Yerûšelem - The Sublime

Review

Soundcheck Februar 2019# 16

2017 veröffentlichten die französischen Avantgarde Black Metaller BLUT AUS NORD erst ihr neues Album „Deus Salutis Meæ“, und nun präsentieren zwei der dort involvierten Musiker – Bandkopf Vindsval und Keyboarder/Elektroniker W.D. Feld – ein neues Album von einem neuen Projekt: „The Sublime“ von YERÛŠELEM. Darin gehen sie nicht ganz von ihren Black-Metal-Wurzeln weg, der eine oder andere Schwarzstahl-Moment ist auf „The Sublime“ durchaus hörbar. Dennoch schwankt YERÛŠELEM deutlich näher zur anderen Seite von BLUT AUS NORD, nämlich der avantgardistisch-experimentellen, mit Industrial-Elementen angereicherten Seite.

YERÛŠELEM stellen eine skurrile Mischung dar, aber kein Black-Metal-Projekt

Dass die beiden Musiker hinter dem Projekt solche Dinge können, das haben sie bereits mehrmals mit ihrem Hauptprojekt bewiesen, bei YERÛŠELEM jedoch zeigen sie sich deutlich musikalischer. Klar, die kalten, oft disharmonischen Samples sind vorhanden, aber auch solche Dinge wie verträumt-melancholische Clean Vocals. Generell ist die Kälte, die „The Sublime“ durchzieht, eher eine solche, wie sie viele Post-Punk-Bands erzeugen, als die klassische Black-Metal-Kälte. Dazu gesellen sich Industrial-Einflüsse, Post-Rock und hier und dort Ambient-Soundscapes, wobei die einsame E-Gitarre und der absichtlich mechanisch klingende Drumcomputer nie ganz aus dem Gesamtbild verschwinden.

„The Sublime“ ist anmutig und zermalmend zugleich

Mit diesen Zutaten kredenzen YERÛŠELEM ein Album, das eigentlich gegen den Strich gespielt sein will, dabei aber tief unter die Haut geht und sofort zupackt. Natürlich muss man ein Faible für elektronisch angereicherte Musik haben und erst recht für Musik, die eher gefühlt als gehört werden will. Von der Vorstellung, hier Black Metal zu hören, sollte man sich sowieso verabschieden, wenngleich Vindsval und W.D. Feld natürlich nicht komplett aus ihrer Haut können (zum Beispiel in „Autoimmunity“ oder in „Triiiunity“ zu hören). Dann jedoch bekommt man mit „The Sublime“ ein wirklich packendes, atmosphärisches Album, das emotional ungefähr das versucht, was das Cover-Artwork verdeutlicht: Es ist anmutig und schön, das Pferd, aber es hat das Potenzial, die niederkniende Figur davor zu zertrampeln.

Ein Album für alle und keinen – ein Album voller Gegensätze

Damit ist „The Sublime“ kein Album für den schnellen Genuss, obwohl es direkt ins Ohr geht. Es ist kein einfach zugängliches Album, obwohl es ob seiner surrealen Stimmung sofort packt, wenn man in der Stimmung dafür ist. Es ist ein Album für experimentelle Geister, aber nicht, wenn man Musik zu Tode analysieren und nur verkopft hören will. Besser ist es, wenn jeder, der sich von dieser Beschreibung angesprochen fühlt, selber ein Bild via YouTube, Bandcamp et cetera macht – denn das YERÛŠELEM-Debüt ist ein Album voller Gegensätze, das vielen gefallen kann, aber nicht muss. Dem Rezensenten gefällt es aber ausgesprochen gut – unter Beachtung der genannten Vorsichtsmaßnahmen ein klarer Tipp!

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30.01.2019

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