Zombi - Direct Inject

Review

Galerie mit 4 Bildern: Zombi als Support von Ghost auf der Popestar Tour am 4.4.2017 in Luxemburg

In gewisser Weise kann man Bands wie ZOMBI schon als die neue Generation der elektronischen Musik bezeichnen. Das US-amerikanische Duo bestehend aus Steve Moore und A. E. Paterra bedient sich seit jeher bei den Sounds von Klassikern wie John Carpenter oder TANGERINE DREAM mit einigen Ausflügen in rockige, durchaus auch mal progressive Sphären. Zuletzt mit dem etwas unspektakulären „2020“ bei uns besprochen, haben die beiden seither ein weiteres Studioalbum, „Liquid Crystal“, sowie ein Cover-Album namens „ZOMBI & Friends, Volume 1“ heraus gebracht, ehe sie sich mit „Direct Inject“ nun anno 2024 wieder in Form eines Studioalbums in unsere Gehörgänge injizieren.

„Direct Inject“ injiziert wieder beste Eighties-Huldigungen in die Gehörgänge

Und „Direct Inject“ beginnt, wie man es erwarten würde von der Band. Die Zurückhaltung von „Shape Shift“ ist ja schon zwei Alben eher gewichen, und so präsentieren sich die beiden hier wieder mit dicken, hallenden und neonfarbenen Synths umgarnt, wobei man sich unter Zuhilfenahme eines knorzenden Basses und organisch klingendem Schlagzeug davor hütet, in Synthwave-Gefilde abzudriften. Dahingehend klingt das Duo nach wie vor nach sich selbst, die Einflüsse von u. a. John Carpenter sind unüberhörbar und Eighties-Fetischisten werden speziell bei Tracks wie dem atmosphärisch trottenden „So Mote It Be“ feuchte Höschen bekommen, während man im folgenden „Bodies In The Flotsam“ die Anwesenheit von Michael Myers förmlich spüren kann.

Atmosphäre ist hier auch das Wort der Stunde, denn sie macht „Direct Inject“ zu einer richtig starken Veröffentlichung der US-Amerikaner und wird dabei oft in unauffällig wirkenden Songs verpackt, nur um ihre Fühler quasi durch die Hintertür gen Unterbewusstsein auszustrecken. Dieser Trick ist bei „Kamichi & Sandy“ bestens in Aktion zu beobachten, das zu Beginn fast wie der Autopilot aus „2020“-Zeiten anmutet, dessen Synths jedoch derart geschickt geschichtet werden, dass der Track schließlich doch weit über sich hinaus wächst. Selbst wenn ominöse Stimmung mit dem Vorschlaghammer verabreicht wird wie im schwer nach Alternative Metal aus den Neunzigern klingenden „The Post-Atomic Horror“ bleibt „Direct Inject“ stimmungstechnisch konsistent.

Dabei fetischisieren ZOMBI ihre Einflüsse jedoch nicht allzu sehr

Und dann macht man zwischendrin als Hörer überraschende Entdeckungen. Als erstes fällt „Sessuale II“ auf, ein Lounge-artiges Jazz-Stück mit bezirzend tönendem Saxofon, aus dessen  Synthnebel ein Rhythmus auftaucht, der in bester Art und Weise an den „Streetwalker“ von Jan Akkerman denken lässt. Auf den Fersen folgt „Improvise Adapt Overcome“ wieder mit ZOMBI-typischen Synth-Wänden inklusive angenehm kühler Melancholie dank markanter Piano-Tupfer und generell interessanten Texturen. Aber dennoch kommt der Rhythmus bekannt vor, genauer lässt dieser an „Chinese Arithmetic“ von FAITH NO MORE denken und verleiht dem Song wiederum etwas angenehm Angestaubtes aus den Spätachtzigern/Frühneunzigern.

Die zweite Hälfte von „Insurmountable Odds“ lässt phasenweise sogar an die ominöseren Momente aus der skandinavischen Retro-Prog-Ecke á la ÄNGLAGÅRD oder PIXIE NINJA denken. Der Track geht auch wunderbar in den Rausschmeißer „Sessuale I“ über, bei dem es sich um eine Neueinspielung eines älteren Stücks handelt. Der Song schmiegt sich aber wunderbar an und fungiert als stimmungsvolles Outro für „Insurmountable Odds“ und für „Direct Inject“ als Ganzes. Und besser hätte dieser Ausklang auch nicht ausfallen können, denn ZOMBI zeigen sich wieder stark als Band, die ihren nah an klassischen Achtziger-Soundtracks angelehnten Sound in ein dichtes, abwechslungsreiches Werk gesteckt hat, ohne die offensichtlichen Inspirationen zu sehr zu fetischisieren. „Direct Inject“ kann man sich demnach guten Gewissens einimpfen.

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22.03.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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