Yggdrasil - Vedergällning

Review

Magnus Wohlfart ist schon ein umtriebiger Musiker: Nicht nur, dass er 2009 auf dem zweiten Album von VANMAKT die Gitarren einspielte, letztes Jahr mit seinem Soloprojekt NAE’BLIS sein Debütalbum vorlegte und dieser Tage mit der Yiddish-Folk-Metal-Formation DIBBUKIM das Erstlingswerk „Az A Foygl Un A Goylem Tantsn“ veröffentlicht: Jetzt steht mit „Irrbloss“ das bereits dritte Album seiner Band YGGDRASIL an, und wenn das noch nicht reichen würde, werden nun die beiden Frühwerke der Band via Grand Master Music neu aufgelegt, und somit auch das Zweitwerk „Vedergällning“. Und das ist doch ein guter Moment, um sich einmal die Frage zu stellen, ob Mr. Wohlfart ein so vielseitiger wie genialer Musiker wie Dan Swanö ist oder doch eher am Rogga-Johansson-Syndrom leidet (der ja durchschnittlich alle drei Monate mit einer neuen Scheibe auf der Matte steht, ohne aber letztlich zu überzeugen)?!

Doch zunächst das Album: Auch wenn „Vedergällning“ seine Daseinsbereichtigung hat, fehlen ihm doch die ganz großen Momente. Dabei beginnt das Werk mit „Oskorei“ gar nicht mal so schlecht: Eine Pianomelodie, die von rasanten Drums mitgerissen wird und schließlich von eingängigen Gitarren und hymnischen Leads ergänzt wird. Der Grunzgesang könnte zwar etwas charismatischer sein, genauso die einsetzenden hymnischen Chöre, die im Grunde keine Melodie intonieren, sondern lediglich Harmonien.

Der Titeltrack „Vedergällning“ beginnt seinem Titel entsprechend („Vergeltung“) zupackend, genauso wie das nachfolgende „Vitterdimmorna“, und „Ekot Av Skogens Sång“ klingt ein wenig wie VINTERSORG ohne schiefen Klargesang. Und klar, die Akustikgitarren in „Valkyria“ sind perfekt in den Song eingebunden. Kurz, das Album bringt von den Anlagen her alles mit, um letztlich überzeugen zu können – ordentliche Endarker-Produktion mit einem ausgewogenen Sound, solide instrumentale Fähigkeiten der beiden Hauptakteure und nachvollziehbares Songwriting.

Allerdings krankt das Album ein wenig an seinen hausbackenen Melodien und Harmonien, die weit davon entfernt sind, Unerhörtes zu präsentieren oder zu überraschen. Da gibt es mal träge Akkordverschiebungen über rasantem Rhythmus, dann wieder abgehangene Chorharmonien über schlaffen Gitarrenleads. Schlecht ist zwar kein Lied auf „Vedergällning“ – aber so richtig überzeugend eben auch nicht. Vielmehr solides Mittelmaß, mit leichter Tendenz nach oben. Und aufgrund der netten Aufmachung der Wiederveröffentlichung gibt es dafür auch knappe sechs Punkte.

Für die Zukunft würde ich mir aber wünschen, dass Mr. Wohlfart einmal innehält und die gebotene Musik vor der Veröffentlichung auf ihre Langzeitwirkung testet. Spätestens dann wäre der Vergleich zu Rogga Johansson hinfällig – aber erst dann.

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02.05.2011

- Dreaming in Red -

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