von „Just Got Paid“, vielleicht wäre eine Sludge-Variante noch spannender gewesen. Ebenfalls überraschend ist die absolut gelungene NICKELBACK-Version von „Legs“, die mit ihrem Drive deutlich an „Silver Side Up“ erinnert und mal wieder zeigt, dass Chad Kroeger immer noch seine stärksten Momente hat, wenn er aus seiner Pop-Dauerschleife ausbricht. Mit DAUGHTRY und GRACE POTTER & THE NOCTURNALS finden sich auch Bands, die auf dem US-Markt bereits eine große Basis haben, aber hierzulande noch nicht durch die Decke gebrochen sind. Der einzige echte Ausreißer hingegen kommt mit WYCLEF JEANs R’n’B-Interpretation von „Rough Boy“. Einerseits mal was ganz Anderes, aber andererseits ein viel zu starker Kontrast zum rocklastigen Rest des Albums.

Für ZZ TOP Fans bietet diese Tribut-Album gute Unterhaltung, auch wenn sich die Zahl der persönlichen Highlights in Grenzen halten wird. Spannender wäre es gewesen, wenn man erstens etwas stärker auf Experimente gesetzt hätte und sich zweitens mehr Bands zur Brust genommen hätte, die man nicht auf den ersten Blick auch mit Blues Rock in Verbindung bringt. FILTER und MASTODON sind in dieser Hinsicht wirklich gute Treffer, aber warum man z. B. immer noch solche strunzöden Country-Versionen wie JAMEY JOHNSONs „La Grange“ braucht, will mir nicht einleuchten. Das gab’s bereits mehr als genug und können die Texaner ohnehin viel besser.

16.10.2011

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