Zarathustra - In Hora Mortis

Review

ZARATHUSTRA zelebrieren nun also von Tastenklängen durchtränkten Schwarzstahl? Weit gefehlt. Nichtmal drei Minuten zu Beginn des neusten Geniestreiches der deutschen Black-Metal-Horde erklingen brachiale Keyboard-Sequenzen, die „In Hora Mortis“ kombiniert mit schleppenden Akkord-Abfolgen stimmig einleiten, um nach nichtmals drei Minuten ein infernales Feuer zu entfachen. Was sich mit der „Contempt“-EP ankündigte, treiben ZARATHUSTRA nun auf die Spitze, ohne zu viele Experimente zu wagen, an Dynamik zu verlieren, dem Progressiven zu huldigen oder gar auf der Stelle zu treten.

Wuchtige Gitarren, eine atemberaubende Stimmung, ein beinahe warmer, zugleich aber unbarmherzig-stählerner Klang und eine Intensität, die aus dem teutonischen Raum seit viel zu langer Zeit nicht mehr vernommen wurde, dirigieren den Verlauf des sich etwas oberhalb der Dreiviertelstundenlänge befindlichen Albums. Standen ZARATHUSTRA bis dato noch für dreschige, pechschwarze und doch verhältnismäßig schnell zugängliche Düster-Akustik, so revidiert das Debut bei Agonia Records diesen Eindruck partiell, ohne der Band die musikalische und atmosphärische Hingabe abzuerkennen. Der Thrash-Anteil wurde arg zurückgeschraubt und ist prägnanten Saiten-Attacken, gekonnt inszeniertem Trommelgewitter, der rabiat krächzenden Stimme Hurricanes und einer leider viel zu kurzen Klargesangs-Passage gewichen. Das abwechslungsreiche Songwriting zeichnet „In Hora Mortis“ aus und wertet den Gesamteindruck zusätzlich auf.

Ein Meilenstein innerhalb des formations-eigenen Schaffens ist „In Hora Mortis“ geworden, um nicht zu sagen, ein Album, das sowohl als Aushängeschild für das Necromorbus-Studio herhalten muss, als auch für den deutschen Black Metal einen gehörigen Wert haben wird. Gott ist tot – es lebe ZARATHUSTRA!

30.10.2006
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