Die im Jahr 2008 gegründete Leipziger Rock/Experimental-Fraktion ZEN ZEBRA legt mit „Awaystation“ ihr Debüt vor. Die Platte bietet elf energetische Songs, die sich stilistisch im Fahrwasser von Bands wie DREDG, THE INTERSPHERE, KHOMA oder BLACKMAIL bewegen. Letzteres ist insofern nicht verwunderlich, da BLACKMAIL-Mastermind Kurt Ebelhäuser bei den Aufnahmen hinter den Reglern saß und auch die ein oder andere Gesangs- und Gitarrenspur beigesteuert hat. Allerdings lässt sich der Sound des Quintetts beileibe nicht auf eben genannte Bands reduzieren, denn die Leipziger besitzen das nötige Maß an Eigenständigkeit und Charakter. Allem voran sollte der sehr ausgefallene, charakteristische Gesang von Frontmann Martin Endt dafür sorgen, dass sich ZEN ZEBRA ein eigenes Fleckchen in der Rocklandschaft erobern werden.
Auffällig beim ersten Hördurchlauf ist die ausgeprägte Emotionalität, welche die Leipziger in ihren Songs an den Tag legen. Sänger Endt klagt, leidet, wimmert und seufzt auf eine einzigartige und wehleidige Art, was „Awaystation“den ein oder anderen Gänsehaut-Moment beschert. Die ausnahmslos auf Englisch gehaltenen Texte sind dabei glücklicherweise nicht nur Mittel zum Zweck, sondern besitzen den nötigen Anspruch und Tiefgang.
Musikalisch agiert der Fünfer phasenweise sehr behutsam und zurückhaltend, es geht aber auch deutlich härter zur Sache: Songs wie das treibende „Lake Lauer“ oder das sehr kraftvolle „For The Heart Is An Organ Of Fire“ sind impulsive Beweisstücke dafür. Auch das an DREDG erinnernde „Will“ nimmt nach etwas Anlaufzeit Tempo auf und überzeugt mit ausgefeilter Gitarrenarbeit und viel Dynamik. Zu den weiteren Songs, die live gut funktionieren sollten, gehört die Vorab-Single „Read Me To Sleep“ und das sehr eingängige „Pollyanna Please“. Positiv muss außerdem das sehr bedachte und frische Songwriting der Leipziger hervorgehoben werden, mit dem man sich vor etablierten Genre-Größen keineswegs zu verstecken braucht. Die Songs sind einerseits kompakt und greifbar, bieten andererseits aber immer wieder clever inszenierte Überraschungen, eingebettet in einen unterschwellig-progressiven Gesamtansatz.
„Awaystation“ ist ein sehr reifes, überzeugendes Debüt, welches vor allem Freunden emotionaler, experimentierfreudiger Rockmusik wärmstens ans Herz gelegt sei. Minuspunkte muss man am Ende nur für den Gesamtsound geben: Welche Umstände dazu führten, dass Ebelhäuser und ZEN ZEBRA den wunderbar dynamischen Gitarren und dem grandiosen Gesang kein druckvolles Schlagwerk zur Seite gestellt haben, bleibt am Ende nur zu vermuten. Schade, denn so fehlt es einigen dynamischen Passagen an Fundament und Definition. Dennoch sollte man die fünf Leipziger unbedingt im Auge behalten. Denn ZEN ZEBRA könnten schnell vom Underground-Tipp zur ernsten Nummer werden.
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