Zimmers Hole - Bound By Fire (Re-Release)

Review

Ich weiß noch wie das war, damals, als ich auf „Bound By Fire“ gestoßen bin. Das Album war grad frisch in die Läden gekommen, veröffentlicht durch das mittlerweile eingestampfte Label USG Records. Beim Stöbern im Regal fiel mein Blick dann zuerst auf den Aufkleber auf der CD-Hülle. Da war von Musikern von STRAPPING YOUNG LAD die Rede, deren Album „City“ damals ein ganz heißes Ding für mich war. Desweiteren UNIT:187, FRONT LINE ASSEMBLY, DEVIN TOWNSEND PROJECT. „Na bei der Besetzung kann ja nix schief gehen!“
Also die CD in den Player bei Saturn gelegt, ersten Titel angewählt. Es ging bombastisch los, atmosphärisch stark, wie erwartet. „FOLLOW!!!!“ brüllte es in meine Ohren.
„Geil, das knallt wie SYL!! Komm‘, pack das Ding ein, anhören kannste Dir das Teil auch zuhause“ sagte ich mir. Ich erleichterte meine Geldbörse um läppische 34 DM und ab dafür.

Als die CD wenig später in der heimischen Anlage rotierte, merkte ich erst, was ich mir da eigentlich angelacht hatte. Schon mit dem zweiten Song wurde alles anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Ich hatte hier nicht einfach mal ein geiles Metalalbum á la SYL erwischt, sondern den wohl größten (und am professionellsten) vertonten Schwachsinn der Metalgeschichte. Und das meine ich 200%ig positiv! ZIMMERS HOLE plündern und brandschatzen die gesamte Genrelandschaft des Metal, als ob ihnen nichts heilig wäre, und ziehen sämtliche Stile durch den Kakao, lassen auch wirklich kein Klischee aus. Wütend polternder Thrash, rasender Speed, ruppiger Death Metal und bolzender Grindcore, Power Metal, Country – METAL! ZIMMERS HOLE verbraten das alles auf höchstem Niveau und zeigen mit einem überdeutlichen Augenzwinkern, was sie unter wahrem Metal verstehen — ganz klar, sie müssen einfach die dicksten Eier haben!

Man denke nur an philosophische Höhenflüge wie „Two Headed Anal Baby“, apokalyptische Visionen in „Hell Comes To Breakfast“, ‚Cop-Metal‘ in „Rent A Cop“, einem der geilsten Metal-Refrains aller Zeiten („Falling!! Your sky is falling!!“) in „Fully Packed“ sowie DER Metalhymne überhaupt: „This Is Metal“.

METAL!
YOU ARE METAL… YOU NEED METAL…
YOU ARE SO METAL!
I’M STORMING THE CASTLE… I HAVE MY SWORD…

IT’S METAL! YOU LOVE METAL!
METAL!

Da gehen einem doch Herz und Hose auf! Der Reigen wird mit dem Titeltrack wunderbar abgeschlossen und lauert dem nichtsahnenden Hörer mit drei Ghosttracks auf: Einer Rockballade über die Sehnsucht nach der Kaffeemaschine, „Dooooh!“, dem bis dato einzigen human beatbox Techno-Growl-Track (bei dem es hoffentlich bleibt) und dem endgültigen Thrash-Rausschmeißer „Prick Pipe“. Was für ein herrlich beklopptes Werk! Ich war begeistert!

Metal und seine Klischees zu parodieren ist nicht sonderlich schwer, aber auch nicht kinderleicht, und meistens bleibt es bei äußerst peinlichen Darbietungen. ZIMMERS HOLE jedoch zeigten, wie es geht, und sie zeigten noch mehr: Denn entgegen der Annahme vieler Metaller, die den eigenwilligen Humor der Kanadier überhaupt nicht teilen konnten (oder wollten) wird hier der Metal nicht verarscht. „Bound By Fire“ ist ein flammendes Bekenntnis zur größten Leidenschaft der vier Musiker von ZIMMERS HOLE — This is Metal!

Auf der Wiederveröffentlichung von 2003 finden sich acht Bonustracks, genauer gesagt Demoaufnahmen zum Album „Legion Of Flames“, welches kurz vorher veröffentlicht worden war. Ins Ohr fallen da besonders „Face Pisser“, welches sich ganz ungeniert bei einem bekannten DEEP PURPLE Song bedient, und das an Selbstverblödung nicht zu toppende „Monkey Man“, bei dem ‚Dr. Heathen Hooch‘ Chris Valago zum Fear-Factory-Stakkato-Affen wird.

Den Humor von „Bound By Fire“ gibt’s nur einmal, und zwar genau auf dieser Scheibe. Mit „Legion Of Flames“ wurde ZIMMERS HOLE bereits ein ernsthafteres Standbein und Ventil für Jed Simon & Co., und mit dem aktuellen Album „When You Were Shouting At The Devil…“ endgültig zu einer Vollzeitband. Zumindest solange, bis FEAR FACTORY und STRAPPING YOUNG LAD wieder angreifen.

Seid trve! Kauft dieses Album! So mote it be!

30.03.2008

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