Es geht heiß her im Irrenhaus. Vier Jahre nach ihrem Debüt laden ZORNHEYM mit „The Zornheim Sleep Experiment“ ein zweites Mal zum Besuch in der geschlossenen Abteilung ein. Erneut führen uns die Schweden unter der Leitung von Chefarzt Zorn (Ex-DARK FUNERAL) zu opulentem Symphonic Black/Death Metal durch die Gänge des Zornheim Asylum und werfen ein ums andere Mal die Frage auf, ob man es hier tatsächlich mit dem Personal oder doch mit den Insassen der Anstalt zu tun hat.
ZORNHEYM erhöhen die Bombast-Dosis
Wie auch schon beim Vorgänger geht es auf „The Zornheim Sleep Experiment“ um ethisch fragwürdige Prozeduren in der titelgebenden psychiatrischen Einrichtung, diesmal mit dem konkreten Fokus auf die Auswirkungen von Schlafentzug. Konzeptionell bleibt man sich also treu, allerdings haben ZORNHEYM die Bombast-Dosis im Vergleich zu „Where Hatred Dwells And Darkness Reigns“ noch mal merklich erhöht, vermutlich um die Patienten/Versuchskaninchen bei Laune zu halten und am Einschlafen zu hindern.
Dabei bildet symphonischer Black/Death Metal oftmals lediglich das Fundament, wie schon der Opener „Corpus Vile“ eindrucksvoll beweist. Zwischen üppig auffahrende Streicher schleicht sich beispielsweise auch mal ein kleiner Exkurs auf dem Cembalo, während das zugehörige Riff-Gewitter durch melodische Leads und flinke Soli aufgelockert wird, die man so eher im europäischen Power Metal verorten würde.
Ebenfalls einen draufgelegt haben ZORNHEYM beim Klargesang, den Kraftpaket Bendler immer wieder als Gegenstück zu seinen giftigen Shouts einsetzt. Dabei macht der Hüne eine verdammt gute Figur und verleiht Stücken wie dem manischen „Dead Silence“, dem sich unverzüglich im Gehör festsetzenden „Keep the Devil Away“ und der schon fast opernhaft dramatischen Darbietung „Slumber Comes In Time“ eine gehörige Portion Theatralik, die perfekt zur schaurigen Gothic-Horror-Atmosphäre des Albums passt.
Nach hinten raus etwas zäh
Ihre spannendsten Ideen und damit die effektivsten Wachmacher haben ZORNHEYM damit leider bereits zum großen Teil verschossen, weshalb dem vielversprechend gestarteten Experiment gegen Ende etwas die Puste ausgeht. Die von einem Interlude und einem atmosphärischen Outro begleiteten „Black Nine“, „The Revelation“ und „Keep Cutting“ sind zwar fulminant in Szene gesetzt, lassen aber die starken Ausrufezeichen der ersten Albumhälfte vermissen.
Bendler setzt hier außerdem wieder verstärkt auf harsche Vocals und insgesamt drängen sich die Parallelen zu Bands wie FLESHGOD APOCALYPSE, CARACH ANGREN und neueren DIMMU BORGIR deutlicher auf als zuvor. Zwar ist das Album auch hier weit davon entfernt, zu einer Bruchlandung zu verkommen; der Funke will aber nicht mehr so richtig überspringen und außer einem Eindruck von kompetent gezocktem wie ausladendem Bombast bleibt nur wenig im Oberstübchen haften.
Somit wird die durch den furiosen Einstieg geweckte Erwartungshaltung nach hinten raus etwas entäuscht. Vielleicht wollte man die aufgewühlten Patienten aber auch einfach ein wenig zur Ruhe kommen lassen, ohne gleich die harten Sedative auszupacken?
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