Yvette - Process

Der kleine Kniff, mit dem das Duo YVETTE aus Brooklyn, New York, den Hörer für sich einnehmen möchte, ist zu schnell zu durchschauen: So gibt sich ihr Debüt „Process“ mit dem Industrial-Panzer – schrill brodelnd, pumpend, und doch mechanisch kalt – vordergründig schroff und unzugänglich, nur um den sporadischen Gesang Noah Kardos-Feins als Gegenpol positionieren zu können: Betont sanft, mit massentauglichem Charme, manchmal eher zurückgelehnt, manchmal dezent beschwörend wirkend, fungiert die Stimme als Trojanisches Pferd und öffnet sicherlich das ein oder andere Ohr.

Doch das Feuerchen, das die Industrial-/Post-Punk-Melange mit dem Erwecken des Bildes vom zerbrechlichen, menschlichen Restleben in der großen, bedrohlichen Maschine entfacht, ist schnell verpufft. Spätestens nach der Hälfte der gut halbstündigen Platte siegt die Gewissheit, dass hier nicht Spannendes mehr passiert, nachdem sich der Reiz des Hart-sanft-Kontrastes abgenutzt hat wie ein minderwertiger Bremsbelag. Zum Ende hin hat sich die martialische, aber beliebig bleibende elektronische Geräuschwand mit den Gesangsfetzen zur nervenreizenden Gleichförmigkeit gewandelt. Sicher, die vertonte Langeweile wird von Geschmacksstümpern gerne zur hypnotisierenden Monotonie, die nur große Künstler zu erschaffen imstande seien, erklärt – aber die Tauben lassen sich vom Einohrigen ja gerne viel erzählen.

Selten finden sich bessere Bestätigungen als „Process“ für die Beobachtung, dass das, was über die Kurzstrecke von zwei oder drei Liedern durchaus funktioniert, auf der Langstrecke oftmals kläglich scheitert: Das (beileibe nicht neue) Konzept YVETTEs ist zu schwach, um das komplette Album zu tragen – zwingend hätte der Industrial/Post-Punk mit immanentem Pop-Einschlag zusätzliche Reizpunkte benötigt.