Zeraphine - Whiteout

Review

Das neue ZERAPHINE-Album kommt relativ überraschend, war es doch nach dem 2006er Album “Still“ etwas ruhig um die sympathische Berliner Band geworden. Sänger Sven Friedrich veröffentlichte in der Zwischenzeit ein Album seines Nebenprojektes SOLAR FAKE, außerdem wurden einige neue Stücke auf diversen Gigs live präsentiert. Nun sind ZERAPHINE nach knapp 4 Jahren mit dem Album “Whiteout“ wieder zurück, auf dem nach dem überdurchschnittlichen „Still“ einige Erwartungen lasten.

Das grundlegende Konzept hat sich nicht geändert, bleibt somit ZERAPHINE-typisch – erdiger, unkitschiger Gothic Rock mit Alternative- und (relativ rar gesäten) elektronischen Einsprengseln, unterstützt von Svens angenehmer, warmer Stimme. “Whiteout“ beginnt mit dem atmosphärischen, instrumentalen Intro “Erwachen“, auf das das experimentellere “Lieber Allein“ folgt, in dem die Vocals in der Strophe verzerrt daherkommen und das im Refrain richtig losrockt. Der Song hat durchaus Ohrwurmqualität und macht Hoffnung auf mehr, die zum Großteil auch erfüllt wird. Besonders schön finde ich, dass in vielen Songs wieder diese spezielle ZERAPHINE-Atmosphäre erzeugt wird, eine Mischung aus Melancholie, Wärme, Verträumtheit und Zuversicht; z.B. in dem bereits live gespielten, eingängigen “Louisa“, dem von Pianoklängen begleiteten “Tomorrows Morning“ (mein Favorit des Albums) oder auch dem schnelleren “Rain Falls“.
Insgesamt beinhaltet “Whiteout“ eine schöne Mischung aus nach vorne gehenden, rockigen und ruhigeren Stücken, der balladeske Titeltrack “Whiteout“ rundet das Album gelungen ab.
Die Produktion ist ebenfalls gewohnt gut. Allerdings, und das stellt auch meinen Kritikpunkt dar, gibt es zwischendrin einige wenige Songs, die einfach nichts wirklich Besonderes an sich haben, eher im Hintergrund bleiben und es nicht schaffen, mich mitzureißen. Schlecht sind sie davon selbstverständlich nicht, aber möglicherweise etwas zu durchschnittlich.

Nichtsdestotrotz heben sich ZERAPHINE auch mit “Whiteout“ besonders durch ihren eigenen, unverkennbaren Stil von der Masse an Bands ab; es gibt keine überraschenden Kursänderungen im Vergleich zu früheren Alben, aber eine solche Konstanz ist doch irgendwie auch wieder beruhigend, besonders in der heutigen Zeit, in der sehr viele Bands ihren Stil schnell radikal verändern. Wer also etwas für guten Gothic Rock ganz ohne die in letzter Zeit populär gewordene “rotzige Glam-Attitüde“ übrig hat, der darf hier beherzt zugreifen.

10.06.2010
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