Betrachtet man Österreich auf der Landkarte des Metal, hat sich unser geschätzter Nachbar bisher eindeutig durch Death Metal-Exporte einen Namen gemacht. PUNGENT STENCH oder DISHARMONIC ORCHESTRA leisteten sogar Pionierarbeit, während sich heutzutage BELPHEGOR eine ordentliche Fanschar erspielen konnten. Im Bereich des Thrash Metal hinkte man jedoch immer der übermächtigen Konkurrenz aus Deutschland oder Übersee hinterher.
Daran werden auch die bereits 1997 gegründeten YARVIS nichts ändern, die dieser Tage erst ihre zweite Veröffentlichung in neun Jahren Bandgeschichte abfeuern. Erfreulich an „The Minor Brigade“, so der Titel des zweiten Demos: Es scheint, als sei der Vierer völlig unbeeindruckt geblieben von dem, was in den letzten Jahren den Thrash Metal modernisiert hat. Stattdessen tönen YARVIS, wie es in der Bay Area mit Bands wie EXODUS vor ca. 20 Jahren zum guten Ton gehörte. Zwar etwas grooviger und weniger speedig orientiert als die Originale, zeigt sich das Riffing auf diesem Fünftracker mit viel Power und zusätzlich Melodie durchsetzt.
Allerdings bleibt einem trotzdem nicht verborgen, dass die Tiroler einige eklatante Schwächen nicht kaschieren können. Zum einen wäre da das schon erwähnte, kraftvolle Riffing, das nach brauchbarem Beginn („Middle Ground“) allerdings spätestens ab dem dritten Track sein Pulver verschossen hat und auch bei Nostalgikern eher für ein herzhaftes Gähnen als für Mattenrotation sorgen dürfte. Des Weiteren tönen Junkas Vocals zwar angenehm kehlig durch die Boxen, was in den brutaleren Passagen durchaus hilfreich sein mag. Wird es jedoch melodischer, stößt der gleichzeitig die Rhythmusgitarre bedienende Frontmann relativ schnell an seine Grenzen. Abschließender Kritikpunkt ist die Produktion. Für Undergroundverhältnisse zwar in Ordnung gehend, ist jedoch zu jeder Sekunde offensichtlich, dass old-schooliger Midtempo-Thrash Metal auch einen Sound mit Schmackes im Allerwertesten braucht, um einzuschlagen. Sonst verpufft die größte Riffkanonade als wirkungsloses Sperrfeuer und der fetteste Groove holterdipoltert sich mehr schlecht als recht aus den Speakern.
So leid es mir für YARVIS und unsere Grenznachbarn auch tut, „The Minor Brigade“ geht allenfalls als durchschnittlicher Provinzthrash durch, der live kurzweilig ballern mag, auf Konserve jedoch recht schnell langweilt.
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