Der Albumtitel klingt vollmundig, vielleicht sogar etwas großspurig, in jedem Fall weckt er Interesse. Wer jetzt aber bei „Black Magic: All Mysteries Revealed“ die Vertonung schwarzmagischer Rituale bei Fackelschein auf nächtlichen Friedhöfen und bei YEAR LONG DISASTER eine Black-Metal-Band vom Schlage DARK FUNERAL erwartet, sollte besser nicht weiterlesen. Zunächst: YEAR LONG DISASTER spielen Rock, und zwar eine ziemlich energiegeladene und gleichzeitig abwechslungsreiche Variante. Stadionrock ist das nicht, sondern eine bisweilen ziemlich intime Angelegenheit. Dafür sorgt in erster Linie Frontmann Daniel Davies, Sohn von KINKS-Lead-Gitarrist Dave Davies und Neffe von Ray Davies, dessen goldene Stimme er geerbt hat.
So klingt Mr. Davies in „Seven Of Swords“ fast wie die Reinkarnation eines Shannon Hoon, wobei auch das schöne Gitarrenspiel die Erinnerung in diese Richtung lenkt. Bei „Foggy Bottom“ kommen ab Minute 3:30 unweigerlich alte RUSH in den Sinn, seltsam progressiv ist diese Passage, auch wenn YEAR LONG DISASTER ansonsten nichts mit den Kanadiern am Hut haben. „Show Me Your Teeth“, „Love Like Blood“, „Major Arcana“ und „Cyclone“ sind vielmehr äußerst kräftige und elegante Rocker, die viel von den ausgeklügelten Harmonielinien leben. Nicht zu vergessen das Gitarrenspiel von Daniel Davies, das eine Mischung aus offenen Riffs und Improvisationen zu sein scheint, ohne dass er sich irgendwann verzetteln würde. Trotzdem verwandeln sich einige der Stücke in nicht zu stoppende Dampfwalzen, was vornehmlich auf die tighte Spielweise der drei US-Amerikaner zurückzuführen ist, die nur selten hohe Lautstärke und übermäßige Verzerrungen notwendig macht.
Ihr merkt schon, „Black Magic: All Mysteries Revealed“ ist ein richtig gutes Rockalbum, das über einen längeren Zeitraum richtig Spaß machen kann – daran hat auch der schicke Analogsound seinen Anteil. Was hat es nun aber mit dem Albumtitel auf sich? „Black Magic: All Mysteries Revealed“ ist ein Konzeptalbum, das vom Roman „Der Meister und Margarita“ des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow inspiriert wurde und sich mit Werten wie Gut und Böse auseinandersetzt. Der Gang in die nächste Bibliothek ist also angeraten, genauso wie der Gang zum Plattenhändler Eures Vertrauens.
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