Yawning Man - Macedonian Lines

Review

„YAWNING MAN waren die krasseste Desert-Rock-Band aller Zeiten“, erinnerte sich Augenzeuge Brant Bjork an legendäre Jams aus den späten 80ern. „Da hängst du einfach in der Wüste rum, feierst und dann tauchen die Jungs in ihrem Van auf, gerade als die Sonne untergeht“. Schließlich wurde ein Generator angeworfen und die Band jammte zur Freude der Anwesenden munter drauf los. Brant Bjork wurde mit der Stoner-Rock-Band KYUSS später weltweit erfolgreich und berühmt. YAWNING MAN, seine Vorbilder, blieben lange Zeit eine obskure Band aus der Frühzeit des Stoner Rock.

YAWNING MAN – Urgesteine des Stoner Rock

Erst im Jahr 2005 rangen sich die Jungs zu einem Studio-Album durch, blieben aber weiterhin ein Insider-Tipp, ohne Weltruhm. Gut, der ist einer Band, die jahrelang nur wilde Gigs in der Wüste des Coachella Valley in Kalifornien gespielt hat, vermutlich ohnehin egal. Dennoch waren YAWNING MAN fleißig, gingen auch in Europa auf Tour und rückten tiefer ins Bewusstsein der Genrefans.

Mit „Macedonian Lines“ erscheint dieser Tage ein neues Album, das einmal wieder den Spirit der Wüste atmet, gleichzeitig aber auch in die tiefe Dunkelheit der Nacht entführt. Viel Melancholie und leichte, doch nicht dünne Klänge finden sich auf dem neuen Album von YAWNING MAN, die trotz ihres Bandnamens keine Langeweile aufkommen lassen.

Instrumentaler Stoner Rock in bester Form wird dargeboten, angetrieben durch knarzige Bässe und ein zurückhaltend spielendes, vielleicht etwas zu leise abgemischtes, Schlagzeug. Ein ungezwungener Jam-Charakter verleiht „Macedonian Lines“ einen beinahe schon intimen Charme, dem sich der geneigte Zuhörer nur schwer entziehen kann.

„Macedonian Lines“ ist nahbar, bleibt aber fremd

Trotz dieser Nahbarkeit wirkt das Album insgesamt entrückt, ungebunden. Die eingangs beschriebene Szene umfasst wohl am ehesten den Charakter von YAWNING MAN und „Macedonian Lines“. Freundliche Besucher, die unvermittelt mit ihrem Van auf einer Party auftauchen, wie Aliens mit einem Raumschiff. Dennoch fügen sie sich direkt ein und teilen ihre Kunst, reißen mit, auch wenn sie bald wieder weiterziehen werden.

Das Wissen um die Flüchtigkeit dieses schönen Augenblicks bleibt jedoch im Hinterkopf bestehen. Aufgrund seiner Unbeständigkeit bleibt er trotz aller Nähe letztlich fremd. „Macedonian Lines“ schließlich, ist dementsprechend ein schönes Hörerlebnis für den Moment, von dem aber nur wenig für die Ewigkeit bleibt. Perfekt für eine verträumte warme Sommernacht, mehr aber auch nicht.

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12.07.2019

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