Mit ihrem dritten Studioalbum haben sich die Schweizer ZEAL & ARDOR so weit ihrem angestrebten Sound angenähert, dass sie ihm den eigenen Bandnamen verpassen und es nun, rund dreieinhalb Jahre nach „Stranger Fruit“, als selbstbetiteltes Album veröffentlichen. Oder, wie Fronter und Mastermind Manuel Gagneux uns – potenziell scherzhaft – im Interview erzählt, vielleicht auch, weil ihnen kein besserer Name eingefallen ist. Fakt ist, dass er bereits im Vorfeld verlauten ließ, dass „Zeal & Ardor“ so klingt, wie er sich den Sound der Band schon von Anfang an vorgestellt hat. Mit ihm als alleinigem Schreiber und fast alleinigem Studiomusiker kann man ZEAL & ARDOR weiterhin als Quasi-Einmannprojekt sehen, der teils korrektive Input anderer Bandmitglieder sollte jedoch nicht unterschätzt werden (siehe Interview).
ZEAL & ARDOR erweitern die Palette
Als sehr experimentell wird „Zeal & Ardor“ angekündigt, und in der Tat ist der Eindruck nach den ersten Hördurchläufen ein äußerst eklektischer. Mit mehrmaligem Hören kristallisieren sich verschiedene Kernelemente heraus, die sich durch das Album ziehen, doch die Heterogenität dieser Scheibe – selbst im Vergleich zu den bisherigen Alben von ZEAL & ARDOR – bleibt ein bestimmendes Merkmal. Der vorherrschende Fokus auf (Post-) Black Metal und Spirituals/Gospel/Blues, der einst aus der etwas unkonventionellen Stilfindung des Projekts resultierte, ist auf „Zeal & Ardor“ zumindest ein Stück weit aufgeweicht. Die beiden Eckpfeiler des Sounds sind zwar nach wie vor deutlich vorhanden, doch drängen andere Einflüsse, die zum Teil auf den Vorgängern schon angelegt waren, vermehrt in den Vordergrund.
Starke Tracks mit womöglich verschenkten Potenzialen
Eine ordentliche Portion Synths hat sich von den nun wegrationalisierten Interludes in die Stücke verlagert und sorgt für ein dichtes, wenn auch manchmal unruhiges Klangbild. Ein erweitertes Spektrum der Gitarren verknappt den Anteil der sphärischen Klänge aus dem Post Black zugunsten eines abwechslungsreichen Potpourris, in dem Alt-Rock, Grunge und etwas Groove mitschwingen. Das satanische Thema ist nur noch hier und da vertreten. Am deutlichsten tritt es in „Götterdämmerung“ zutage, das gesanglich und textlich, jedoch nicht musikalisch, das Black-Metal-Rumpelstilzchen auf die Spitze treibt.
Mit „Death To The Holy“, „Golden Liar“, „Feed The Machine“, „I Caught You“ und „Church Burns“ sind auf auf diesem Album zahlreiche Anspieltipps vertreten. Ausfälle sucht man dagegen vergebens, auch wenn „Erase“ nicht so recht mitzureißen vermag und der Rausschmeißer „A-H-I-L“, ein Synth-Instrumental, ohne wirklichen Mehrwert vorbeiplätschert. Die für ZEAL & ARDOR charakteristische Kürze der Stücke lässt allerdings öfter die Frage aufkommen, ob bei einigen Tracks nicht vielleicht Potenziale verschenkt wurden und mit mehr Spielzeit eine noch größere Wirkung hätte erzielt werden können.
Die zwei Lieder, die ich gehört habe, sind wieder der totale Hammer. Die Mischung ist auch total geil. Top!
Dafür, dass das Projekt im Endeffekt aus einem Internetspaß heraus entstanden ist, muss man Manuel wirklich Tribut dafür zollen, was er im Laufe der Jahre daraus gemacht hat. Und trotzdem entwickelt er bzw. sich die Band immer weiter und hat mittlerweile in den Weiten des Metal irgendwie eine eigene Nische gefunden.
Was ich bisher vom neuen Album gehört habe ist mal wieder Weltklasse. Gerade Songs wie „Golden Liar“ und „Run“ zeigen, wie gut diese Fusion der Stile bei Zeal & Ardor zusammen passt. Und mit „Götterdämmerung“ ist eine waschechte Black Metal Nummer vertreten.
Kann dem bereits Gesagten nur beipflichten. Zeal & Ardor sind richtig stark. Freue mich schon sie irgendwann wieder live sehen zu können.
Bin mal gespannt was nach der thematisch sehr starken „Wake of a Nation“ mit dem Album kommt. Einzig der vermehrte Core Einfluss bei einigen neuen Stücken ist was mich musikalisch stört, aber nach wie vor eine der wenigen europäischen Bands wo Texte/Aussage auf den Punkt gut getroffen sind. Vieles kann man denke ich auch nur nachvollziehen wenn man wirklich in den USA lebt.
Stehe dem eher zwiegespalten gegenüber. Derartige Vocals sind mit persönlich einfach zu klischeehaft, da kann ich nichts gegen machen. Für mich eher kein Kandidat.
Uff, warum hab ich diese Band bisher so konsequent ignoriert? 😮
Echt unerwartet überzeugende Mischung. Stark. Kurzweilig. Entertainend. Und bewegt mich auch erst gar nicht dazu, das krampfhaft in irgendwelche Genres pressen zu müssen.
Produktionstechnisch ein durchaus auch gelungener Spagat.
Echt starkes Album, das bislang beste und vielseitigste von Zeal & Ardor, wie ich finde.
Mir geht es da wie Vlad_the_Impala: Jahrelang ignoriert, obwohl ich immer, wenn ich über Zeal & Ardor gelesen habe, dachte, das könnte was für mich sein. Wovon mich das aktuelle Album jetzt überzeugt hat: Momentan höre ich es rauf und runter und bin mehr als begeistert.
Muss mich dem Doktor von Pain anschließen, wirklich das bisher vielseitigste Album von Zeal & Ardor. Zwar zündet nicht jede Idee bei mir, aber Gagneux zieht sein Ding kompromisslos durch und das finde ich super. Was der alles in einen musikalischen Topf schmeißt, dürfte eigentlich niemals zusammenpassen, aber irgendwie bekommt er es hin. Das Debüt hat mich damals aber noch mehr geflasht, deswegen zunächst „nur“ acht Punkte von mir.