ZEUGEN DER LEERE hatten vor beinahe fünf Jahren auf ihrem Debütalbum „Seelenwanderer“ mit den wohl üblichen Kinderkrankheiten in ihrem Genre zu kämpfen: Zu lange Songs, zu wenig Abwechslung und Spannungsbögen. „Erinnerungen An Theia“ zeigt sich in dieser Hinsicht verbessert, ohne dass die Koblenzer all ihre Probleme beseitigt hätten.
ZEUGEN DER LEERE bleiben zu nah am Genre-Einmaleins
Jenseits der Zehn-Minuten-Marke ist nämlich jedes der vier Stücke, und inhaltlich füllen ZEUGEN DER LEERE diese leider auch heute nicht zur Gänze mit Leben. Dazu orientiert sich der Post-Black-Metal des Trios leider zu sehr am Genre-Einmaleins. In seiner nachdenklichen Variante weckt er zeitweise Erinnerungen an AGRYPNIE, DER WEG EINER FREIHEIT und im Gesang gar an EIS („Erdenklich“). Dabei mangelt es nicht an Abwechslung: Neben temporeichen, mitunter monoton-flotten Parts schleichen sich ruhige Momente voller Zerbrechlichkeit ein. Leichtes Ambient-Gewaber sorgt als Gegenpol zu dem wuchtigen und weitestgehend allumfassenden Post-Black-Metal für den nötigen Kontrast.
„Erinnerungen An Theia“ ist bis auf eine Ausnahme zu spannungsarm
Und obwohl das tatsächlich als Einheit arrangiert wirkt, verfallen ZEUGEN DER LEERE zu oft in nichtssagende Längen, welche die Spielzeit aufblähen, ohne die Spannung zu steigern. Eine Ausnahme bietet hier „Flammentraum“, das sich durch postig-flirrende Gitarren und herrlich getragene Klanglandschaften hinab in düster-obskure, teils gar dissonante Gefilde manövriert. Das sticht auf „Erinnerungen An Theia“ deutlich heraus und gibt der sonst recht gewohnten Genre-Kost eine interessante Ebene, die sie viel zu selten spielen.
Ob ein „in der Kürze liegt die Würze“ als Rat an ZEUGEN DER LEERE tatsächlich richtig wäre, wage ich zu bezweifeln. Schlussendlich können sie das, was sie tun, sehr wohl. Allerdings wäre vielleicht etwas experimenteller Mut in Zukunft löblich, ebenso eine druckvollere Produktion – sosehr ich den Charme eines verwaschenen, manchmal etwas dünnen Sound mag, sowenig ist er für „Erinnerung An Theia“ in vielen Momenten passend gewählt. Gitarrenwände sollten einfach Druck haben, um zu erdrücken.
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