„When You Were Shouting At The Devil… We Were In League With Satan“ – so lautet der komplette Titel, der des Namens ZIMMER’S HOLE auch würdig wird. Das Augenzwinkern gilt nach wie vor allen, die sich und ihre Musik ein bißchen zu ernst nehmen.
Mein kleines Wortspiel im Reviewteaser war allerdings darauf gemünzt, was sich anno 2008 mit ZIMMER’S HOLE abspielt. Die Kanadier sind längst nicht mehr die Klamauktruppe, die sämtliche Spielarten des Metal durch den Kakao zieht. Das war schon auf dem Nachfolger von „Bound By Fire“ abzusehen, doch mehr als sechs Jahre danach zeigt Album Nummero Drei einen neuen Fokus der Band.
Es sind zwar noch deutliche Spuren der „alten“ ZH enthalten (so würde es auf der Packungsbeilage der CD stehen), aber mittlerweile hören sie sich an wie ein STRAPPING YOUNG LAD-Ableger. Klaro, selbst ein Blinder weiß, dass das keine Kunst ist, wenn bei ZIMMER’S HOLE fast die komplette SYL-Belegschaft inkl. Chris „The Heathen“ Valago zockt, aber jetzt befinden sie sich auch stilistisch fast auf der gleichen Ebene, so dass man des öfteren kaum noch Unterschiede zwischen beiden Bands wahrnehmen kann.
Das ist zum einem dem gewandelten Songwriting geschuldet, aber auch der Gesangsproduktion, um die sich — wer hätte auch was anderes erwartet — Mr. Townsend persönlich gekümmert hat. Fetter Respekt gebührt dem singenden, gehörnten Heiden, der auf voller Länge überzeugen kann und dabei Townsend’sche Qualitäten erreicht. Keine Untertreibung: Stellenweise singt Valago dermaßen gut, dermaßen METAL, dass man glaubt, Devin persönlich würde am Mikro stehen.
Was das Songwriting und die Nähe zu SYL betrifft: ZIMMER’S HOLE spielen nach wie vor astreinen Thrash-Metal mit traditioneller Note, aber auch mit modernen Anleihen, und zwar von genau der Art, die man von SYL kennt. Hier wird der Arsch mit Riffs und kräftigem Schlagwerk versohlt bis es blutige Striemen gibt!
ZIMMER’S HOLE sind aus Spaß entstanden, waren das humoristische wie musikalische Ventil für die viel beschäftigten Jed Simon, Byron Stroud und Gene Hoglan, und sie nehmen ihre Sache diesmal scheinbar wirklich ernst. Ich meine, qualitätsmäßig konnte man ihnen noch nie etwas vormachen. Nicht jeder konnte damals den Humor von „Bound By Fire“ teilen, aber handwerklich gab es daran nix zu meckern.
Nun aber haben sie sich viel Zeit für ihr ‚Nebenprojekt‘ genommen und damit auch auf kompositorischer Ebene die Höhen ihrer Hauptband erreicht. „When You Were Shouting At The Devil…“ ist eine Ansammlung von geilen, mit allen gängigen Klischees spielenden Metal-Hymnen, die im schnellen Galopp sofort ins Ohr gehen.
Der Titeltrack, „We Rule The Fucking Land“, „Alright“ und „Hair Doesn’t Grow On Steel“ sind einfach over the top — wer hier noch still sitzen bleibt, befindet sich vermutlich schon im Wachkoma. Bei solchen Songs zählt nur eine Devise: Bike unterm Hintern, über den Highway düsen, Cops abhängen und Staub durch kleine Wüstenkaffs pusten. Aber auch die anderen Titel halten nicht hinterm Berg und feuern aus allen Metalrohren Wirkungstreffer ab. Großartig auseinander pflücken muss man dieses Album nicht — es ist unterhaltsamer als vieles, was derzeit veröffentlicht wird. Kein Überhammer, aber eventuell das Beste, was man von den Kanadiern bisher gehört hat. ZIMMER’S HOLE unterwerfen sich keinem Innovationsdrang, die einzige Prämisse ist allein die Lust und Freude, mitreißende Metalsongs zu schreiben und Spass zu haben — from fans for the fans. Hier sind Liebhaber am Werk, deren Liebe zum Metal in jeder Spielminute hörbar wird.
Einfach unglaublich, wie geil dieses Album ist!! Ich erhöhe auf 9!