Da die Schweden den Melodic Death Metal ja bekanntlich erfunden haben, dürfen sie ihn gerne auch mithilfe vielversprechender musikalischer Exporte weiterentwickeln. Dieser Mammutaufgabe stellen sich ZEPHYRA mit ihrem zweiten Studioalbum „As The World Collapses“, dessen Titel ja gerade mal so richtig schön in unsere bewegten Zeiten zu passen scheint.
Eine Sängerin, die hervorsticht
Wie heben sich ZEPHYRA von der genreüblichen Hausmannskost ab? Erstmal erhöhen sie die Thrash-Anteile und das Tempo, machen aber dennoch großzügigen Gebrauch von Synthesizern und Klavierklängen. Und dann keift, schreit und singt in dieser Band halt mit Åsa Netterbrant eine Frau – im extremen Metal immer noch eine solche Besonderheit, dass man ihr mit der Genrebezeichnung „Female Fronted Metal“ sogar eine eigene Schublade gewidmet hat.
Dabei sticht Netterbrant mit einem beeindruckenden stimmlichen Facettenreichtum eindeutig aus der Reihe ihrer Geschlechtsgenossinnen hervor. Arbeitsteilung á la DEADLOCK gibt es bei ZEPHYRA nicht. Netterbrant bringt Growls und hohe Shouts im ARCH-ENEMY-Stil und klar gesungene Refrains gleichermaßen. Letztere bleiben dabei angenehm roh und umschiffen poppige Gewässer stilsicher.
ZEPHYRA bringen frischen Wind ins Heimatland des Melodic Death Metal
In Sachen Sound und Songwriting kann man ZEPHYRA auf ihrem zweiten Studiowerk irgendwo zwischen frühen SONIC SYNDICATE und SOILWORK einordnen. Nicht zuletzt dank der angesprochenen Synthies und einiger einprägsamer Piano-Läufe gehen Songs wie der Opener „Words of a Demagogue“ gut ins Ohr. Auch „Virago“ dürfte live sicherlich gehöriges Mitspringpotential entfalten. Die Seitenfraktion rifft indes grundsolide und songdienlich zwischen Thrash und Melodeath. Die teils nahezu dominierenden elektronischen Sounds rücken das Ganze aber nicht selten sogar fast in die melodische Industrial-Ecke, in der sich Landsmann Peter Tägtgren seit nunmehr 20 Jahren mit PAIN breitmacht.
Alles in allem ist ZEPHYRA mit „As The World Collapses“ ein frisches und energetisch-modernes Melodeath-Album gelungen, das nicht zuletzt von einer enorm variablen Dame hinter dem Mikrofon getragen wird. Aber auch in Sachen Songwriting macht die Truppe wenig falsch – wenn der musikalische Ansatz auch durchaus nicht der allerneueste ist. Für etwas frischen Wind im Heimatland des melodischen Death Metal reicht das allemal aus.
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