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Zeal & Ardor - Stranger Fruit

Review

Galerie mit 12 Bildern: Zeal & Ardor - Soulcrusher Festival 2024

Dass ZEAL & ARDOR nach dem Überraschungserfolg von „Devil Is Fine“ nachlegen würden, ja: mussten, war klar. Insofern wundert es nicht, dass die Band ihrem Sound mit der neuen Platte „Stragner Fruit“ die Kinderkrankheiten langsam austreiben würde. Das hat sie, gerade was den Klang der Platte selbst angeht, einem gewissen Kurt Ballou zu verdanken, der Gagneux und Co. einen amtlich krachenden Sound auf den Leib geschneidert hat, mit dem ZEAL & ARDOR nun eine Revolution anzetteln.

Satanismus als revolutionärer Gedanke

Wie genial dieses Konzept hinter der Band eigentlich ist, haben unzählige Stimmen ja bereits zu „Devil Is Fine“ festgehalten. Die Idee, dass die Sklaven gegen ihre weißen Peiniger aufbegehren, indem sie sich von Gott ab- und dem Teufel zuwenden, liegt irgendwo ja auf der Hand. Umso seltsamer ist, dass kaum jemand zuvor auf die Idee gekommen ist, dies nicht nur thematisch zu verfolgen, sondern auch musikalisch treffend umzusetzen. Die Black-Metal-Wogen, die in die gospeligen, mit klassischem Blues untermalten Sklaven-Chants eingewoben werden, bringen einem dieses Konzept jedoch allein durch ihre schiere Beschaffenheit nahe. Letztere erreichen zwar nicht ganz den Soul eines CHILDISH GAMBINO, doch der Metal klärt mehr als souverän. Man weiß im Grunde schon anhand der Musik selbst, worum es bei ZEAL & ARDOR geht. Und diesen Faden hat die Band bei „Stranger Fruit“ weiter gesponnen.

Von Meutereien, Revolutionen und brennenden Schiffen

Dabei bringen ZEAL & ARDOR vor allem das Kopfkino richtig in Wallung, denn „Stranger Fruit“ nennt gerade aufgrund des neuen, aufgeräumten und kraftvollen Sounds eine enorm intuitive Wirkung sein eigen. „Gravedigger’s Chant“ erzeugt die Bilder von schmutzigen Straßen im Kopf, auf der die Leichen eingesammelt werden. „Row Row“ klingt hektisch, als wären die Rudernden, die in den Lyrics angesprochen werden, auf der Flucht. Doch so richtig kommt das bei „Servants“ zur Geltung, das dank seiner bombastischen Riffarbeit und dem geradezu giftigen Gesang von Gagneux so richtig nach Revolution klingt – man kann die brenneden Sklavenschiffe förmlich vor dem geistigen Auge sehen. Da möchte man sich erhobener Fäuste gleich mit anschließen.

ZEAL & ARDOR sind fast angekommen

„Stranger Fruit“ übertrifft allein dank des technischen Aspektes seinen Vorgänger um Längen. So ganz rund läuft das Album zwar noch nicht, da sich gerade gegen Ende ein paar Wiederholungen eingeschlichen haben, und so ganz im Sinne des Schöpfers möchten die etwas verloren wirkenden Interludes auch nicht funktionieren. Aber das bedeutet ja nur, dass Manuel Gagneux das volle Potential seines Sounds noch nicht in Gänze erforscht hat. Insofern macht „Stranger Fruit“ schon neugierig, wo die Reise des Amerikaschweizers und seiner Band als nächstes hingehen wird, jetzt, wo das einstige Projekt zu einer ernst zu nehmenden Band herangewachsen ist. Bis dahin unterhält die neue Platte von ZEAL & ARDOR jedoch und lässt sich keine groben Schnitzer zu Schulden kommen.

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08.06.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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7 Kommentare zu Zeal & Ardor - Stranger Fruit

  1. nili68 sagt:

    Ich hätte bei dem eher nichtssagenden Cover nicht vermutet, dass da Musik drin steckt, die doch recht originell und interessant klingt. Wird definitiv näher angecheckt. Für das verlinkte Lied auf jeden Fall Daumen hoch.

  2. Flint sagt:

    Wow, das ist meine amtierende Entdeckung des Jahres! Eine echt starke Mischung, die insgesamt extrem gut gelungen ist, wie ich finde. (Gleiches gilt für das Vorgängeralbum!)
    Punktabzug gibt es jedoch für das etwas sperrige Füllmaterial, welches zwar nur in geringer Anzahl vorhanden, aber trotzdem entbehrlich ist.

    8/10
    1. nili68 sagt:

      Gerade anfänglich sperrige Sachen entfalten manchmal durch Mehrfachhören ihre Wirkung, bzw. ergeben im Kontext Sinn, deshalb sollte man nicht zu schnell urteilen. Ob das hier der Fall ist weiß ich nicht, aber so generell. 😉

      1. Flint sagt:

        Ich habe mir gestern beide Alben gekauft und intensiv durchgehört.
        Natürlich hast du mit deiner Aussage grundsätzlich recht, aber in diesem Fall bin ich der Meinung, dass die Scheiben ohne ‚Filler‘ besser eingefahren wären.
        Ich habe absolut nichts gegen sperrige Sachen, aber hier kann ich es nicht so gut mit dem Rest der Songs in Einklang bringen, was dann etwas an der Atmosphäre kratzt. Aber das hat mich auch nicht am Kauf gehindert. 🙂
        Alles in allem zwei fantastische Alben, für dich ich ohne zögern 8 Punkte springen lasse.

      2. nili68 sagt:

        Ich hab‘ mich durch Youtube gehört und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mir die nichtsdestotrotz wohl auch kaufen muss. 😉

  3. nili68 sagt:

    Ach, irgendwas zu meckern gibt’s ja immer und Perfektion gibt es nicht, darum hau ich mal 10 Pkt. raus. Im Moment flasht mich die Scheibe so dermaßen, was Originalität, Songwriting und überhaupt alles angeht, das das für mich schon klar geht. Für Irgendwas ist die 10 in der Skala ja auch da und wenn mein Impuls mir das jetzt so sagt. Wenn ich wollte, könnte ich bestimmt etwas nicht ganz Stimmiges finden… aber will ich nicht und der Stilmix muss auch belohnt werden.

    10/10
  4. poshmit sagt:

    Starke Scheibe. Normalerweise sind die enthaltenen Stile nicht unbedingt mein Fetisch. Jedoch ist der vorliegende Mix eine Ohrenweide. Wandert definitiv in meine persönliche High-Class-Liste.

    9/10