Zeal & Ardor - Stranger Fruit

Review

Dass ZEAL & ARDOR nach dem Überraschungserfolg von „Devil Is Fine“ nachlegen würden, ja: mussten, war klar. Insofern wundert es nicht, dass die Band ihrem Sound mit der neuen Platte „Stragner Fruit“ die Kinderkrankheiten langsam austreiben würde. Das hat sie, gerade was den Klang der Platte selbst angeht, einem gewissen Kurt Ballou zu verdanken, der Gagneux und Co. einen amtlich krachenden Sound auf den Leib geschneidert hat, mit dem ZEAL & ARDOR nun eine Revolution anzetteln.

Satanismus als revolutionärer Gedanke

Wie genial dieses Konzept hinter der Band eigentlich ist, haben unzählige Stimmen ja bereits zu „Devil Is Fine“ festgehalten. Die Idee, dass die Sklaven gegen ihre weißen Peiniger aufbegehren, indem sie sich von Gott ab- und dem Teufel zuwenden, liegt irgendwo ja auf der Hand. Umso seltsamer ist, dass kaum jemand zuvor auf die Idee gekommen ist, dies nicht nur thematisch zu verfolgen, sondern auch musikalisch treffend umzusetzen. Die Black-Metal-Wogen, die in die gospeligen, mit klassischem Blues untermalten Sklaven-Chants eingewoben werden, bringen einem dieses Konzept jedoch allein durch ihre schiere Beschaffenheit nahe. Letztere erreichen zwar nicht ganz den Soul eines CHILDISH GAMBINO, doch der Metal klärt mehr als souverän. Man weiß im Grunde schon anhand der Musik selbst, worum es bei ZEAL & ARDOR geht. Und diesen Faden hat die Band bei „Stranger Fruit“ weiter gesponnen.

Von Meutereien, Revolutionen und brennenden Schiffen

Dabei bringen ZEAL & ARDOR vor allem das Kopfkino richtig in Wallung, denn „Stranger Fruit“ nennt gerade aufgrund des neuen, aufgeräumten und kraftvollen Sounds eine enorm intuitive Wirkung sein eigen. „Gravedigger’s Chant“ erzeugt die Bilder von schmutzigen Straßen im Kopf, auf der die Leichen eingesammelt werden. „Row Row“ klingt hektisch, als wären die Rudernden, die in den Lyrics angesprochen werden, auf der Flucht. Doch so richtig kommt das bei „Servants“ zur Geltung, das dank seiner bombastischen Riffarbeit und dem geradezu giftigen Gesang von Gagneux so richtig nach Revolution klingt – man kann die brenneden Sklavenschiffe förmlich vor dem geistigen Auge sehen. Da möchte man sich erhobener Fäuste gleich mit anschließen.

ZEAL & ARDOR sind fast angekommen

„Stranger Fruit“ übertrifft allein dank des technischen Aspektes seinen Vorgänger um Längen. So ganz rund läuft das Album zwar noch nicht, da sich gerade gegen Ende ein paar Wiederholungen eingeschlichen haben, und so ganz im Sinne des Schöpfers möchten die etwas verloren wirkenden Interludes auch nicht funktionieren. Aber das bedeutet ja nur, dass Manuel Gagneux das volle Potential seines Sounds noch nicht in Gänze erforscht hat. Insofern macht „Stranger Fruit“ schon neugierig, wo die Reise des Amerikaschweizers und seiner Band als nächstes hingehen wird, jetzt, wo das einstige Projekt zu einer ernst zu nehmenden Band herangewachsen ist. Bis dahin unterhält die neue Platte von ZEAL & ARDOR jedoch und lässt sich keine groben Schnitzer zu Schulden kommen.

08.06.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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