Gemeinhin gelten ROTTING CHRIST, NECROMANTIA und VARATHRON als das Triumvirat des griechischen Black Metal. ZEMIAL hingegen kamen trotz früher Gründung im Jahre 1989 nie über einen Platz in der zweiten Reihe hinaus. Vielleicht war dies auch dadurch bedingt, dass das starke, aber nur 25 Minuten kurze Debüt „For The Glory Of Ur“ erst 1996 erschien, als die eingangs genannten Landsmänner sich bereits mit mindestens jeweils zwei Alben einen gewissen Bekanntheitsgrad hatten erkämpfen können.
Die geringe Veröffentlichungsgeschwindigkeit zieht sich bis zum heutigen Tag durch die Diskographie ZEMIALs und so erscheint mit „Nykta“ Ende Oktober das erst dritte Album – neben einer Handvoll EPs – in weit mehr als zwei Jahrzehnten Bestehen. Alleinherrscher Archon Vorskaath, mittlerweile in Deutschland lebend, hat es offenbar nicht eilig. Und offenbar ist er auch kein Freund großer Veränderungen, denn das neue Material klingt mit seiner warmen, analogen Produktion angenehm alt und unpoliert, ja stellenweise so, als ob wir uns noch in den Frühneunzigern befinden würden. Sicher, insgesamt agiert der Multiinstrumentalist weniger vehement als früher und manch ausgedehnte Instrumentalpassage lässt „Nykta“ insgesamt recht gesetzt wirken, doch das Markenzeichen und Faszinosum des griechischen Black Metal – sein okkultes Flair – konnte ins Jahr 2013 gerettet werden.
Die griechische Black-Metal-Version war schon immer weniger garstig und schnell, dafür deutlicher an den 80er-Pionieren orientiert und basslastiger als die norwegische. Auch „Nykta“ steht in dieser Tradition, ist in den aggressiveren Momenten also viel mehr archaischer Black/Thrash als Neunziger-Geteufel. Den flotteren Liedern „Under Scythian Command“, dem lässig galoppierenden „Breath Of Pestilence“ sowie dem gar relativ rasanten „Deathspell“ wohnt der Geist der Anfänge am deutlichsten inne; immer wieder fühlt man sich an frühe CELTIC FROST und SODOM erinnert, der kehlig-gepresste Gesang könnte stellenweise auch von Angelripper zu „Obsessed By Cruelty“-Zeiten stammen. Besonders die beiden deutlich überlangen Kompositionen der Langrille – „In The Arms Of Hades“ von der 2011er-EP „Dusk“ in einer um 4 Minuten verlängerten Version sowie das 15-minütige „Pharos“ – zeigen darüber hinaus mit flächigen, teils träumerischen Keyboards sowie langgezogenen psychedelischen bis gar jazzigen Ausschweifungen eine weitere Facette ZEMIALs, die auf dem 2006er-Vorgänger „In Monumentum“ so noch nicht präsent war.
So wirkt „Nykta“ zu zwei Dritteln wie eine Hommage an die Helden der ersten Welle des Black Metal, versucht sich zudem im verbliebenen Drittel als Herold des Progressiven, des Neuen, das so neu schon sehr lange nicht mehr ist. Ein bisschen scheint es so, als habe Archon Vorskaath fast alle musikalischen Entwicklungen der letzten eineinhalb Dekaden genüsslich und in vollem Bewusstsein verschlafen, als gefalle er sich in der Rolle des gerade aus dem Kältesarg Erwachten. Das macht ein gefälliges Werk, das niemals atemberaubend gut ist, sehr sympathisch. Freunde des alten griechischen Schwarzstahls, die auch von einem Schuß PINK FLOYD keinen Brechreiz bekommen, dürfen „Nykta“ also mit realistischer, nicht zu überzogener Erwartungshaltung verhaften.
Zwar immer als Black Metal verschrien, sah ich dieses Album immer eher als Thrash/Doom Gebräu. Und das von der Old School und kantigeren Sorte.
Die schnellen Thrash Parts gehen gut in´s Ohr und den Nacken, beenden den Spaß aber auch schnell weil dann ein schleppender doomiger, oder ein ambienter Part folgt, der auch mal in ´70er Jahre Psychedelic Rock enden kann.
Fetzt, kann aber auch langatmig wirken wenn man sich nicht drauf einlässt.