Zerstörer - Panzerfaust Justice

Review

Reden wir öffentlich über Black Metal, so sind Kopf und Herz wohl hauptsächlich nach Skandinavien gerichtet, obwohl sich auch und gerade aus Deutschland so einige Perlen und Urgesteine auf ihren Weg in die Hall of Fame gemacht haben. Spätestens jetzt, mit der Entwicklung der letzten Jahre, sollte der Blick auf unser Land zurückschweifen. Der Black Metal wird wieder roher, kerniger und direkter und sucht sich seine Wurzeln neu. Das zeigen nicht nur die jüngsten Werke von DARKTHRONE. Und wenn ich heute sagen sollte, welche Bands den Black Metal wieder zurück zum alten Glanz führen können, dann muss ich ZERSTÖRER antworten.
Mit „Panzerfaust Justice“ geben Kremator, Nekroschwanz und Barrage Beast direkt auf’s Maul! Ohne Schnörkel, ohne Firlefanz oder Spielereien entfesseln die Ostwestfalen einen Krieg in den Ohren, der verbrannte Erde garantiert. Dabei scheinen die Ostwestfalen auf Konventionen einen Dreck zu geben, sie befreien sich selbst von jeglichen Erwartungen an eine Black Metal Band und integrieren fröhlich derbste Thrash-Riffs in ihr rohes, brutales Klangbild. Die Musik an sich ist simpel, der Gesang stellenweise verstörend aggressiv. Die schnodderige Produktion gibt der Scheibe dabei die nötige Portion Untergrundgefühl.

Die Geschwindigkeit hält sich dabei eher im Midtempobereich, aber es heißt ja auch „Panzerfaust Justice“ und nicht „Railgun Justice“. Dennoch geben die Kriegstreiber in „Sociopathic Killer“ und „Goatworship Kommando“ stellenweise richtig Gas, so dass es einem den Schädel vom Rückrat trennt. Die Energie und das Gefühl, Teil einer exklusiven Reise in die Welt des schweinischsten und dreckigsten Metals überhaupt zu sein, macht ohne Ende Spaß! Die Herren heben sich eben erfrischend vom Black Metal Mainstream ab und lassen echt die Sau raus. Mein Traum seit dem Genuss des Albums: ein Konzert mit ZERSTÖRER, SODOM und DARKTHRONE, irgendwo in einer rattenverseuchten Drecksabsteige – das sind die Erlebnisse, die uns die Tränen in die Augen treiben, wenn wir unseren Enkeln davon erzählen und Opi seine Cordjacke gegen eine Kutte tauschen lassen!

Bleibt noch zu berichten, warum denn „Panzerfaust Justice“ keine Tip-Top-10-Punktewertung von mir erhaschen konnte. Zum einen spielen ZERSTÖRER ihre Stärken nicht voll aus. Die ganze CD könnte aus einem gewaltigen Sturm aus Black-Thrash-Hybridgewitter der Uptempo-Oberklasse bestehen. Die langsameren Stücke treiben manchmal gefährlich nahe am Meer der Mittelmäßigkeit. Den zweiten Minuspunkt gibt’s dafür, dass sie nichts wirklich bahnbrechend neues erschaffen haben.

Mein Fazit: eine saugute CD mit Nostalgiefaktor! Aber echt nix für Metalcore-Fönfrisuren oder Edelblackmetaller mit blank geputzten Stiefelchen. ZERSTÖRER sind Brutalität, Dreck und Krieg! So ist es und so soll es für immer bleiben!

15.12.2010

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1 Kommentar zu Zerstörer - Panzerfaust Justice

  1. Anonymous sagt:

    Hm… warum nur beschleicht mich der Eindruck, dass der Name Nekroschwanz bei dieser Band die entscheidende Zutat, den Earcatcher darstellt? Tankard als Sixpack-BM? Frankfurt-Kutten und Darkthrone? Endstille am Nordsee-Strand? Könnte mir so fünf Punkte vorstellen, guter Durchschnitt live, ansonsten… "Panzerfaust" ohne "Panzer", dafür mit Doktor davor und "-us" am Ende des übriggebliebenen Wortes als Post-BM-Album vertont wäre mir weit lieber. Blasphemie, okay…