Zwielicht - The Aphotic Embrace

Review

Gut Ding will Weile haben. Viel ist seit dem ZWIELICHT-Debüt “With Love From Sinister” vor zehn Jahren passiert. Drummer Demogeron steigt 2015 aus und 2021 wieder ein, ebenso kehrte Bassist Demozid 2017 zur Band zurück. Außerdem gehört seit 2021 auch KADAVERFICKER-Gitarrist Luca zur Band, was sicherlich ungewöhnlich erscheint, aber den Sound von ZWIELICHT nicht verwässert und schon gar nicht in die Grindcore-Richtung der Stammband lenkt. Das zweite Album der Westfalen jedenfalls hört auf den Titel “The Aphotic Embrace” und lässt die lange Wartezeit alles in allem lohnenswert erscheinen, wobei die Band bei vielen nichtsdestotrotz vermutlich schon in Vergessenheit geraten ist.

ZWIELICHT are back with a vengeance!

Nach kurzem Intro legt der Opener “Stench Of Rotten Deities” – übrigens der coolste Songtitel des bisherigen jungen Jahres – mit beeindruckenden zehneinhalb Minuten Länge los und gibt die Marschrichtung des Albums stimmungsvoll vor. ZWIELICHT gefallen sich heuer überwiegend in längeren Kompositionen, die zwischen Raserei und schleppender Atmosphäre abwechslungsreichen und zeitgenössischen Black Metal bieten. Soll heißen, wer auf ASCENSION, SCHAMMASCH, BLAZE OF PERDITION und natürlich WATAIN steht, sollte sich auch “The Aphotic Embrace” auf den Zettel schreiben.

Weitere überlange Kompositionen wie der Titelsong oder “The Fallen Abbey” bewirken zwar nicht, dass “The Aphotic Embrace” irgendwie leicht zugänglich wäre, darin besteht aber vermutlich auch nicht die Absicht der Band. Dafür haben ZWIELICHT ein Talent für immer wieder spannende Überraschungsmomente, für viel Abwechslungsreichtum und eine abgründig-triste Atmosphäre. Das Album, das nun schon viele Wochen auf dem Tisch des Rezensenten liegt, hat gerade wegen seiner gewollten Sperrigkeit viel Langzeitwirkung zu bieten und bietet nicht nur Futter für das schwarze Herz, sondern auch für das Hirn.

Der Nachfolger kommt hoffentlich nicht erst wieder in 10 Jahren …

Wenn die Qualität immer so stimmt wie auf “The Aphotic Embrace”, sind zehn Jahre Wartezeit natürlich zu verschmerzen und sollten ein Vorbild für andere Bands sein. Allerdings wäre es dennoch schade, wenn ZWIELICHT ihr sich gerade aufbauendes Momentum dadurch wieder unterbrechen würden. In jeder Hinsicht ist ihnen ein überzeugendes und anspruchsvolles Black-Metal-Album gelungen, das zwar streckenweise ein My eigenständiger hätte sein können, aber sonst alles bietet, was das Herz begehren könnte.

02.02.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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12 Kommentare zu Zwielicht - The Aphotic Embrace

  1. Watu sagt:

    Ja, gefällt mir besser, als es das bei dieser Produktion eigentlich sein dürfte. Soweit, so gut.
    Dennoch missfällt es mir komplett, dass jemand den BM derart kultiviert. Weshalb ich jedem den Genuss gönne, derartiges persönlich aber von ganzem schwarzen Herzen komplett ablehne.

  2. metal-maniac sagt:

    Starker Song, wird auf jedem Fall im Auge behalten. Leider gib’ts aktuell noch keine weiteren Songs dieses Albums zu hören. Ván Records liefern eigentlich immer Qualität wenn es um Musik ohne Scheuklappen geht.

  3. Watu sagt:

    Schließe nicht immer von dir auf andere, gibt halt auch Leute mit Idealen und Werten.
    Und bevor du antwortest (am besten lässt du es sein): Ja, Du mich auch!

  4. metal-maniac sagt:

    Ja ne ist klar, Joey DeMaio wäre stolz auf dich 😀 Ist wohl mehr dein Problem als meins wenn du dich davon angesprochen fühlst.

  5. nili68 sagt:

    Was stimmt denn mit der Produktion nicht und was ist daran so kultiviert? Man kann’s auch übertreiben.. oder hört nur die alten Demos von Xasthur, noch in mono aufgenommen oder so..

  6. Watu sagt:

    Ist ein typisch fetter, moderne BM Sound, alles ist auf pure Power getrimmt, merkt man besonders beim Drumming. Ich weiß, dass das gerade sehr beliebt ist und diese Art von BM besonders hier bei metal.de reihenweise Top Bewertungen einheimst (sieh z.B. auch Wolves Of Perdition). Das Zeug geht runter wie Öl, nichts was einen auch nur annährend fordert und vielleicht auch ein wenig provoziert. Es ist hal OSBM der auf modern getrimmt ist und dadurch sehr viele Leute ansprecht die damit bisher eigentlich wenig am Hut hatten. Persönlich brauche ich keinen OSBM der auf modern getrimmt ist, da nehme ich lieber das Original.

  7. nili68 sagt:

    Ein Power Metaller wird auch durch etwas technisch gepimpten OSBM nicht überzeugt werden. Das ist einfach die natürliche Entwicklung. Ich mag Beides.. wenn das Songwriting, passend zum Dargebotenen, stimmt. Es gibt natürlich Grenzen in beide Richtungen..

  8. Watu sagt:

    Power Metaller sind in dem Kontext Extreme in denen ich nicht denke, ich beurteile das durchaus etwas nuancierter.

    Ich verbinde einfach etwas mit dem OSBM und das muss sich für mich dann auch in der „gepimpten“ OSBM Variante wiederfindern.
    Wenn man jetzt sagt, das widerspricht sich, moderner BM kann nicht OS klingen, der braucht sich nur mal z.B. Krallice anhören und wird eines besseren belehrt. Na klar wird Krallice nicht die Pforte zur nächsthöheren Käuferschafft erklimmern, aber welcher ernsthafter Dungeon Master würde das schon wollen. :))

  9. nili68 sagt:

    Unsere grundsätzlichen Wertvorstellungen sind vermutlich gar nicht so verschieden, sondern nur in den Details, wann was zutrifft. Ist das aber eigentlich nicht immer so? *grübel*

  10. deadguy sagt:

    @metal-maniac
    Das nur der Song bisher verfügbar ist liegt daran dass sie erst am 9. offiziell erscheint, bin da nämlich auch gespannt, Van Records und die Releases sind bei mir in der Regel 8+ Scheiben, ja nennt mich Van-Boy xD

  11. kaltmann sagt:

    Der Drumsound geht meiner Meinung nach auch überhaupt gar nicht. In meinen Ohren klingt das dadurch tatsächlich weniger aggressiv, was wahrscheinlich das Gegenteil von dem ist, was man erreichen will.

  12. metal-maniac sagt:

    @deadguy: Da geht’s mir ganz ähnlich. Schauen wir mal was die Platte dann letztendlich kann. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich den Drumsound hier jetzt wo ich den Song über Lautsprecher und nicht Headphones gehört habe, auch etwas suboptimal finde. Das klingt für mich tatsächlich irgendwie „künstlich auf fett getrimmt und irgendwie dumpf“. Es ist jetzt nicht so dramatisch als dass es mir das Hörvergnügen komplett nehmen würde aber auf Albumdistanz könnte das anstrengend werden. Mal sehen…